Tagung des evangelischen Medienverbands: bild.de soll die Hälfte der Erlöse aus dem Internet ziehen

Welche Chancen bieten die Bündelung von Vertrieb und Marketing, um auf die veränderten Marktanforderungen zu reagieren? Mit diesem Thema beschäftigten sich die 5. Evangelischen Medientage des Evangelischen Medienverbandes in Deutschland (EMVD), die heute in Gotha zu Ende gehen.

Wolfgang Riewe

„Die digitale Welt zwingt uns zu mehr Kooperationen“, sagte Wolfgang Riewe, Vorsitzender des EMVD gestern zur Eröffnung und nahm damit das Motto „Gemeinsam Ankommen“ auf. Ideen dafür, wie bereits bestehende Kooperationsgemeinschaften funktionieren, das sollte die eröffnende Podiumsdiskussion den rund 60 Teilnehmern aus Buchhandlungen, Verlagen und Zeitungsredaktionen bieten. Dr. Reinhilde Ruprecht, Verlegerin der Edition Ruprecht belegte an Zahle, das auch letztes Jahr das Interesse an spirituellen Büchern weiter gewachsen ist. Dr. Michael Fürtjes, Geschäftsführer der LG Buch, machte deutlich, dass kleine Buchhandlungen durchaus einen Bedarf an der Profilierung ihres eigenen Angebots haben, doch viele in der Größe von 100-200 qm noch die Grundversorgung wahrnehmen und deshalb oft wenig Platz für zusätzliche Sortimente haben.

60 Teilnehmer kamen zur 5. Tagung der E M V D

Alexander Hermann, Unternehmensberater und Organisator der Vertriebsgemeinschaft Aurora zeigte auf, wie sich Handelsstrukturen verändert haben und dass auf Grund des Strukturwandels Kooperation für kleine Verlage zunehmend zur Überlebensfrage werden. „Der wahre Egoist kooperiert“, zitierte er einen bekannten Neuromarketing-Experten.

Auch der Vertriebsleiter Vandenhoek & Ruprecht, Ingo Halscheidt, appellierte an den Zusammenhalt der evangelischen Verlage. Allerdings weiß er aus eigener Erfahrung bei UTB Forum, dass Kooperationen auch schmerzhaft sein können: „Jeder muss etwas aufgeben können“, sagte er, doch der Markt zwinge zu mehr gemeinsamen Aktivitäten. Auf Sorgen aus dem Auditorium, in Kooperationen könne die eigene Stimme verloren gehen, antwortete Halscheidt, dass Leser Verlagsmarken nur bedingt wahrnehmen, sondern inhaltsgetrieben seien.

Dr. Dorothea Redeker

Dr. Dorothea Redeker berichtete über neue Geschäftsansätze für Medienunternehmen und Buchhandlungen, wie sie durch das Internet geprägt seien. „Leser haben neue Lesekonzepte als noch vor zehn Jahren, so werde kein Buch mehr durchgearbeitet, sondern nur noch punktuell nach Interessen wahrgenommen“, sagte die Strategieberaterin aus Bensheim. Auf der anderen Seite habe auch der Buchhandel neue Handelskonzepte entwickelt, den Verlage Rechnung tragen sollten.

„In der Beratung ist der Händler gleichberechtigter Kommunikationspartner, heute geht es darum, Beziehungen aufzubauen“, so Redeker. Das seien die Kunden, die sich in Netzwerken bewegen, gewohnt. „Sie werden in sozialen Medien in Zukunft die Trends herausbekommen, die Sie interessieren, deswegen sollten Sie sich noch heute mit den neuen Formen im Internet beschäftigen“, so Redeker.

Melanie Huber

Portalleiterin von evangelisch.de, Melanie Huber, betonte die Erfolge der neuen Website eangelisch.de, die vor allem über soziale Netze erreicht wurden. Communities böten viele Daten, die Verlage zur Marktforschung nutzen könnten. So sei dort beispielsweise erkennbar, wofür sich Menschen, die gern lesen, noch interessieren. Sie möchte in Zukunft Verlage gewinnen, sich mit evangelisch.de zu vernetzen.

Dr. Andreas Wiele

Eine positive Zukunft für das Print-Geschäft zeichnete Dr. Andreas Wiele, Vorstand der Bild-Gruppe. In Deutschland werden weit mehr Zeitungen gelesen als in anderen Ländern, deswegen werde der Übergang zum elektronischen Lesen deutlich langsamer stattfinden. „Untersuchungen zur Folge ist Print das glaubwürdigste Medium in Deutschland und ist weiterhin Meinungsmacher“, so Wiele. Insbesondere aus Sicht der Jugendlichen sei die Zeitung das glaubwürdigste Medium. Dennoch sei das Ziel von Bild: „Die Hälfte unserer Erlöse sollen in Zukunft aus dem Internet generiert werden“, so Wiele. Deutschland könne der Vorreiter für Paid-Content werden ist er überzeugt. Dafür gebe es gute Gründe.

Christine Lieberknecht

Printmedien haben nach der Überzeugung der thüringische Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht weiterhin eine Zukunft, aber: „Die Zukunft liegt in Kooperation und nicht in der Konfrontation“, sagte sie.

Ilse Junkermann

Ilse Junkermann, Bischöfin der erst vor kurzem neu gegründeten Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, wies schließlich auf die Bedeutung hin, die das Lutherjahr 2017 für die Öffentlichkeitsarbeit der Kirchen hat. Sie rechne damit, das dies ein großes Medienthema wird.

Heute tagen noch die Fachgruppen Buch, Zeitschriften und Chefredakteure, bevor dann die Mitgliederversammlung beginnt.

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