Schulbuchverlage legen Forderungskatalog zur PISA-Debatte vor

Der Verband der Schulbuchverlage und Bildungsmedienhersteller – VdS Bildungsmedien www.vds-bildungsmedien.de fordert ein schnelles Ende der nach der Veröffentlichung der PISA-Länder­studie ausgebrochenen Kompetenzdebatte zwischen Bund und Ländern. Wer die Kulturho­heit der Länder in Frage stellt oder aus den PISA-Ergebnissen eine neue Schulstrukturdebatte ableitet, verhindert – gewollt oder ungewollt – die schnelle Umsetzung notwendiger Reformen. PISA beweist weder Vorzüge noch Nachteile bestimmter Schulformen und gibt auch keine Hinweise auf eine bessere Schulorganisation durch mehr Bundeskompetenz. Die Studie weist vielmehr eklatante Mängel bei der Wissensvermittlung nach, die benennbar und auch allen Beteiligten bekannt sind. Erforderlich ist nun schnelles und konsequentes Handeln.

Priorität hat eine konsequente Förderung der Lese- und Sprachkompetenz vom Kindergarten bis zur Berufsschule. PISA hat nachgewiesen, dass hier die Defizite deutscher und v.a. auch in Deutschland lebender Migrantenkinder zu suchen sind. Die Einrichtung von Ganztagsschu­len kann – nach Ansicht des Branchenverbandes – nur dann helfen, wenn diesen ein pädagogi­sches Konzept zugrunde liegt und sie nicht als reine Nachmittagsbetreuung funktionieren. Begrüßt wird von den Schulbuchverlagen der nun von einer ganzen Reihe von Bundesländern begangene Weg der Einführung zentraler Abschlussprüfungen und der Festlegung bun­desweiter Mindeststandards durch die Kultusministerkonferenz. Freiheit bei der Wahl des pädagogischen Weges bei möglichst allgemein gültiger Festlegung der Ziele sind die richtigen Mittel zur Problemlösung.

Als weiteren zentralen Reformpunkt sieht der VdS eine Verbesserung der Lehreraus- und -weiterbildung. Diese müsse professioneller und praxisgerechter werden und von allen Leh­rern konsequent genutzt werden. Die Schulbuchverlage bieten bundesweit jährlich fast 10.000 Lehrerfortbildungsveranstaltungen an und füllen damit eine Lücke, die durch Etatkürzungen bei der staatlichen Lehrerfortbildung entstanden ist.

Entschieden wehrt sich der VdS gegen Vorstellungen der Finanzministerien, dass die nach PISA notwendigen Reformen „kostenneutral“ zu bewerkstelligen seien. Wer bessere Schulen haben will, braucht mehr Lehrer, wer die Lesekompetenz fördern will, braucht mehr Schulbü­cher, und wer praxisnahen Unterricht haben will, braucht mehr Lehrerfortbildung. Dies alles koste Geld, das in den letzten 15 Jahren nicht aufgebracht wurde. Deutschland ist auch bei den Ausgaben für Schulen ein Schlusslicht im OECD-Vergleich. Dabei ist auch private Mitfinan­zierung gefordert: In Zeiten knapper öffentlicher Kassen können die Familien nicht immer mehr erzieherische Aufgaben an die Schulen delegieren, ohne selbst auch Kosten zu über­nehmen. Als Beispiel für eine sinnvolle Elternbeteiligung nennt der Verband die Lernmittelfi­nanzierung: Hier können die Familien die Schulbuchkosten übernehmen, damit sich die Schulen auf die Anschaffung neuer computergestützter Medien konzentrieren können. Ein­kommensschwache Familien können wie in Rheinland-Pfalz und dem Saarland unterstützt werden. Für ihre Kostenbeteiligung erhalten die Eltern dann eigene aktuelle Bildungsmedien statt überalterter Ausleihbücher.

Die Schulbuchverlage weisen zudem darauf hin, dass die Lehrplanzersplitterung in 16 Bun­desländern zu einer kostentreibenden regionalen Schulbuchproduktion mit Kleinauflagen führt. Im Falle dass die Länder sich auf Kerncurricula einigen, die die Produktion länderüber­greifender Schulbücher ermöglichen, kündigt der Verband an, dadurch möglich werdende Kostenersparnisse an die Schulen und Eltern weiterzugeben. Nach dem PISA-Schock müsse ein Ruck durch die deutsche Bildungslandschaft gehen, der von allen Beteiligten tatkräftiges Handeln erfordere: Das deutsche Bildungswesen muss im internationalen Vergleich wieder erstklassig werden.

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