Walter Pehle (70)

Walter Pehle
© Stefan Gelberg

Walter Pehle wird heute 70 Jahre alt. Carlsen-Lektor Oliver Thomas Domzalski gratuliert dem Herausgeber der „Schwarzen Reihe“ bei S. Fischer zum runden Geburtstag:

Walter Pehle – man kennt ihn vor allem durch die Fischer-Taschenbuchreihe „Die Zeit des Nationalsozialismus“, die er 1977 ins Leben rief und deren Herausgeber er bis heute ist. Die „Schwarze Reihe“ hat den Blick der Deutschen auf den Nationalsozialismus geöffnet, erweitert und verändert – ein seit 33 Jahren währender Aufklärungs-Coup. Aber Walter Pehle ist nicht nur ein anerkannter Lektor und Historiker, sondern mit seinem rheinischen Gemüt auch ein wunderbarer Lehrer. Als solcher soll er anlässlich seines 70. Geburtstags gewürdigt werden – aus eigener Anschauung und in Dankbarkeit.

Volontäre quetschten sich stets mit in sein winziges Büro, an einen Katzentisch. Und lernten so vom ersten Tag an. Zum Beispiel Autorenpflege: Walter ist ein meisterhafter Telefonierer – von der Gesprächsvorbereitung bis zum plaudernden Anschleichen an das heikle Thema, auf das er, wenn es soweit ist, gern mit den Worten „Was ich sagen wollte …“ zu sprechen kommt.

Oder Effektivität: Als Sohn eines Beamten im höheren Dienst liebt Walter es, Vorgänge „zur Durchführung gelangen zu lassen“ – ganz unmodern und hocheffizient mit einer Rollkartei für Adressen, einer Pinnwand mit Karteikarten und einer Hängeregistratur. Probleme werden „demokratisch diskutiert und dann autoritär entschieden“.

Aber auch Stil: Wichtige Äußerungen bringt Walter in wohlgestalter, runder Handschrift mit einem schönen, edlen Füllfederhalter aufs Papier: ein sinnlicher Genuss für Sender und Empfänger. Pöbelhafte Aktennotizen von Vorgesetzten hingegen reichte er gerne „urschriftlich“ zurück.

Das Alter-Hase-Syndrom: Walter weiß, dass alles schon mal da war – aber er entmutigt niemanden, der das Rad noch einmal neu erfinden will. Vielleicht kommt ja was anderes Gutes dabei raus. Aufgeregte Volontäre, die stolz an etwas erinnerten, das es auch noch zu bedenken und erledigen gebe, bekamen allerdings gern ein unaufgeregtes, aber ebenfalls stolzes „I did it already!“ zu hören. (Walters „solides Pidgin-Englisch“ ist übrigens eines der letzten akustischen Abenteuer der Gegenwart.) Rettete man ihn aus aussichtsloser Lage – etwa durch den Hinweis auf die richtige Computertaste –, wurde das belohnt durch die Formel „Ich bete Dich an!“.

Von Walter Pehle schließlich stammt eine der kostbarsten Wahrheiten überhaupt: Kreative Mitarbeiter brauchen größtmögliche Gestaltungsfreiheit bei Arbeitszeit und -ort. Im Walter-Deutsch heißt das: „Die haben schließlich meinen Kopf gemietet und nicht meinen Arsch.“
Allein dafür gebührt ihm ein Orden. Danke für alles, lieber Walter!

Übrigens Die Süddeutsche Zeitung widmet dem Geburtstag von Walter Pehle fast eine ganze Spalte auf S. 14 (Autorin: Franziska Augstein).

Kontakt: walter.pehle@fischerverlage.de

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