Gute Stimmung beim Día de Sant Jordi

Nachdem die Buchwelt und die Rosenverkäufer Kataloniens und Barcelonas eine ganze Woche das Schlimmste befürchtet hatten, präsentierte sich der gestrige Día de Sant Jordi in Barcelona (s. a. BuchMarkt 3/2014) mit strahlend blauem Himmel.

Die ganze vorhergegangene Woche hatte es durchgehend geregnet. Ein solches Wetter ist der ärgste Feind des Día de Sant Jordi, der ja keine andere Möglicheit hat, als dass er unter freiem Himmel begangen wird. Erste Umfragen, die im Laufe des Tages und am Abend in der Presse erschienen, deuten darauf hin, dass man das Ergebnis des Buchverkaufs des letzten Jahres halten konnte. Jede Tendenz, die wenigstens Konstanz bestätigt, wird hierzulande bereits wie ein Aufschwung gefeiert.

Unbestrittener Verkaufsstar war auch in diesem Jahr wieder Jonas Jonasson mit seinem neuen Roman Die Analphabetin, die rechnen konnte, er wurde Platz 1 bei den Katalanen (Editorial Empùries) und Platz zwei bei den spanischen Publikationen (Ediciones Salamandra).

Es gab auch einen Sieger, dessen unerwarteter Verkaufserfolg mit Traurigkeit einhergehen musste: Der Tod von Gabriel García Márquez am 17. April [mehr…] ließ die Nachfrage nach seinen Titeln hochschnellen, der der Verlag und die Buchhändler nicht wirklich nachkommen konnten. Zu schnell waren Hundert Jahre Einsamkeit und seine weiteren Romane ausverkauft. Der Tod des kolumbianischen Nobelpreisträgers hatte die vorhergehenden Tage seitenlang die Tageszeitungen Spaniens gefüllt. Der Dichter genoss und genießt hier eine nahezu grenzenlose Verehrung.

In den Tagen nach dem Sant Jordi setzt sich erfahrungsgemäß der indoor–Buchverkauf in den Buchhandlungen noch positiv fort, während die Millionen verkaufter und nicht verkaufter Rosen schon heute die Köpfe wieder hängen lassen, denn sie werden in der Tat nur auf diesen einen Tag produziert.

Aber in der nächsten Woche wird der jährlich ausgestoßene, sehnsüchtige Wunsch, „lass‘ es doch jeden Tag einen Dia de Sant Jordi sein“, wieder verhallt sein, und man muss fürchten, wieder in die beklemmenden Niederungen der Umsatzrückgänge zurückzukehren. Denn die allgemeinen Zahlen sprechen eine harte Sprache: Der Buchumsatz im ersten Quartal dieses Jahres liegt um 35 Prozent unter dem von 2012.

Um so mehr haben die Verleger und Buchhändler der Stadt und Landes den gestrigen Tag genossen, und nicht nur die Sonne…

Guenter G. Rodewald lebt in Barcelona und berät Agenturen und Verlage
Kontakt: guenter.rodewald@mercadodelibros.info

Zur Reportage zum Día de Sant Jordi in ‚La Vanguardia‘: http://bit.ly/1jBjSjD

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