44. Tage der deutschsprachigen Literatur: Lisa Krusche erhält Deutschlandfunk-Preis, Hauptpreis ging an Helga Schubert, Kelag-Preis für Egon Christian Leitner, 3sat-Preis an Laura Freudenthaler, Publikumspreis für Lydia Haider

Für ihren Text Für bestimmte Welten kämpfen und gegen andere ist Lisa Krusche zum Abschluss der Tage der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt mit dem Deutschlandfunk-Preis ausgezeichnet worden. Ihr dystopischer Beitrag ist in einer post-humanistischen Zukunft angesiedelt. Ob die literarische Hauptfigur Judith ein Mensch oder Avatar im virtuellen Raum ist, bleibt offen. Lisa Krusche wurde 1990 in Hildesheim geboren, studierte Kunstwissenschaft und Germanistik und lebt in Braunschweig. In Klagenfurt las sie auf Einladung von Klaus Kastberger.

Der Deutschlandfunk-Preis wird seit 2017 vergeben. Mit einer Preissumme von 12.500 EUR geht er an den/die Zweitplatzierte/n des Wettbewerbs. Der Hauptpreis des Wettbewerbs ging an die 80-jährige Schriftstellerin Helga Schubert, den Kelag-Preis erhielt Egon Christian Leitner. Mit dem 3sat-Preis wurde Laura Freudenthaler ausgezeichnet, der Publikumspreis wurde an Lydia Haider verliehen.

Der Preis wurde am 21. Juni durch Deutschlandfunk-Kultur-Programmchef Ralf Müller-Schmid virtuell übergeben. In seiner Laudatio begründete der österreichische Literaturprofessor Klaus Kastberger die Wahl der Preisträgerin: „[…] Lisa Krusche fragt in ihrem Text, wohin dieses Zusammenspiel von virtuell und real führen wird. Und führt in diese Frage auch eine eminent politische Dimension ein. Könnte, so fragt sie sich, dieses Virtuelle, […] das sich ganz neu etabliert, […] nicht auch ein Potenzial haben, zu den realen Problemen beizutragen, die wir haben? Zu Klimawandel, Überbevölkerung, zu Armut? Dabei setzt Krusche in ihrem Text auch die radikalen Thesen der feministischen Biologin Donna Haraway in Szene. Macht keine Kinder, sagt diese Frau. Sondern macht euch miteinander und auch mit anderen Lebewesen in dieser Welt verwandt. Krusche zeigt in ihrem Text, wie das ausschauen könnte. Ob die Unterschiede der virtuellen und realen Welt sich nicht zu einem neuen Miteinander zusammenwirken lassen könnten. Im Text […] ist nicht mehr klar, wo wir sind. Sind wir noch in der realen oder der virtuellen Welt oder stecken wir alle zusammen nicht in einer unglaublich lustigen Computersimulation? […]“ Ralf Müller-Schmid gratulierte auch im Namen der Hörerinnen und Hörer: „Sich durch Texte bewegen zu lassen, sich entführen zu lassen, aber auch jetzt wie im preisgekrönten Fall, sich zum Nachdenken bringen zu lassen, gelingt hier ganz besonders […].“

Eine siebenköpfige Expertenjury hatte nach drei Tagen mit Lesungen bislang unveröffentlichter Prosatexte von 14 Autorinnen und Autoren die Gewinner des Ingeborg-Bachmann-Preises, des Deutschlandfunk-Preises und dreier weiterer Preise ermittelt. Die Jury bestand in diesem Jahr aus Deutschlandfunk-Literaturchef Hubert Winkels (Vorsitz), Stefan Gmünder (A/CH), Nora Gomringer (D), Klaus Kastberger (A), Brigitte Schwens-Harrant (A), Philipp Tingler (CH), Michael Wiederstein (D/CH) und Insa Wilke (D).

 

 

 

Mehr Infos:

https://bachmannpreis.orf.at

www.deutschlandfunk.de

www.deutschlandfunkkultur.de

 

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