Die Schweizer Buchbranche verliert ihre einzige eigene Ausbildungsstätte

Die Zentrale Buchhandelsschule (ZBS) in Olten war einstmals das Flaggschiff der eidgenössischen Buchhändler für Aus- und Weiterbildung. Jetzt ging es nicht sang- und klanglos, sondern mit viel Getöse unter.

Die ZBS wurde mit Hilfe der Großbuchhandlungen in Olten 1990 gegründet, 1992 wollte der SBVV erfolglos eine zentrale Buchhändler- und Verlegerschule lancieren. 1994 bezog die ZBS neue Räume, 1995 wurde mit Kurz- und Kaderlehrgängen gestartet und 1998 erhielten die Lehrabschlussprüfungen die staatliche Anerkennung. Aufbruchstimmung, ja Euphorie kam auf. Neben der Schule entstand ein neues Bürohaus direkt am Bahnhof, modern, groß und sehr teuer. Der letztgenannte Umstand hinderte die Schulleitung nicht daran, sich in diesen ‚Palast‘ einzumieten. 2001 eröffnete die Schule gleich auch eine Lehrbuchhandlung, die sie im selben Jahr wieder schließen musste, denn die Idee als solches war gut aber über den Standort und die Rentabilität wurde erst zu spät gedacht. Das Fiasko war programmiert und absehbar. „Wie die Polizei; zuerst schießen, dann fragen“ hieß es zynisch von Betroffenen.
Restrukturierungsmaßnahmen, provisorische Finanzlösungen und Darlehen konnten den Niedergang nicht mehr aufhalten.

Im Dezember kam die Ankündigung: „Schluss mit ZBS“. Nicht die Qualität, sondern die Bonität sei der Grund. Die Gewerkschaft comedia appellierte in einem offenen Brief für einen letzten finanziellen Beitrag damit die Lehrlinge unter normalen Verhältnissen die Lehre vollenden könnten. Doch damit wurde nichts. Die Branche wurde nach der Generalversammlung mit einer
umgehenden Schließung überrascht. Die staatlichen Schulen in Bern und Winterthur sind nun gefordert und müssen die Lehr- und Personalpläne schnellsten neu organisieren, denn sehr bald kommen neue junge Lehrlinge mit Mappen unter dem Arm und sicher auch mit Wut im Bauch. SBVV-Präsident Men Haupt schrieb: „Ich geniere mich fast ein wenig, wenn ich daran denke, welchen Eindruck die Auszubildenden von unserer Branche erhalten haben
müssen, obwohl mich und den Verband keinerlei Schuld trifft.“

Die Diskussion über die wahren Schuldigen ist somit offiziell eröffnet und die Lehrlinge dürften sicher das Fach Betriebswirtschaft alle bestehen…

Urs Heinz Aerni

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