Online-Rezensenten im Imagetief

3sat geht auf seiner Homepage einem Umstand nach, den viele bereits für sicher glauben: Online-Rezensionen sind nicht die Bytes wert, die sie produzieren.

„Zu den erfolgreichen Strategien der Online Buchversandhäuser und der zahlreichen Literaturportale im Netz gehören die Einbindung von Leserrezensionen und professionellen Rezensionen“, schreibt der Sender. Er ist der Frage nachgegangen: Stimmt, was Betreiber von Plattformen rund um das vernetzte Buch beteuern: Dass selbstverständlich auch für Online-Rezensionen gelte, was für den klassischen Literaturbetrieb gilt, nämlich Unabhängigkeit und Ehrlichkeit im Urteil?

Die Indizien geben ein eigentümliches Bild: „Die Top Rezensenten bei Amazon lesen faszinierend schnell: Auf 4 bis 6 Bücher am Tag bringt es Harriet Klausner, die ehemalige Nr. 1 Laienrezensentin von Amazon, etwa 17.700 Rezensionen hat sie insgesamt verfasst. Solche Zahlen kann man nachlesen, klickt man beim Versandhändler Amazon auf die Liste der “Top-Rezensenten“. Seit die amerikanische Amazon-Webseite ein neues System für die Bewertung der Kundenrezensionen eingeführt hat, plumpste die “Speedleserin“ an einem Tag von Platz 1 auf Platz 442.

Amerikanische Journalisten vermuten schon seit Jahren, dass Harriet Klausner nicht existiere und nur eine Erfindung von PR Strategen sein könne, die sich geschickt mehrerer “Fake Accounts“ bedienten, um Klausners Rezensionen immer als besonders hilfreich bewerten zu können. Auf der Liste der Top Rezensenten ganz oben steht auch Werner Fuchs, der fleißigste Rezensent im deutschsprachigen Raum. Er bewertete bis heute über 1600 Bücher. 1 Stunde brauche er im Durchschnitt um ein Buch zu lesen, wird er in einer Schweizer Zeitung zitiert. 5 von 5 Sternen gibt er gerne und oft, ein Verriss kommt auch bei ihm selten vor.“

Eine Agentur für Blog-Marketing soll dem Verleger sogar angeboten haben, seine Rezension gleich selbst zu schreiben, die dann im Namen von Bloggern veröffentlicht werden. Für die Branche ist der Schaden groß, denn eine wichtige Orientierungsfunktion fällt damit aus.

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