Die KrimiZeit-Bestenliste Februar – hier zum Ausdrucken

An der Spitze der KrimiZEIT-Bestenliste Februar 2016 finden Sie neu auf Platz 1: Tal des Schweigens von Malla Nunn. Die 1963 in Swaziland geborene Malla Nunn ist meines Wissens die einzige farbige Autorin aus Südafrika, deren Kriminalromane auf Deutsch erhältlich sind. Sie floh in den Siebziger Jahren mit ihren Eltern vor dem wahnwitzigen Apartheid-Regime nach Westaustralien, wo sie auch heute lebt.

Sie wurde als Filmemacherin bekannt und ausgezeichnet. In ihrer Romanserie um den „weiß“ aussehenden, aber aufgrund einer „schwarzen“ Großmutter aber „rassisch“ zu „nicht weiß“ herabgestuften und damit aus dem höheren Dienst ausgeschiedenen Detective Emmanuel Cooper greift sie eigene familiäre Erfahrungen auf. Intelligent verknüpft sie in den Figurenbiographien Coopers und seiner beiden Helfer, dem aus Dachau entkommenen jüdischen Arzt Zweigmann und dem Zulu-Constable Shabalala, Nachkriegszeit und Etablierung des rassistischen Apartheidsystems.

In ihrem dritten Roman (nach Ein schöner Ort zum Sterben und Lass die Toten ruhen) wendet sie sich einem neuen Aspekt der fünfziger Jahre zu: der Unterdrückung respektive den Befreiungsmöglichkeiten der Frauen, dem doppelten Unterdrückungszusammenhang von patriarchaler und rassistischer Gewalt in den beiden traditionalistischen Kulturen der Zulus und der Afrikaaner. Opfer ist eine junge schwarze Schönheit, die wie auf einem Altar liegend ermordet aufgefunden wird.
„Kriminalliteratur in bester feministischer Tradition“ (Thekla Dannenberg, Perlentaucher)
„Keine Folklore im Kraal, sondern eine sparsam orchestrierte Landeskunde, die den Nachweis führt, wie kaputt das Apartheiddenken damals schon war und warum es dennoch bis heute fortwirkt als langsam wirkendes Gift.“ (Hannes Hintermeier, FAZ)

Neu auf der KrimiZEIT-Bestenliste Februar finden Sie zwei Titel, beide stammen aus den USA:

Auf Platz 4
Ryan Gattis, In den Straßen die Wut
Bemerkenswert ist die Entstehungsgeschichte von In den Straßen die Wut: Der 1978 geborene und ursprünglich aus Colorado stammende Gattis ist Mitglied des Uglar Collective, einer 2008 gegründeten Gruppe von Straßenkünstlern. Uglar steht für „Unified Group of Los Angeles Resistance“. Die Uglar-Mitglieder verstehen sich als die Geschichtenerzähler ihrer Stadt, und zwar von Geschichten, die nur gezeichnet werden können, auf Wände. Gattis wird von ihnen als „master“ angesehen.Während seiner Graffiti-Arbeit gewann Gattis im Gespräch über Gewalt und Verletzungen mit einem Latino-Gangster dessen Vertrauen. Auf dessen Informationen und weiteren, zwei Jahre lang recherchierten Erlebnisberichten von insgesamt 17 einzelnen Figuren beruht Gattis‘ Roman In den Straßen die Wut. Er selbst nennt sein Verfahren sourced fiction – quellenbasiertes Erzählen.
„In den Straßen die Wut ist eher Dokufiction als Thriller. Die subjektive Erzählweise verhindert die Entstehung einer durchgehenden schlüssigen Kriminal-Handlung. Das ist aber ehrlicher und weniger patriarchalisch als etwa die jüngeren Romane Walter Mosleys, in denen ein alter erfahrener Ex-Gangster versucht, die wilden Jungen auf einen geraderen Weg weg von den Waffen zu bringen. Gattis gibt ihnen Stimme und Würde.“ (Tobias Gohlis)

Auf Platz 9:
Leaving Berlin von Joseph Kanon
Joseph Kanon, 1946 in Pennsylvania geboren und bis 1995 Verlagsdirektor bei Houghton Mifflin, ist ein Spezialist für die Vor- und Frühgeschichte des Kalten Krieges. 2002 war er schon einmal in Berlin. In den Ruinen von Berlin erzählt aus der Perspektive eines deutsch-amerikanischen Journalisten von den großen Idealen und dem realen Verrat an ihnen während der „Neuordnung der Welt“ auf der Potsdamer Konferenz.
Leaving Berlin spielt vier Jahre später. Alex Meier, Autor, Sozialist, deutscher Jude, wollte im amerikanischen Exil McCarthy keine Namen nennen, was ihn Ehe, Reputation und Status kostete. Um seinen keinen Sohn wiedersehen zu können, hat Meier sich darauf eingelassen, unter der sich etablierenden Ost-Berliner Kultur-Nomenklatura für die CIA zu spionieren. Schon bald hat er seinen ersten Toten an der Backe und muss tollkühn zwischen den Fronten operieren. Wie kann man am Leben bleiben und dabei noch einigermaßen anständig handeln? Meier schafft es, wundersamerweise. Ein fein beobachtetes, detailgenaues und schonungslos skeptisches Buch.

Unsere Dauerchampions: Zum vierten Mal stehen Fred Vargas mit Das barmherzige Fallbeil und Oliver Bottini mit Im weißen Kreis auf der KrimiZEIT-Bestenliste, zum dritten Mal sind Adrian McKinty mit Gun Street Girl und Jeong Yu-jeong mit Sieben Jahre Nacht dabei.

Die KrimiZEIT-Bestenliste Januar wird am 4.2.2016 in der Wochenzeitung DIE ZEIT, auf ZEITonline unter www.zeit.de/krimizeit-bestenliste und im Nordwestradio veröffentlicht, am Donnerstag, den 4.2.2016 gegen 9.20 live mit Tobias Gohlis und in den Sendungen der „Buchpiloten“, nachzuhören unter www.radiobremen.de/nordwestradio/serien/krimizeit/bestenliste100.html

Hier können Sie die KrimiZEIT-Bestenliste aus der Wochenzeitung DIE ZEIT downloaden download(KrimiZEIT_Bestenliste_Februar_2016.pdf) und als Plakat ausdrucken.

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