Blessing Verlag antwortet auf Errata Liste von Suhrkamp / Wirbel um Unseld Buch

Die Medien waren früher informiert als der Handel: Der Suhrkamp Verlag hat zu dem ab heute ausgelieferten (ET-Termin ist erst der 12.9.!) Buch „Unseld“ von Peter Michalzik bereits vorab eine „vorläufige Errata-Liste“ versandt, die nach Meinung des Blessing Verlages die Medien „gezielt“ beinflussen soll (siehe auch die SZ oder die taz von heute [mehr…]) und mindestens ein Reihe von ebenfalls falschen Behauptungen beeinhalte. Hier jetzt im O-Ton eine erste Stellungnahme des Verlages zu der Errata-Liste. Wir dürfen uns wohl auf weiteren Schlagabtausch gefasst machen.

Zur sogenannten „Vorläufigen Errata-Liste“ des Suhrkamp Verlages

In seiner „Vorläufige Errata-Liste“ genannten Darstellung unterlaufen dem Suhrkamp Verlag allein auf der ersten Seite folgende Fehler oder fragwürdige Behauptungen:

Der Suhrkamp Verlag behauptet, Siegfried Unseld habe kein Tagebuch geführt. Im Stern Nr. 40 aus dem Jahr 1994 antwortet Siegfried Unseld auf die Feststellung, dass er seit
25 Jahren Tagebuch führe: „Ich führe eine intime Chronik des Verlags, die erst zehn Jahre nach meinem Tod veröffentlicht werden darf. Das sind bis jetzt 25 Leitz-Ordner. Eheprobleme tauchen darin nicht auf, aber ich habe natürlich die Kontroverse um meinen Sohn beschrieben.“ Diese Aufzeichnungen wurden auch im Suhrkamp Verlag als Reisetagebuch bezeichnet. Im Übrigen liegen unserem Autor Teile aus diesem Text vor. Der Ton dieser Aufzeichnungen rechtfertigt die Bezeichnung „Tagebuch“ voll und ganz.

Der Suhrkamp Verlag behauptet, dass Siegfried Unseld bei der Rede anlässlich der 50-Jahr-Feier im November 2001 im Gegensatz zu der Darstellung unseres Autors über seinen Vater gesprochen habe. Das Redemanuskript Siegfried Unselds zu der Feier am
29. November 2001 erwähnt seinen Vater mit keinem Wort.

Der Suhrkamp Verlag behauptet, dass Siegfried Unseld und Ulla Berkéwicz nicht vor, sondern nach der Entstehung von Engel sind schwarz und weiß an Orte seiner Kindheit und Jugend gefahren seien. Nach den Informationen unseres Autors besichtigten sie die fraglichen Orte in der Zeit nach ihrer Heirat am 28. August 1990. Engel sind schwarz und weiß erschien im Frühjahr 1992.

Der Suhrkamp Verlag weist darauf hin, dass widersprüchliche Angaben dazu gemacht würden, wann die Wohnung der Eltern ausgebombt wurde. Die Angaben sind nicht widersprüchlich, tatsächlich wurde erst die eine, dann eine andere Wohnung, in der die Eltern untergekommen waren, ausgebombt. Das hat Siegfried Unseld im Gespräch mit unserem Autor bestätigt.

Der Suhrkamp Verlag behauptet, Siegfried Unseld hätte sich nicht um einen Studienplatz im Fach Medizin bemüht. Unser Autor schreibt: „Für ihren Ältesten wünschte sich die Mutter, dass er Arzt würde, aber er bekam keinen Studienplatz und hatte auch sonst keine Lust auf diesen Beruf.“ In seinem Buch Begegnungen mit Hermann Hesse schreibt Siegfried Unseld auf Seite 13: „Ich wusste nicht, was ich werden wollte. Der Wunsch der Mutter, ihr Sohn möchte Medizin studieren, scheiterte an den damaligen Numerus-clausus-Bedingungen der Universitäten, meine Lust dazu war ohnehin nicht groß.“

Um die Aussage zu entkräften, Siegfried Unseld habe später suggeriert, mehr Vorlesungen gehört zu haben, als es tatsächlich waren, listet der Suhrkamp Verlag die Lehrveranstaltungen laut Studienbuch auf. Für das fünfte Semester heißt es dort, Siegfried Unseld habe sieben, für das sechste, er habe sechs Lehrveranstaltungen belegt. Tatsächlich war Siegfried Unseld im fünften Semester nicht in Tübingen, wie er selbst im Interview mit Peter Roos, unter anderem abgedruckt in dem Briefwechsel Siegfried Unselds mit Uwe Johnson, mitteilt (Seite 1151). Das sechste Semester, sagt Siegfried Unseld hier weiter, habe er frei gehabt, um an seiner Dissertation zu schreiben (ebenfalls Seite 1151). Im weiteren Verlauf des Interviews sagt Siegfried Unseld, er habe in viele Lehrveranstaltungen nur reingeschaut. Siegfried Unseld behauptet an verschiedenen Stellen, eine Vielzahl von Veranstaltungen in den Fächern Alte Deutsche Philologie, Neue Deutsche Philologie, Sinologie, Philosophie, Bibliothekswissenschaft und auch juristische Vorlesungen besucht zu haben. Das ist bei der kurzen Studienzeit von netto vier Semestern und einem Abschlusssemester und der gleichzeitigen Belastung durch seine Vollzeitarbeitsstelle nicht nur schwer vorstellbar, sondern unmöglich.

Der Suhrkamp Verlag behauptet, Zweifel an Siegfried Unselds Teilnahme am Studienkreis von Carlo Schmid seien unbegründet. Diese Aussage soll mit einem Zitat von Petra Weber gestützt werden. Der Verlag kann nicht ersehen, warum dieses Zitat die Schlussfolgerungen unseres Autors auf Seite 59 des Buches tangiert.

Eine erste Prüfung der weiteren Seiten der „Vorläufigen Errata-Liste“ lässt darauf schließen, dass hier ebenfalls falsche Behauptungen oder Ungereimtheiten zu finden sind.

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