Die Verleger-Blicke in den Editorials der Herbstvorschauen, auf ihre jeweiligen neuen Programme und auf die Branche teilen wir derzeit in loser Folge mit Ihnen. Heute das Schreiben von Barbara und Stefan Weidle:
So eine Pandemie macht sich überall bemerkbar. Auch bei uns. Wir haben in diesem Herbst nur einen Titel in der Vorschau, »Nächtliche Erklärungen« des aus Togo stammenden kanadischen Autors Edem Awumey, und hätten vielleicht ganz aufs Herbstprogramm verzichtet, wäre Awumey nicht zum Internationalen Literaturfestival (ilb) nach Berlin eingeladen gewesen. Leider konnte und kann er nicht anreisen, die Einladung wurde jedoch für 2021 erneuert, und dann haben wir bereits einen weiteren Roman dieses großartigen Autors am Start.
Unseren zweiten geplanten Herbsttitel, »Ein anderes Amsterdam« des georgischen Autors Dato Turaschwili, verschieben wir aufs Frühjahr. Der Roman behandelt den Aufstand von georgischen Angehörigen der Wehrmacht gegen die deutschen Sodaten auf der niederländischen Insel Texel am Ende des Zweiten Weltkriegs. Um dem Buch eine Chance im Buchhandel zu geben, bedarf es einer Präsentation auf der Messe verbunden mit einer Lesereise – wir wollten diesem Enkel eines der Aufständischen eine Niederlage auf dem Schlachtfeld der Ladentheken ersparen (uns übrigens ebenfalls).
Doch wir hatten auch Glück: Der kurze Sommer-Roman von Helen Wolff, »Hintergrund für Liebe« mitsamt dem ausführlichen biographischen Essay über diese bedeutende Verlegerin von Marion Detjen, hat offenbar vielen Leserinnen und Lesern als Urlaubsersatz gedient. Das Buch entführt einen unwiderstehlich in Frankreichs besonnten Süden, nach Saint-Tropez, wo man die Süße der Feigen schmecken kann, den Lavendelduft atmen und das Meer auf der Haut spüren. Helen Wolff war eine so suggestive Erzählerin, daß man meint, selbst in diesem einstmals so beschaulichen Fischerdorf gewesen zu sein. Man macht also gleichzeitig eine Urlaubs- und eine Zeitreise – die Erzählung wurde 1932 geschrieben –, erholsamer geht es nicht. Und das inzwischen in der 4. Auflage.
Und das: Am 14. November feiern wir in einer gemeinsamen Präsentation mit Kristine Listau & Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag, der wie wir 25 Jahre alt wird, in der Buchhandlung ocelot. Allerdings coronabedingt in sehr bescheidenem Zuschauerrahmen.
Für alle, die dabei sein wollen, gibt es einen Livestream. Wir stellen unsere gegenseitigen Lieblingsbücher vor, und Maria Piwowarski und Ludwig Lohmann (beide Buchhandlung ocelot) werden sich mit uns über unsere Verlagsgeschichte(n) unterhalten.
Barbara und Stefan Weidle
Bisher brachten wir die Editorials von
Joachim von Zepelin und Christian Ruzicska,
Dr. Stephanie Mair-Huydts und Steffen Rübke,
Heike Schmidtke und Kilian Kissling,
Wolfgang Hölker und Lambert Scheer
Hermann Gummerer und Ludwig Paulmichl