Libro schon vor dem Börsengang finanziell ausgehöhlt?

„DER STANDARD, Wien, schreibt heute zum Thema Libro: »Laut einem Bericht des Wirtschaftsmagazins Trend ist der börsenotierte Libro-Konzern vor dem Börsengang durch eine Sonderdividende und die Übernahme des oberösterreichischen Landesverlags finanziell ausgehöhlt worden. Die Pläne von Libro-Chef Andre Rettberg standen – unabhängig von den Internet-Fantasien – „von Anfang an auf wackligen finanziellen Säulen“, heißt es in der jüngsten Ausgabe des „Trend“. Darüber hinaus seien Verluste aus dem Einzelhandelsgeschäft durch „intern heftig umstrittene Konzernumlagen“ von Libro zur Internet-Tochter Lion.cc verschoben worden, schreibt der „Trend“. Mit klugen Konstruktionen habe UIAG-Vorstand Kurt Stiassny – über eine Zwischenholding – einen Teil des für den MBO von Libro zur Verfügung gestellten Geldbetrages aus Libro wieder zurückgeholt. „Obwohl das Unternehmen damals jährlich kaum mehr als 40 bis 50 Mill. S an Dividende ausschüttete, kaum Ertragssteigerungen aufwies und der Börsengang beschlossene Sache war, genehmigte sich das Banken-Konsortium (mit dem gemeinsam Rettberg den MBO finanzierte) kaum ein halbes Jahr davor noch eine Sonderdividende im Ausmaß von 440 Mill. S“, so der „Trend“. Ein weiterer finanzieller Aderlass sei durch die Übernahme des Landesverlages geschehen, der den Schuldenstand bei Libro von 170 auf 600 Mill. S erhöht habe. Zwar seien die Transaktionen zum Teil im Börseprospekt nachvollziehbar, für den typischen Kleinanleger seien sie unerkennbar, schreibt der „Trend“ weiter. UIAG-Vorstand Stiassny verwehrte sich allerdings in einer schriftlichen Stellungnahme an das Magazin, „auf das Schärfste gegen die Unterstellung, dass die Börsenstory nicht richtig war oder die Anleger getäuscht wurden“. „Libro hätte mehr Risikokapital institutioneller Anleger gebraucht, doch nachdem die früheren Libro-Investoren ihre Schäfchen noch vor dem Börsengang ins Trockene gebracht hatten, musste Libro die Expansion allein mit dem Geld der Kleinanleger finanzieren – auf die wurde das volle Risiko abgewälzt“, wird der Vorstand des Interessensverbandes der Kleinanleger, Erwin Rasinger zitiert. Vor allem der 25-prozentige Einstieg der Telekom Austria (TA) bei Libro habe nur den Altaktionären Veräußerungsgewinne gebracht, heißt es in dem Artikel weiter. Rund 500 Mill. S des auf 1 bis 1,3 Mrd. S geschätzten Kaufpreises habe die UIAG und ihre Muttergesellschaft DBAG erhalten, 150 Mill. S Rettberg. 75 Mill. S seien an Walter Babel geflossen, der mittlerweile mit seiner Bürobedarfskette Pagro Libro Konkurrenz mache, so das Magazin. 40 Mill. S seien an den zuletzt abgelösten Finanzvorstand Johann Knöbl geflossen, der Rest von rund 430 Mill. S an eine „große Gruppe anonymer Libro-Privatanleger“. Lion-cc „dürfte in Wirklichkeit in den letzten zwei Jahren nur für einen relativ geringen Teil der bei der Gesellschaft ausgewiesenen Verluste verantwortlich gewesen sein“, heißt es in dem Bericht weiter. Der Hauptteil der Cash Burn Rate von Lion.cc stamme aus „intern heftig umstrittenen“ Konzernumlagen, also Überweisungen an die Muttergesellschaft. „Verluste aus dem Retailgeschäft wurden so teilweise von der Internettochter übernommen“, schreibt der „Trend“. „Generell ist keine zu hohe Belastung durch Libro an Lion.cc erfolgt“, hält Libro-Chef Andre Rettberg laut dem Magazin dagegen. Auch am Mittwoch wurde der Vorwurf, Libro habe überhöhte Rechnungen an Lion.cc gelegt, erneut zurückgewiesen. Ein Fall in jeder Beziehung, sowohl für die Börsenaufsicht als auch in die Tiefe….tja, was fällt dem gelernten Buchhändler dazu ein? Vorzugsweise Hemingways „Wem die Stunde schlägt“, oder anlässlich des Nestroy-Jahres „alles Chimäre“…. «“

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