Europäische Studie zeigt wachsende Professionalisierung

Das verlagsunabhängige Veröffentlichen von Büchern habe sich europaweit etabliert und sei für die Autoren längst mehr als ein Hobby. Selfpublisher nutzten gezielt den einfachen Zugang zum Buchmarkt und die kreative Freiheit über ihr Werk mit einem professionellen Interesse. Zu diesem Ergebnis kommt die Europäische Selfpublishing-Studie 2016 von BoD – Books on Demand.

Mit knapp 5.500 Autoren aus sieben Ländern ist die Studie die größte Erhebung zum Thema Selfpublishing in Europa. Erstmals wurden im Rahmen der Studie auch Leser und Buchhändler befragt.

Die volle inhaltliche, gestalterische und rechtliche Kontrolle über das eigene Werk im verlagsunabhängigen Veröffentlichen hat bei den Autoren erheblich an Bedeutung gewonnen. Gaben in der ersten Selfpublishing-Studie von 2013 68 Prozent der befragten Autoren in Europa an, dass sie Selfpublishing vor allem wegen der inhaltlichen Kontrolle nutzen, so sind es heute 91 Prozent.

Auf Grundlage der Motivation lassen sich deutschsprachige Selfpublishing-Autoren in drei Gruppen aufteilen: Hobby-, Berufs- und Expertenautoren. Mit 49 Prozent sind die Hobbyautoren, die das Schreiben als Freizeitbeschäftigung betreiben, die größte Einzelgruppe. 51 Prozent der Autoren nutzen Selfpublishing allerdings bereits mit einem unternehmerischen Interesse. Expertenautoren (39 Prozent) veröffentlichen insbesondere Ratgeber und Sachbücher als ein Nebenprodukt ihrer Arbeit als Berater oder Journalist. Am professionellsten tritt die Gruppe der Berufsautoren (12 Prozent) auf. Für sie ist Selfpublishing eine Hauptbeschäftigung und Einkommensquelle. Mit 15 Stunden in der Woche investieren sie von allen Autoren am meisten Zeit in das Schreiben. 2013 lag der Anteil der Berufs- und Expertenautoren noch bei 26 Prozent.

Mit dem zunehmenden Erfolg von Selfpublishing-Titeln steigt auch der Qualitätsanspruch. 50 Prozent der Berufsautoren arbeiten daher bei der Erstellung, Gestaltung und Vermarktung ihrer Bücher mit Dienstleistern wie Grafikern und Lektoren zusammen. Insgesamt geben 36 Prozent der deutschsprachigen Self-Publisher an, die Unterstützung von Dritten zu nutzen. 11 Prozent von ihnen investieren hierfür 1.000 Euro und mehr. Als Folge etabliert sich eine Dienstleistungsbranche rund um die professionellen Bucherstellung und -vermarktung.

Die steigende Qualität von Selfpublishing-Titeln wird an der wachsenden Bedeutung des Lektorats sichtbar. 2014 griffen 48 Prozent der deutschsprachigen Autoren, die mit Dienstleistern arbeiten, auf ein Lektorat zurück. Heute sind es 60 Prozent und bei den Berufsautoren sogar 74 Prozent.

Im Rahmen der Europäischen Selfpublishing-Studie 2016 wurden neben Autoren erstmals auch Leser und Buchhändler aus Deutschland zu ihren Erfahrungen mit selbstverlegten Büchern befragt. 87 Prozent der befragten Leser gaben an, Selfpublishing zu kennen. Von diesen haben 78 Prozent bereits ein selbstverlegtes Buch gelesen und 86 Prozent bewerten den Gesamteindruck der Titel als gut bis sehr gut.

Von den teilnehmenden Buchhändlern erhalten 40 Prozent zum Teil mehrmals wöchentlich Kundenanfragen zu selbstverlegten Büchern. Die befragte Mehrheit reagiert auf die Nachfrage mit einer Aufnahme der Bücher ins eigene Sortiment. 58 Prozent führen oder führten bereits verlagsunabhängige Titel in ihrer Buchhandlung. 12 Prozent planen dies noch zu tun. Als entscheidende Voraussetzung hierfür nennen 54 Prozent der Buchhändler die Anbindung der Titel über das Barsortiment.

31 Prozent der Buchhändler sind der Meinung, dass Selfpublishing in Zukunft für den stationären Buchhandel an Bedeutung gewinnen wird. Verbesserungspotenzial sehen sie künftig aber noch bei der inhaltlichen und der gestalterischen Qualität der Bücher.

Um möglichst viele Leser zu erreichen, veröffentlicht die Mehrheit von 69 Prozent der Selfpublisher in Europa ihre Titel als Printbuch und E-Book und nutzt für den Vertrieb die gesamte Bandbreite an Verkaufskanälen. Der Online-Buchhandel ist dabei mit 84 Prozent europaweit der mit Abstand wichtigste Vertriebsweg.
Autoren im Selfpublishing zeigen sich darüber hinaus offen für neue Vertriebswege und erweisen sich als Vorreiter im Buchmarkt. 33 Prozent der deutschsprachigen Autoren verwenden den jungen und stark wachsenden E-Book-Verleih, um Lesern ihre Bücher zugänglich zu machen.

Im Ergebnis zeigt sich, dass die Zufriedenheit der Selfpublisher mit ihren Buchverkäufen von Jahr zu Jahr kontinuierlich steigt. Lag diese 2013 noch bei 32 Prozent, erreichte sie 2014 schon 49 Prozent. Heute sind mit 55 Prozent mehr als die Hälfte aller Autoren im Selfpublishing zufrieden oder sogar sehr zufrieden mit dem Verkauf ihrer Bücher.

Grundlage der Angaben ist eine Online-Erhebung mit halbstandardisiertem Fragebogen. Insgesamt nahmen 5.476 Autoren aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Dänemark, Schweden und Finnland sowie 395 Leser und 60 Buchhändler aus Deutschland teil. Die wissenschaftliche Begleitung und Auswertung erfolgte durch Dr. Joerg Pfuhl und Prof. Dr. Vanessa Haselhoff von der Hochschule für angewandtes Management in Erding.

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