Fachkongress des HVB diskutierte „buy local“-Vorzüge

Am 23. Mai bat der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) die österreichische Buchbranche zum jährlichen Fachkongress in die Nationalbibliothek in Wien und diskutierte darüber, wie KonsumentInnen von den Vorzügen von „buy local“ auch im Buchhandel überzeugt werden können.

Keynote-Speaker Johannes Gutmann, Bio-Pionier und Geschäftsführer der Bio-Marke SONNENTOR, schilderte anhand der eigenen Unternehmensgeschichte, wie nachhaltiges Wirtschaften in einer globalisierten Welt funktionieren kann. Gutmann riet den österreichischen BuchhändlerInnen, auf ihr lokales Netzwerk zu setzen und konsequent an der eigenen Marke zu arbeiten.

In einer von Eva Rossmann moderierten Diskussion mit dem Vorsitzenden des Buchhändlerverbands Erwin Riedesser und Michael Riethmüller, dem Gründer der deutschen „buy local“-Initiative des unabhängigen Einzelhandels, widmete man sich den Möglichkeiten, die Österreichs Buchhandlungen ausschöpfen können, um bestehende Kontakte zu Stammkunden zu nutzen und sich als Alternative zu weltweit agierenden Konzernen zu positionieren, die auf unpersönliches Customer Relation Management durch Logarithmen zählen müssen.

In der Eröffnungsrede von HVB-Präsident Gerald Schantin stand der Appell an die Politik im Vordergrund, die Rahmenbedingungen für klein- und mittelständische Unternehmen so zu gestalten, dass die KonsumentInnen weiterhin bei heimischen Buchhandlungen einkaufen können. „Die Politik stellt international agierende Großkonzerne, die Steuerschlupflöcher ausnutzen können, besser als Unternehmen, die im Inland Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen. Ein Beispiel dafür ist die Mehrwertsteuerproblematik bei E-Books. Gedruckte Bücher haben einen vergünstigten Mehrwertsteuersatz von 10 Prozent, E-Books unterliegen dem vollen Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent. Im Online-Handel, der den größten Teil des E-Book-Handels ausmacht, konkurrieren österreichische Händler mit Konzernen, die auf Grund ihres Firmensitzes E-Books mit einem Mehrwertsteuersatz von nur 3 Prozent anbieten können. Für den lokalen Buchhandel bedeuten diese Rahmenbedingungen geringere Spannen und daher eine Schlechterstellung im Wettbewerb.“

Ein ähnliches Hindernis ist im Bereich der Postgebühren für Büchersendungen gegeben. In Österreich wurde der vergünstigte Versandtarif abgeschafft, während große Konzerne des Versandhandels auf günstige Sondervereinbarungen zählen können, aber auch hinsichtlich der Zustellungsdauer eine bessere Ausgangssituation erhalten. Die Republik Österreich hält über die ÖIAG mehr als 50 Prozent der Anteile an der Post und muss hier Druck zugunsten besserer Rahmenbedingungen für das Kulturgut Buch machen.

Aus der Sicht des Verbandes sind in dieser Legislaturperiode wesentliche Anliegen vor allem bei der Weiterentwicklung von Urheberrechtsfragen offen geblieben. Dazu gehört insbesondere die Festplattenabgabe. Vor einem Jahr war der HVB zuversichtlich, dass die Festplattenabgabe noch in der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden würde, ein Jahr später wird klar, dass dieses Vorhaben vorerst gescheitert ist. Die netzpolitische Diskussion wird überall in erster Linie technikorientiert geführt. Die neue Verhandlungsstrategie wird sein, den Wert medialer Inhalte als unabdingbare Voraussetzung der technologischen Entwicklung in den politischen Debatten und Entscheidungen stärker einzubringen. Der Verband wird deshalb in direkten Gesprächen mit den mit diesem Thema befassten PolitikerInnen die Position der VerlegerInnen darlegen und veranschaulichen, welche Folgen es hat, die Einnahmequellen für die Kreation von Inhalten nachhaltig zu schwächen. Dem HVB ist es zudem wichtig zu verdeutlichen, dass die Festplattenabgabe von den Händlern bereits in die Preiskalkulation einbezogen wurde, und dass damit das viel beschworene Gegenargument der Kostenexplosion für den Elektronikhandel bereits seiner Grundlage entbehrt.

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