Der Samstagabend und der Morgen danach

Jetzt wird auch noch das Festivalcafé zu klein. Gestern Abend der volle Trubel. Was gegen 9 Uhr noch harmlos aussieht, geätt nur eine Stunde später zur ultimativen Großparty aller Literaturgeher. Die Drehtüren arbeiten pausenlos und spucken Prominente auf Prominente aus.

Erster ist der Literat Feridun Zaimoglu mit der FAS-Journalistin Johanna Adorján, er kommt von seiner ausverkauften bild(l,3865)Lesung, die nächste Drehung bringt Margriet de Moor, dann den Schauspieler und Politikersohn Matthias Brandt, gefolgt von Robert Gernhardt, schließlich der Wunder-DJ Hans Nieswandt der gerade mit „Disko Ramallah“ sein zweites Buch vorlegt. Und dann folgen in loser Reihenfolge Cordula Stratmann, „Hart aber Fair“- Moderator und Grimme-Preisträger Frank Plasberg (dessen Frau Angela Maas verantwortet das Kinderprogramm der lit.) und schließlich unser aller Finanzminister Peer Steinbrück.

Nervöses Stühlerücken setzt ein, als der sich mitsamt seiner Entourage und den Leibwächtern in der Mitte des Raumes platziert. bild(r,3866)Legt sich aber bald wieder und ich beginne so allmählich die innere Struktur des Festivals zu verstehen. Alle hatten kurz Angst vor der Steuerfahndung, aber ansonsten kümmert man sich hier nicht um Stars.

Köhler übertreibt es an diesem Abend. Anstatt dem Finanzminister den gekühlten Weißwein zu reichen, bedient er erst einmal dessen – darauf sehr verwunderte – Leibwächter, was immerhin ein Schmunzeln auf die Lippen des Festivalmachers treibt. „Wir sind Stars“ scheint die Devise, und somit kümmert sich niemand um all den Stress, der für gewöhnlich damit einhergeht. Dauert eine Weile bis Steinbrück das versteht.

Am Ende der langen Nacht sitzt er aber friedlich neben Autor Robert Wilson, den er übrigens grandios, wie zu erfahren war, moderiert hat, und man merkt sichtlich, wie er entspannt. Dem Zauber der lit. erliegt sogar ein deutscher Spitzenpolitiker, den Termin der nächsten lit. hat er sich jedenfalls schon einmal notiert. Nach einer Stunde mischt sich alles und ich verliere den Überblick.

Mit einer dunklen Sonnenbrille mache ich mich am nächsten Morgen schon in aller Frühe auf zur Matinee mit Doris Lessing ins Schauspielhaus. Schon wieder Schlange stehen, und das ohne Frühstück. Der Anblick von Suzanne von Borsody bringt mich dann zurück ins Leben und der dritte Tag beginnt.

Morgen Nachmittag an dieser Stelle das neueste von der zweiten Nacht

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