Meinungsbeitrag von Buchhändler und BuchMarkt-Kolumnist Peter Jakobeit

Zum neuen Lieblingsthema der Deutschen erreicht uns heute folgende Stellungnahme unseres Kolumnisten („Standpunkte“) Peter Jakobeit, Buchhändler (Buchhandlung Pan41) in Renningen:

Eigentlich hatte ich geglaubt, dass nach Ekkehard Faudes Beitrag [mehr…] für unsere Branche das Thema durch sein müsste. Aber oh Gott oh Gott…
Lest doch alle einfach mal den Leitartikel von Tim Schleider in der Stuttgarter Zeitung vom Samstag, den 7.9.04…
Für alle anderen ganz kurz: Frau Pfeiffer-Stolz schreibt irgendwo in ihrer emphatischen Stellungnahme den goldenen Satz: „Logisch ist die s-Schreibung nur für Umlerner.“
Also, ich finde, Logik ist Logik und gilt doch wohl auch für die unterschiedlichen Interessenslager. Sonst kann man das als Argument eh vergessen und sollte damit eben nicht hausieren gehen.
Und nett war auch ein Sätzchen im SPIEGEL letzter Woche, wo es sinngemäß hieß, dass bei den neuen Regeln keiner mehr durchblickt. Tja, hätten die Wortführer sich damit eben genauso intensiv befassen müssen wie mit den alten Regularien, dann hätten sie wohl die Übersicht nicht verloren. Aber ich verstehe schon… Da gibt man sich als aufrechter Redakteur ein Leben lang Mühe, grammatikalisch, stilistisch (BILD !!) und regelkonform sich in der deutschen Sprache zu bewegen, hat sich auf eine Fehlerquote von unter 0,5 % runtergehangelt und dann kommt plötzlich, nach jahrelanger Ankündigung irgend so eine Kommission und will…..
Und das zu befragen sein sollende Volk erst. Auch alle fehlerlos bis 1996, jetzt aber ist das Chaos ausgebrochen. Nur noch SMS (und als Lektüre BILD) und so Kram, damit man das Unvermögen besser kaschieren kann.
Apropos Volksentscheid: Da könnte man gleich über Ministergehälter mit abstimmen lassen, vielleicht auch über regierungsgesteuerte Ölpreise, gar über einzelne Ministerien (was macht eigentlich eine Entwicklungshilfe-Ministerin außer rumzufliegen und unsere Steuern zu verbraten?). Todesstrafe für Kinderschänder und der nächste deutsche Fussballmeister ließen sich so ebenfalls demokratisch legitimiert installieren.
O tempora o mores !
Können wir uns nicht einfach verständigen auf ein „Pacta sunt servanda“?
Das Allertollste aber ist die Erscheinung, dass fast alle gegen die Setzung der Regeln per Dekret sind. Sprache könne nicht verordnet werden. Und gleichzeitig ruft man nach den Verordnern um das alte Verordnete wieder per ordre de Mufti zu bekommen.
Genau, die Sache mit der Logik.

Peter Jakobeit

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