Kinderbuch-Starautor lehnt Literaturpreis mit Amazon-Geldern ab

Der 75jährige Allan Ahlberg – einer der weltweit angesehensten und erfolgreichsten Autoren von Kinderbüchern – hat die Annahme eines neuen, heuer erstmals vergebenen Preises für eine herausragende literarische Lebensleistung verweigert. Der Preis ist von der renommierten britischen Buch- und Leseförderungsagentur Book Trust ins Leben gerufen worden. Ahlberg lehnt den mit 5000 Pfund Sterling dotierten Preis ab; weil er vom Online-Konzern Amazon gesponsort wird.

„Wenn Unternehmen wie Amazon betrügen, indem sie – unter dem Vorwand, Gewinne mache es nicht in Großbritannien, sondern in Luxemburg – bei Milliardenumsätzen nur 0,1 Prozent Steuern zahlen, so ist das eine üble Sache. Da sollten wir aber gewiss zum aller mindesten auch sagen, dass so etwas übel ist, und einem solchen Unternehmen unter keinen Umständen irgendeine Unterstützung oder Ansehen dadurch zukommen lassen, dass wir mit ihm in Verbindung treten.“

Allan Ahlberg hat – zum Teil zusammen mit seiner Frau, der Illustratorin Janet Ahlberg – rund 140 Bücher geschrieben, die bei führenden englischen und amerikanischen Verlagen erschienen sind, in Deutschland u.a. bei Oetinger, Ravensburger und Carlsen. Bei Carlsen ist 1987 sein wohl berühmtestes Buch herausgekommen: Die Märchenpost. Eine erfundene Geschichte mit (fast) echten Briefen, ein innovatives Kinderbuch, von dem über sechs Millionen Exemplare verkauft wurden.

In einem Brief an das britische Branchenorgan The Bookseller wirft Allan Ahlberg dem Booktrust vor, durch Assoziierung mit Amazon das eigene Ansehen beschädigt und der Sache des Buches geschadet zu haben – ein Vorwurf, der umso mehr trifft, als Booktrust schon einmal wegen fragwürdiger Sponsoren in Schieflage geriet: Für einen Kinderbuchpreis hatte die Agentur Stiftungsgelder vom Nestlé-Konzern angenommen – obwohl der Schweizer Nahrungsmittelkonzern die Gesundheit von Kindern in Afrika gefährdete, mit dem Verkauf von abgelaufenem Milchpulver, das in der westlichen Welt nicht mehr verkauft werden durfte. Gerhard Beckmann

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert