Die Krimi-Institution Negra y Criminal schließt

Die spanische Referenz für Kriminalliteratur in Barcelona und ganz Spanien schlechthin, die auf knappen 50qm untergebrachte Buchhandlung Negra y Criminal im alten Fischerviertel der Stadt, in der Barceloneta, ist das jüngste Opfer des allgemeinen Buchhandlungssterbens in der Stadt und im Land; sie wird am 3. Oktober ihre Türen schließen.

„Der untreue Kunde hat die Negra y Criminal ermordet“, resümierte Paco Camarasa, als er die Schließung seines Ladens gestern bekanntgab und bezog sich damit auf die Tatsache, dass – trotz des Aufwinds, den die novela negra in Spanien erfährt – seine Umsätze immer weiter nach unten gingen.

Der Kunde ist bequem geworden und scheut den Weg in die Unterstadt, kauft lieber in den zentralen Läden der großen Buchhandelsketten und in den Supermärkten und bei Amazon oder er „bezieht“ vielfach die E-Book-Versionen der Krimis illegal. Neben dem chinesischen Markt ist es der spanischsprachige, der am meisten durch die Piraterie geschüttelt wird.

Die Negra y Criminal wurde vor 13 Jahren von Paco Camarasa und seiner Frau Montse Clavé gegründet, und es gibt wohl keinen Kriminalschriftsteller der Welt, der Barcelona besucht hat, ohne der Buchhandlung seine Aufwartung zu machen. Da Camarasa ebenso der Initiator und Kurator der alljährlich im Februar abgehaltenen BCNegra ist, sind die Besuche von nationalen wie internationalen Krimiautoren in der Stadt Legende. Die offizielle Besucherliste beläuft sich auf 345 Autoren des Genres, es fehlt kaum jemand auf ihr (siehe hier: http://www.negraycriminal.com/index.php?view=visitas).

Leider ist der Exitus der Negra y Criminal kein wirklicher Einzelfall – im vergangenen Jahr haben 912 Buchhandlungen in Spanien geschlossen oder haben schließen müssen, das sind 2,5 Buchhandlungen pro Tag. Dem gegenüber standen zwar 226 Neugründungen, denen man aber in den meisten Fällen trotz aller Bewunderung für ihren Mut ein längeres Leben nicht wirklich zutraut.

Es bleiben immer noch 3.650 Etablissements auf der gesamten Halbinsel, das klingt viel, aber bei 40 Millionen Einwohnern, die das Land hat, dann doch wahrlich nicht. Als gute Notiz bleibt, dass Paco Camarasa sich weiterhin um die Organisation der BCNegra kümmern wird, seine atemberaubende Kenntnis des Genres und sein unermüdlicher Geist bleiben uns und allen Krimiliebhabern also erhalten. Aber die Trauer um das Ableben der Negra y Criminalist und bleibt groß.

Guenter G. Rodewald

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