"wichtige tschechische Stimme im Konzert der europäischen Gegenwartsliteratur" Jaroslav Rudiš erhält den Preis der Literaturhäuser 2018

Der tschechische Schriftsteller, Dramatiker, Drehbuchautor und Publizist Jaroslav Rudiš erhält in diesem Jahr den Preis der Literaturhäuser 2018.  Von seinem jüngsten Roman Národní třída  (2014, dt. Nationalstrasse, Luchterhand Literaturverlag) entstanden Theaterfassungen in Bremen und Dresden, die Filmfassung kommt 2019 in die Kinos. Und zur Leipziger Buchmesse erscheint bei Edition Thanhäuser Der Besuch von Herrn Horváth, ein Band mit Kurzprosa.

Das Netzwerk der Literaturhäuser begründet die Wahl so:  „Der heute 45-jährige tschechische Schriftsteller hat die tschechische und deutschsprachige Literatur in den vergangenen Jahren aber nicht nur mit seiner Prosa bereichert, große Aufmerksamkeit erregte er vor allem durch Crossover-Arbeiten. So erschien gemeinsam mit dem Künstler Jaromír Švejdík alias Jaromír 99 – in Tschechien als Rocksänger gefeiert – die Graphic Novel Alois Nebel (ursprünglich als Trilogie von 2003 bis 2005, auf Deutsch 2012 in einem Band bei Voland & Quist). Die gleichnamige Filmversion wurde als Bester Animationsfilm mit dem Europäischen Filmpreis ausgezeichnet (https://www.youtube.com/watch?v=SRxUMe5jbf8). Ausgehend vom Literaturhaus Stuttgart entstand dazu ebenfalls 2012 eine Ausstellung, die in etlichen Literaturhäusern im deutschen Sprachraum gezeigt wurde und durch Europa tourte. Ein anderer Grenzgang führt den leidenschaftlichen Bahnfahrer und Bierkenner Rudiš immer wieder zur Musik. 2013 gründete er mit Jaromír 99 die Kafka Band. In Zusammenarbeit mit fünf der bekanntesten Rockmusiker Tschechiens wurde die CD zu Franz Kafkas Romanfragment Das Schloss eingespielt, es gab Konzerte in ganz Europa (von den Niederlanden bis in die Ukraine) und 2015 eine inszenierte Fassung am Theater Bremen. 2017 folgte mit Amerika eine weitere Kooperation mit dem Bremer Schauspiel-Ensemble.

Jaroslav Rudiš zeichnet in seinen Texten mit Ironie und feinem Gespür für die Alltagsängste der Menschen die Gesellschaft anhand von besonderen Typen, die häufig Opfer tragikomischer Ereignisse sind. Dabei begibt er sich gern in den Untergrund und an die Ränder von Orten, Zeiten und Leben, um einen umso schärferen Blick auf die Wirklichkeit zu werfen. So sind seine Bücher cool, witzig, kritisch, politisch, poetisch, widerständig, anti-bürgerlich, berührend und verführerisch – kurzum: literarischer Rock’n’ Roll.
Jaroslav Rudiš schreibt auf Tschechisch und Deutsch und spricht mehrere Sprachen. Er lebt als freier Autor in Berlin und in Lomnice nad Popelkou im Böhmischen Paradies, nahe der tschechischen Stadt Jičín, dem Geburtsort von Karl Kraus. 2014 wurde Rudiš als „wichtige tschechische Stimme im Konzert der europäischen Gegenwartsliteratur“ mit dem Usedomer Literaturpreis ausgezeichnet. Mit dem Preis der Literaturhäuser 2018 ist er hoffentlich endgültig in der deutschsprachigen Literatur angekommen. Die Programmleiterinnen und Programmleiter der im Netzwerk verbundenen Literaturhäuser ehren Jaroslav Rudiš für sein vielfältiges literarisches Werk und als Autor, der in öffentlichen Auftritten, in Lesungen und Diskussionen, als Musiker und in Crossover-Projekten das Publikum zu begeistern versteht.“

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