Karin Pfeiffer-Stolz: Die Beibehaltung der Reform ist Luxus

Verlegerin Karin Pfeiffer-Stolz info@stolzverlag.de hat sich heute mit folgender Pressemitteilung wieder in die Diskussion eingeschaltet [mehr…] und [mehr…].

Was kostet die Rücknahme der Reform? Die Beibehaltung der Reform ist Luxus

Die Einführung der Reform 1996 ist stets als „kostenneutral“ angepriesen worden, und zwar von denselben Personen, welche 2004 die Rücknahme der Reform mit dem Argument „millionenschwer“ und daher zu teuer ablehnen.

Die Beibehaltung der Reformschreibung als Luxusentscheidung
Ab August 2005 müssen Lehrer, Journalisten und Schriftsetzer jederzeit die neuesten Nachschlage-werke verschiedener Verlage besitzen, um die jeweils aktuelle Rechtschreibung nachschauen zu können. Das belastet finanziell und zeitlich. Landauf landab werden für Erwachsene kostenpflichtige Kurse zum Erlernen der reformierten Rechtschreibung angeboten, und trotzdem werden immer noch Fehler gemacht. Die Anpassungen der EDV-Korrekturprogramme kosten Geld. Die überwiegend in herkömmlicher Orthographie gedruckten Bücher in privaten und öffentlichen Bibliotheken veralten künstlich – ein großer Werteverlust. Zusatzausgaben in nicht vorhersehbarer Höhe entstehen bei einer ständigen Reform der Reform. Niemand weiß, ob die jeweiligen „Anpassungen“ zu Verbesserungen führen werden. Die Abschaffung der Reform unter Beibehaltung der neuen s-Schreibung ist nichts anderes als eine Reform der Reform und kostet deshalb dasselbe.

Wo die Reform gar nichts kostet
Den Eltern entstehen keine zusätzlichen Kosten, wenn die Reform gekippt wird. Die Schulbücher werden wie üblich turnusgemäß ausgetauscht. Für den Geldbeutel ist es ohne Belang, in welcher Rechtschreibung die ohnehin neu zu kaufenden Bücher gedruckt sind. Dasselbe Argument gilt für die öffentlichen Kassen. EDV-Korrekturprogramme für die bewährte Rechtschreibung sind vorhanden und müssen nur aktiviert werden. Bücher in „alter“ Rechtschreibung können weiterverwendet werden.

„Ausschleichen“ der Reform mindert die Kosten
Den Schulbuchverlagen entstehen zwar Kosten, die aber minimal sind, wenn die Reformschreibung allmählich ersetzt wird. Das allmähliche Ausschleichen ist im Vergleich zu einer Weiterführung der Reformen keine unzumutbare finanzielle Belastung.

Ist die „amtliche“ Rechtschreibung überhaupt noch ernstzunehmen?
Die kürzlich geäußerte Behauptung der Kultusminister, kein Buch brauche wegen der im Juni 2004 von der KMK beschlossenen Änderungen neu gedruckt werden, führt zur Grundsatzfrage, was Rechtschreibung ist und ob Deutschland überhaupt eine „amtliche“ Rechtschreibung benötigt.

Vom „Umlernen“
Da so gut wie niemand die „neuen“ Regeln konsequent anwendet, ist die Warnung vor dem „Umlernen“ in den Wind gesprochen. „Umlernen“ muß beim Kippen der Reform nur ein Bruchteil der Bevölkerung, nämlich die Schulkinder. Soll sich eine Millionen-Schreibgemeinschaft nach einer Handvoll Schulkinder richten, zumal diese von der „neuen“ Schreibung nur einen Bruchteil gelernt haben und denen das „Umlernen“ nicht schwerfällt?

Wenn uns die wirtschaftliche und kulturelle Zukunft Deutschlands am Herzen liegt, sollten wir endlich aufhören, die Rechtschreibung zum Kampfplatz von Ideologien zu machen.

1. August 2004

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