Netto: ebuch wirft Verband einseitige Klientelpolitik vor / Unterschriftsreife Verträge mit MVB gekündigt

Die Affäre um den Betrieb der E-Buch-Plattform bei Netto durch die MVB hat Folgen. Nun wird offiziell, was bereits zu hören war: In einem offenen Brief haben die Buchhändler der ebuch-Genossenschaft angekündigt, einen unterschriftsreifen Vertrag Liro-Shop-Affiliate zurückzuziehen. Demnach wollte die eBuch eine eigenen Liro-Shop aufziehen. Für die eBuch sei dies nur einer von vielen Bausteinen, der zeige, dass der Börsenverein seit Jahren einseitige Klientelpolitik betreibe.

Der ebuch-Shop hätte genauso aussehen sollen, wie das jetzt bei NETTO zu sehen sei, so die ebuch: Ein ebuch-Shop mit der MVB als Lieferpartner. Als Ad-On hätten E-Reader, die in Genossenschaftsbuchhandlungen verkauft worden wären, mit dem Liro-Shop gebrandet werden sollen. Mit ihrem Rückzug will die Genossenschaft gegen die Inbetriebnahme einer E-Book-Plattform bei dem Handelskonzern Netto protestieren.

Wie vor einigen Tagen bekannt wurde, betreibt die MVB für die von einer dänischen Firma betriebenen Handelskette Netto in Mecklenburg-Vorpommern seit kurzen einen E-Book-Shop [mehr…]. In ihrem Brief wirft die ebuch der Börsenvereinstochter einseitige Klientelpolitik im Interesse der Verlage vor. Wir haben unseren Partner LIBRI für das „ebook.de“ Modell hart kritisiert und sprechen für deren Web-Shop (der klaglos funktioniert) unseren Buchhändlern gegenüber keine Empfehlung mehr aus. Und so hätten wir die – unverzichtbare – E-Book-Lösung gerne zusammen mit der MVB gemacht“, heißt es in dem Brief. Doch nun sei eine neue Situation eingetreten.

Damit fördere die MVB gleich nebenan im Supermarkt zu den gleichen günstigen Konditionen, die sich die Branche teuer erarbeitet habe, so die Genossen. Wörtlich: „Denselben Shop, den auch der Buchhändler vorführt – und dazu sollen wir unsere Buchhändler bewegen? Dann wird mit unseren Beitragsgeldern unsere Konkurrenz aufgebaut und gleichzeitig unser USP untergraben.“

Dabei leiste der Buchhandel eindeutig den größeren Beitrag bei den Mitgliedsgeldern, rechnen die Briefschreiber vor. „bei 4000 Buchhandlungen und 2000 Verlagen im BÖV werden die Mitgliedsbeiträge zu 2/3 vom Buchhandel und nur zu 1/3 von Verlagen getragen“, heißt es, tatsächlich sei das Gewicht des Handels noch größer.

Auch die drei Mio. Euro teure Marketing-Kampagne „Pro Buch“ nütze den Verlagen mehr als dem Buchhandel. Sie treibe die Käufer genauso zu Amazon Dies hätte eine Kampagne pro Buchhandel sein müssen, die die Läden in den Innenstädten stärkt, heißt es.

Als weitere Beispiele werden die BAG genannt, deren Rettung vor allem den Verlagen genützt habe. Und außerdem wird der MVB vorgeworfen, dass Amazon für die VLB-Daten einmal zahlt und sie allen seinen Marketplace-Kunden zur Verfügung stellen darf, die eBuch aber die Daten nicht einmal einkaufen und an ihre Mitglieder weitergeben darf. Die eBuch wirft der Börsenvereinsspitze Hauptamt und Hauptgeschäftsführung vor, den „Laden nicht im Griff“ zu haben.

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