Neue literarisch-politische Stimme aus Mittelamerika Der Internationale Literaturpreis geht an Fernanda Melchor und Angelica Ammar

Die mexikanische Autorin Fernanda Melchor und die Übersetzerin Angelica Ammar werden für den Roman Saison der Wirbelstürme und seine Übersetzung aus dem mexikanischen Spanisch mit dem Internationalen Literaturpreis 2019 ausgezeichnet. Der Preis ist mit 35.000 Euro dotiert – 20.000 Euro für die Autorin, 15.000 Euro für die Übersetzerin.

Fernanda Melchor schreibt Romane und Reportagen (crónicas), für die sie bereits mehrere Preise gewonnen hat. Für Saison der Wirbelstürme (Quartbuch bei Wagenbach), dem reale Ereignisse zugrunde liegen und der gleichzeitig u. a. in den USA, Italien, Frankreich und Großbritannien erschien, wird sie in diesem Jahr auch mit dem Anna Seghers Preis ausgezeichnet. 2013 veröffentlichte Melchor ihren ersten Roman Falsa liebre sowie eine Sammlung von crónicas Aquí no es Miami.

Die Übersetzerin Angelica Ammar ist auch als Autorin tätig. Für ihren Debütroman Tolmedo (Ammann) erhielt sie 2006 den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung, 2010 erschien ihr zweiter Roman Die Zeit der grünen Mandeln (Nagel & Kimche) Sie übersetzte u. a. Sergio Pitol, Mario Vargas Llosa, Rita Indiana, Gioconda Belli aus dem Spanischen.

Die Jury – Robin Detje, Jens Hillje, Tobias Lehmkuhl, Verena Lueken, Daniel Medin, Elisabeth Ruge, Daniela Seel – begründete ihre Entscheidung so: „Fernanda Melchor hat den Roman der Armut im Globalkapitalismus des 21. Jahrhunderts geschrieben, den Roman aus Armut geborener Gewalt gegen Frauen, gegen Homosexuelle, gegen Schwächere. Den Roman des gnadenlosen Kampfes der Schwächsten gegen noch Schwächere und gegen sich selbst. Den Roman einer Zerstörung, der es egal ist, ob sie zur Selbstzerstörung wird. Weil der Unterschied nicht mehr wichtig ist. Saison der Wirbelstürme ist kein Roman, der sich Kapitalismuskritik auf die Fahnen geschrieben hat. Aber er verdient diesen Preis trotzdem als politischer Roman. Angelica Ammar hat in ihrer Übersetzung einen Wort- und Bedeutungsteppich ausgebreitet, dem wir lesend vertrauen können und dessen Festigkeit nie nachlässt. Die vielen Herausforderungen des Originals hat sie mit großer Eleganz bewältigt, immer in vollem Verständnis des Textes. Ihre Übersetzung ist eine ungeheure Leistung.“

 

 

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