Geschafft: Tarifabschluss in Baden-Württemberg könnte auf das Bundesgebiet übertragbar sein

Es war mit seinen 18 Monaten der längste Arbeitskampf im Einzelhandel, der mit seinem hin und her nur noch auf Erlösung wartete. Zwischenzeitlich gab es keine Tarifsicherheit mehr, weil die Verträge schlicht ausgelaufen waren. Nun ist in Baden Württemberg eine Einigung für 220 000 Beschäftigte erzielt worden und das lange Warten erhöht nun auch den Druck auf die übrigen Tarifbezirke mit seinen 2,7 Mio. Mitarbeitern, sich dem Ergebnis anzuschließen. Die Zeichen stehen dafür günstig.

Wie die WELT schreibt, hatten die Arbeitgeber erheblich härtere Einschnitte gefordert. Die Hauptgeschäftsführerin des Einzelhandelsverbandes Baden-Württemberg, Sabine Hagmann, sagte: „Wir hatten eine sehr verfahrene Situation, die wir jetzt gelöst haben. Allerdings haben wir unsere ganzen Forderungen nicht so durchgekriegt, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Für das in diesem März abgelaufene Geschäftsjahr erhalten die Arbeitnehmer im baden-württembergischen Einzelhandel einmalig 400 Euro. Rückwirkend zum 1. April 2008 steigen zudem ihre Löhne um drei Prozent. Im Gegenzug verzichten sie auf einen Teil ihrer Zuschläge für Spätarbeit.

Die Spätzulage von 20 Prozent gilt weiterhin ab 18.30 Uhr, diese Regelung wurde nun aber auf den Samstag ausgeweitet. Bislang galt sie samstags schon ab 14.30 Uhr. Ab 20.00 Uhr zahlten die Einzelhändler ihren Angestellten und Arbeitern weiterhin eine Zulage von 50 Prozent. Als Ausgleich für die spätere Samstagszulage erhalten die Beschäftigten künftig zudem jährlich 150 Euro. Diese werden als erhöhter Arbeitgeberzuschuss zur Altersvorsorge oder als Warengutschein ausgezahlt.

Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) und der Handelsverband BAG teilten mit, am heutigen Freitag auf einer Sitzung des Gemeinsamen Tarifpolitischen Ausschusses entscheiden zu wollen, ob die Einigung zum Pilotabschluss für die anderen Tarifgebiete wird. „Mit flächendeckenden Abschlüssen könnte so das drohende Ende der Flächentarifverträge im Einzelhandel abgewendet werden“, sagte HDE-Sprecher Hubertus Pellengahr.

„Ich gehe davon aus, dass das Ergebnis auf die ganze Republik übertragen wird“, sagte Ver.di-Verhandlungsführer Werner Wild. Die stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane will das Ergebnis auf einer Pressekonferenz in Stuttgart bewerten. Es wird erwartet, dass auch sie sich dafür einsetzt, den Abschluss auf die übrigen Tarifgebiete zu übertragen.

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