Kaffeehaussitzers Netzrückblick Fundstücke aus den Literaturblogs – November 2022

Uwe Kalkowski

Der November hat in den letzten Wochen alles gegeben: Es trieft vor Nässe, Dunst hängt in der Luft und es wird kaum richtig hell. Ich mag diese melancholische Stimmung sehr gerne, zumindest eine Zeit lang. Und es sind perfekte Lesetage oder -abende, an denen man etwa in aller Ruhe durch die Welt der Literaturblogs flanieren kann. Einige der Texte, auf die ich dabei gestoßen bin, stelle ich hier vor.

Wunderbar passend zu diesem Einstieg ist der schöne Beitrag »Lyrischer Herbstnebel«, veröffentlicht von Barbara Pfeiffer in ihrem Blog Kulturbowle. Darin geht es um den Gedichtband »Ultrafantasía«von Alfonsina Storni. Diese fast vergessene Autorin erfährt zur Zeit eine Wiederentdeckung – vor allem durch die von Hildegard Keller herausgegebene und übersetzte Werkausgabe. Eine ebenso gelungene Buchvorstellung findet man im Blog Petras Bücherapotheke. In beiden Besprechungen erfährt man viel über das das kurze und tragische Leben der Dichterin.

Nach vielen Jahren erschienen im November 2022 gleich zwei neue Romane des großen Cormac McCarthy – dessen »Die Straße« für mich zu den besten Büchern gehört, die jemals geschrieben wurden. Nun also etwas Neues, und das gleich in doppelter Form. Blogger Stefan Härtel hat »Der Passagier« und »Stella Maris« bereits gelesen. Und ist etwas ratlos. In seinem Blog Bookster HRO schreibt er darüber.

Ein Schwerpunkt des Blogs Bleisatz von Bettina Schnerr ist der Blick auf die japanische Literatur. In einem lesenswerten Text sichtet sie Covergestaltungen deutscher Übersetzungen, insbesondere was die Verwendung einer mehr oder weniger symbolischen Sonne betrifft. Und ganz nebenbei erhält man auch eine ganze Menge Lektüretipps.

Im Blog Ant1heldin bespricht Sabine Friedrich den dystopischen Thriller »Succession Game« von Anika Beer auf eine so mitreißende Art, dass man sofort neugierig auf das Buch wird. Und wer ein Faible für eher düstere Literatur mit Horrorelementen hat, der wird im Blog Binge Reading & More fündig – hier stellt Sabine Delorme gleich mehrere außergewöhnliche Romane vor.

Glasperlenspiel13 ist einer der Literaturblogs, die mich begleiten, seit ich selbst über Bücher blogge, also seit fast einer Dekade. Umso mehr habe ich mich gefreut, dass dort nach einer längeren Pause wieder ein Beitrag online gegangen ist. Bloggerin Vera Lejsek lässt darin die AvivA-Verlegerin Britta Jürgs zu Wort kommen, die anlässlich des 25jährigen Verlagsjubiläums fünf prägende Werke des Programms vorstellt. Und Julia Schmitz – die ich genau so lange kenne – stellt im Berlin Journal – Fräulein Julia Ingo Držečnik vor, den Verleger des Elfenbein Verlags. Unbedingt lesen.

Buchhändlerin Petra Wiemann bespricht in ihrem Blog Elementares Lesen ausschließlich Sachbücher – eine bessere Anlaufstelle im Netz gibt es nicht, um sich über aktuelle Neuerscheinungen aus allen Wissensbereichen zu informieren. Sie ist zudem Jury-Mitglied bei der Wahl des Wissensbuch des Jahres. Und schreibt in einem Beitrag über die diesjährigen Preisträger in allen sechs Kategorien.

Das Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse 2023 wird Slowenien sein. Im Blog Read Ost, der sich ausschließlich mit Literatur aus Osteuropa beschäftigt, gibt es schon einmal einen kurzen Ausblick auf das, was uns erwarten wird.

Penelope war die Gemahlin Odysseus‚ und viel mehr wird über sie seit über zweieinhalbtausend Jahren nicht berichtet – im Roman »Penelope und die zwölf Mägde« erzählt Margaret Atwood eine Geschichte aus ihrer Perspektive. Im Blog Libertine Literatur stellt Daniela Sandra Waßmer das Buch vor.

Ich bin nicht unbedingt ein Kai-Meyer-Leser, aber als ich auf Buchblogger24 die Besprechung von seinem neuen Roman »Die Bücher, der Junge und die Nacht« gelesen habe, war ich sofort elektrisiert – geht es doch unter anderem um das Graphische Viertel in Leipzig. Ein vollkommen verschwundener Stadtteil, der einst das Herz der Buchbranche gewesen war. Und über den ich seit Jahren versuche, mehr zu erfahren. Es wird ein Must-Read werden.

Im Blog letteratura gibt es eine etwas verhaltene Rezension des Romans »Lektionen« von Ian McEwan – so ganz konnte der Funke nicht überspringen.

Claudia Pütz stellt in ihrem Blog Das graue Sofa – ohnehin eine empfehlenswerte Anlaufstelle für lohnende Buchtipps – den Roman »Dieser Beitrag wurde entfernt« von Hanna Bervoets vor.

Und eine weitere spannende Buchvorstellung habe ich im Blog Gute Literatur – Meine Empfehlung gefunden: Es geht um den schön gestalteten Band »Berge – 35 Geschichten zwischen oben und unten« von Lucia Jay von Seldeneck (Text) und Florian Weiß (Illustration). Erschienen ist er im Kunstanstifter Verlag.

Auf das Buch »Wir verstehen nicht, was geschieht« von Viktor Funk bin ich schon länger neugierig. Zwei lesenswerte Besprechungen dazu: Im Blog Buch-Lady schreibt Anka Willamowius darüber und im Blog LiteraturReich stellt Petra Reich das Werk vor.

In meinem eigenen Blog Kaffeehaussitzer geht es um das Buch »Momentum« von Peter Englund – in meinen Augen ein Meisterwerk der erzählenden Geschichtsschreibung. Und um den Roman »Der Geist von Tiger Bay« von Nadifa Mohamed; ein Buch, das mir noch sehr lange im Kopf bleiben wird.

Das war es wieder für dieses Mal. Der letzte Monat des Jahres liegt vor uns und ich wünsche uns allen eine schöne Vorweihnachtszeit. Passen Sie auf sich auf.

Uwe Kalkowski ist seit über 25 Jahren in der Buchbranche tätig und kennt sie aus unterschiedlichen Perspektiven: Als Buchhändler, als Absolvent des Studiengangs Verlagswirtschaft in Leipzig und als Mitarbeiter verschiedener Verlage. Seit August 2019 arbeitet er als Produktmanager für den Eichborn Verlag in Köln. In seinem Blog Kaffeehaussitzer schreibt er über Bücher, Literatur und Leseerlebnisse und stellt in der monatlichen Kolumne »Kaffeehaussitzers Netzrückblick« auf buchmarkt.de lesenswerte Fundstücke aus den unterschiedlichsten Literaturblogs vor. »Vollkommen subjektiv, handverlesen und rein persönlich ausgewählt – ohne Anspruch auf Vollständigkeit, denn eine solche kann es in einer so vielschichtigen Szene gar nicht geben«, wie er sagt.

Kommentare (2)
  1. Super – ! Bin baff, wieviele Buch-Blogger – innen es doch gibt. Und hab Ihren gerade zufällig entdeckt – wie so oft – wenn du findest, während du eigentlich etwas ganz anderes suchst. Ja, vielen Dank.. ! Den Nebel des Novembers… vermisse ich tatsächlich… dabei bin ich vor einem Jahrzehnt vor ihm geflohen.. aus Berlin .. auf die Kanaren.. Nebel gibt es hier auch… aber anders… und .. draußen bleibt es mindestens 21 Grad…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert