Kurzinterview mit Geschäftsführer Bernd Zanetti von der Akademie des Deutschen Buchhandels zur 4. Internationalen Verlegerkonferenz

Am kommenden Montag/Dienstag findet in München die 4. Internationale Verlegerkonferenz, organisiert von der Akademie des Deutschen Buchhandels statt [mehr…]. BuchMarkt sprach mit Akademie-Geschäftsführer Bernd Zanetti über die Hintergründe.

BuchMarkt: Herr Zanetti, am 7. und 8. Juli veranstaltet die Akademie des Deutschen Buchhandels die 4. Internationale Verlegerkonferenz mit dem Titel „Back to the Future! Realizing Trends to Develop a New Dynamic“. Was soll die Konferenz bewirken?
Bernd Zanetti: Ziel der Konferenz ist es, zukunftsfähige Ideen für die Branche vorzustellen und ein Aufbruchssignal zu geben. Trendforscher, wie Prof. Peter Wippermann oder Stephan Grünewald präsentieren ihre neuesten Erkenntnisse. Marketing- und Vertriebsspezialisten sowie hochrangige Vertreter europäischer Verlagshäuser stellen erfolgreiche Strategien und Case Studies vor. Darunter Richard Charkin (Macmillan, London), Rob Pieterse (Wolters Kluwer, Amsterdam), Stefano Bovoli (MediaSAT, Madrid) oder Dr. Rüdiger Salat (Holtzbrinck, Stuttgart).

BuchMarkt:Welches sind die aktuellen Trends in der Gesellschaft, die auf der Konferenz erörtert werden?
Zanetti: Wir haben verschiedene Trend- und Marktforscher eingeladen, um aus unterschiedlichen Perspektiven die Richtung und Geschwindigkeit von Veränderungen darzustellen. Es geht darum, die wichtigsten Trends zu verstehen und die marktrelevanten Schlüsse daraus zu ziehen. So wird jungen Leuten zurzeit kaum noch ideeller Halt geboten. Sie suchen daher verstärkt nach Stabilität und Orientierung. Das Verhalten in den Märkten ist folgerichtig durch die Sehnsucht nach Überschaubarkeit, Berechenbarkeit und Heimat geprägt. Die Halbwertzeit von Trends wird zudem immer kürzer, das Angebot von Informationen und Produkten immer größer. Dies überfordert die Kunden zunehmend. Professor Rudolph aus St.Gallen nennt dieses Phänomen „Consumer Confusion“, die er als Hauptursache für die Kundenzurückhaltung kennzeichnet.

BuchMarkt: Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen auf die Marketing- und Vertriebsstrategien des Buchmarktes?
Zanetti: Die Informationsflut und die zunehmende Geschwindigkeit, mit der Trends sich abwechseln, stellt die Branche vor neue Herausforderungen. Das Buch spielt im Medien-Set von Jugendlichen oft nur noch eine geringe Rolle. Das hängt mit dem Image von Buch und Lesen zusammen, aber auch mit mangelnder Produktinnovation. Wenn die potentiellen Leser nicht mehr von selbst in die Buchhandlungen kommen, muß man Impulse schaffen. Die Kunden müssen dann aber auch die Bücher finden, die sie wirklich interessieren.

BuchMarkt: Sie schließen die Konferenz mit Aspekten der Internationalisierung. Warum?
Zanetti: Die Wachstumsdynamik in Westeuropa ist in den letzten Jahren ins Stocken geraten. Daher rücken Märkte mit hohem Wachstumspotenzial, wie Osteuropa, China oder Lateinamerika, immer stärker in den Blickpunkt strategischer Überlegungen. Am Beispiel der noch vergleichsweise wenig erschlossenen Märkte in China und Lateinamerika soll gezeigt werden, welche Chancen, aber auch welche Risiken bestehen.

BuchMarkt: Zum Abschluss würden wir gerne wissen, warum Sie die Konferenz unter das Motto „Zurück in die Zukunft“ gestellt haben?
Zanetti: Die Idee stammt aus dem gleichnamigen Film, der mit der Überlegung spielt, in die Vergangenheit zu reisen, um Dinge in der Zukunft zu verändern. Nach dem Platzen der Blase der New Economy erleben wir zur Zeit eine Rückbesinnung auf alte Werte. Es geht nicht darum, eine neue Ökonomie zu erfinden, sondern die Old Economy neu zu durchdenken. Dieser Auffassung war auch schon Konfuzius – wobei wir wieder bei China wären -, der sagte: „Erzähle mir die Vergangenheit und ich werde die Zukunft erkennen.“

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