In den Medien Die SWR-Bestenliste für den Dezember ist da

Renommierte Literaturkritiker*innen nennen monatlich – in freier Auswahl – vier Buch-Neuerscheinungen, denen sie möglichst viele Leser*innen wünschen, und geben ihnen Punkte (15, 10, 6, 3).

1. Monika Fagerholm Wer hat Bambi getötet? Roman. (Übersetzt aus dem Finnischen von Antje Rávik Strubel; Residenz Verlag, 256 Seiten, € 25,00)

Ein nobler Villenvorort in der finnischen Hauptstadt Helsinki. Zwei Freunde und ein Mädchen aus unterprivilegierten Verhältnissen. Es kommt zu einer schrecklichen Gewalttat, deren Konsequenzen alle erschüttert. Fagerholms mitreißender Roman wurde mit dem Preis des nordischen Rats ausgezeichnet.

2. Juri Andruchowytsch: Radio Nacht, Roman. (Übersetzt aus dem Ukrainischen von Sabine Stöhr, Suhrkamp Verlag, 472 Seiten, € 26,00)

Der Musiker Josip Rotsky lebt im Schweizer Exil, wo er sich als Barpianist durchschlägt. Als der Diktator seines Landes in eben diesem Hotel zu Gast ist, trifft Rotsky eine Entscheidung. Wild geht es zu, wie immer bei Andruchowytsch, der Genres und literarische Anspielungen zu einem flirrenden Text verbindet.

3. Annie Ernaux: Das andere Mädchen (Übersetzt aus dem Französischen von Sonja Finck, Suhrkamp Verlag, 80 Seiten, € 18,00)

Zehn Jahre alt war die frischgekürte Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux, als sie erfuhr, dass sie eine Schwester hatte. Dieses andere Mädchen ist im Alter von sechs Jahren an Diphterie gestorben. Das Buch, das vor uns liegt, ist ein langer Brief, geschrieben Jahrzehnte später, Rekonstruktion und Selbstbefragung zugleich.

4. Péter Nádas, Schauergeschichten Roman. (Übersetzt aus dem Ungarischen von Heinrich Eisterer, Rowohlt Verlag, 576 Seiten, € 30,00)

Péter Nádas gehört seit Jahren zu den Anwärtern auf den Literatur-Nobelpreis. In „Schauergeschichten“ versammelt er in einem Dorf im Donautal alles, was das Menschliche ausmacht: Schwachsinn und Niedertracht, philosophisch hochfliegendes Gewäsch, Aberglaube, Intrigantentum, Bösartigkeit und – ja – auch Liebe.

5. Peter Kurzeck, Und wo mein Haus? Roman. (Schöffling & Co. Verlag, 176 Seiten, € 24,00)

Am 25. November 2013 starb Peter Kurzeck in Frankfurt am Main. Auch nach seinem Tod wächst sein veröffentlichtes Werk glücklicherweise noch weiter. Mit „Und wo mein Haus?“ ist nun der achte Band des Projekts „Das alte Jahrhundert“ erschienen, und es ist einer der schönsten Texte, die Kurzeck je geschrieben hat.

6. Martin Mosebach, Taube und Wildente Roman. (dtv Verlagsgesellschaft, 336 Seiten, € 24,00)

Eine Frau ohne Kunstverstand, die ein geerbtes Gemälde verkaufen will. Ihr Mann, der es behalten will. Ein Landgut in der Provence. Und jede Menge Niedertracht. In sprachlich elaborierter Weise führt Büchner-Preisträger Mosebach Konflikte, Intrigen und Selbstbetrug innerhalb der vermeintlich feineren Gesellschaft vor.

7. Mircea Cărtărescu, Melancolia Roman. (Übersetzt aus dem Rumänischen von Ernest Wichner, Zsolnay Verlag, 272 Seiten, € 25,00)

Es ist eine dunkle, mythisch aufgeladene Welt, in die diese Erzählungen hineinführen – die Welt der Kindheit, die zu einem Universum wird, aus dem nur die Fantasie Auswege anbietet. Der rumänische Schriftsteller verdichtet Ängste, Alpträume und sexuelles Erwachen zu surreal aufgeladenen dunklen Märchen.

8. Marieke Lucas Rijneveld, Kalbskummer. Phantomstute Gedichte. (Übersetzt aus dem Niederländischen von Ruth Löbner, Suhrkamp Verlag, 223 Seiten, € 25,00)

Zwei Gedichtbände aus den Jahren 2015 und 2019 in einer zweisprachigen Ausgabe. Rijneveld, Jahrgang 1991, gehört zu den wichtigsten Stimmen der niederländischen Literatur. Es geht um das umfassende Gefühl, in einer Umwelt aufzuwachsen, die nicht die dem eigenen Bewusstsein entsprechende ist. Einer fremdbestimmten.

9. Mohamed Mbougar Sarr, Die geheimste Erinnerung der Menschen Roman. (Übersetzt aus dem Französischen von Holger Fock, Sabine Müller, Hanser Verlag)

Ausgezeichnet mit dem Prix Goncourt: Der junge Senegalese Diégane begibt sich auf die Spuren eines geheimnisumwitterten Schriftstellers. Durch einen Zufall fällt Diégane ein verschollen geglaubtes Kultbuch in die Hände. Er macht sich auf, dessen Rätsel zu klären. Ein Genremix, das sich des kolonialistischen Erbes annimmt.

10. Angela Steidele, Aufklärung Roman. (Insel Verlag, 603 Seiten, € 25,00)

Ein dezidiert weiblicher Blick auf die Epoche der Aufklärung. Die Erzählerin ist Dorothea Bach, die Tochter des berühmten Komponisten. Aus ihrer Perspektive werden zum einen das Aufblühen der stolzen Stadt und die Begegnungen mit historischen Persönlichkeiten geschildert. Ein Angebot zum Seitenwechsel.

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