Max Annas auf Platz 1 der KrimiZeit-Bestenliste im Juli – hier zum Ausdrucken

An der Spitze der KrimiZEIT-Bestenliste Juli 2016 finden Sie neu auf Platz 1: Die Mauer von Max Annas

Der 1963 geborene Max Annas hat etliche Jahre in Südafrika verbracht und dort zur Geschichte des südafrikanischen Jazz geforscht. dort hat er auch die Stoffe für seine bisher zwei Kriminalromane gefunden. Für Die Farm wurde er 2014 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet.Sein neuer Roman Die Mauer ähnelt in der action- und zeitverknappten Erzählweise und im Setting an den Erstling. Auch hier konzentriert sich die Handlung auf einen engen, überschaubaren Raum. Doch es ist keine belagerte Farm. Der Kreis ist quasi umgekehrt geschlossen. Auf der Suche nach einem Kommilitonen, der ihm bei einer Autopanne helfen soll, gerät Moses in die Falle einer ummauerten Gated Community, übrigens in East London, wo Annas gelebt hat. Seine Suche nach Hilfe führt zur Kettenexplosion der sozialen Kräfte und Widersprüche Südafrikas: Zwei weiße Wachleute, weitere Security, Polizei, ein Diebespärchen, etliche Einwohner und zwei Mörder beschießen sich im Hexenkessel der Wohlanständigkeit. Mein möglicherweise ungenauer bodycount: 12 Tote und ein Hund.

„Max Annas Thriller ist hinreißend elegant konstruiert und leichtfüßig, aber nicht leichtgewichtig, ist lakonisch erzählt, ein bisschen sarkastisch. An keiner Stelle macht Annas den Rassismus, der eigentlich ja die fatalen Verwicklungen in Gang setzt, mit erhobenem Zeigefinger zum Thema – und doch ist eben dieser Rassismus durchgängig das Thema. Bis zum überraschenden, furiosen Showdown, bei dem die Hautfarbe alles entscheidet.“ (Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)

Neu auf der KrimiZEIT-Bestenliste Juli finden Sie weitere fünf Titel: Insgesamt sind es diesmal 2 schottische, 1 deutschsprachiger, 1 südafrikanischer, 1 amerikanischer und 1 australischer mit 2280 Seiten. Neu sind:

Auf Platz 2: Power Play von Mike Nicol (original 2015: Powerplay)
In seinem fünften Kriminalroman passt Mike Nicol (*1951in Kapstadt) die Regeln der Serie der raschen Entwicklung der Verhältnisse an. Seine Rache-Trilogie fokussierte sich auf die Generation derer, die am Befreiungskampf gegen die Apartheid teilgenommen hatten und auf ihre Versuche, mit den Lasten ihrer Vergangenheit beladen, eine neue Existenzweise zu finden. Jetzt sind die Kinder dran, zuvörderst Krista Bishop, Tochter des auf die Cayman-Inseln entkommenen Protagonisten der Rache-Trilogie Mace Bishop, die mit ihrer Kollegin Tami die elterliche Sicherheitsfirma Complete Security übernommen hat. Um Fortführung der Geschäfte – u.a. der Wilderei der in Asien begehrten Seeohren (Abalone-Muscheln) – geht es auch drei scheinbar bürgerlich gesettelten Ex-Straßengangstern.Als der Sohn des alten Titus Anders ertränkt und auf ihn ein Attentat verübt wird, entwickelt sich ein Banden- und Generationenkrieg, in dem konkurrierende Geheimdienstabteilungen, Teile der Regierung und chinesische Geschäftemacher ihre blutigen und undurchsichtigen Rollen spielen. Es ist die Straßenversion einer antidemokratischen Entwicklung, die Nicol in seinem Essay „Den Staat plündern“ (Crime & Money, hrsg. von Tobias Gohlis und Thomas Wörtche, Droemer TB) analysiert hat.

„Elegant führt Nicol die Erzählstränge, springt dabei immer wieder zeitlich etwas zurück, betrachtet eine Szene nochmals aus anderer Perspektive, erzählt überhaupt locker, lakonisch, dabei temporeich und mit sehr trockenem Humor. (…) Dabei hat Nicol etliche Figuren des Romans samt Plot der frühen Shakespeare-Tragödie ‚Titus Andronicus‘ entlehnt. Im Ergebnis passt diese robuste Geschichte erstaunlich gut in die Cape Flats von Kapstadt.“ Frank Rumpel in culturmag
Weitere Kritiken aus der Jury:
Sonja Hartl in ihrem Blog Zeilenkino
Sylvia Staude in der FR

Auf Platz 6: Die tote Stunde von Denise Mina (original 2006: The Dead Hour)
Infolge deutscher Verlegerinkonsequenz („Zwänge des Marktes“) können wir den zweiten Band von Denise Minas (*1966) Trilogie um die pummelige, toughe Jung-Journalistin Paddy Meehan aus der working class erst jetzt auf deutsch lesen. Der erste Band Der Hintermann (The Field of Blood, 2005) ist schon 2007 erschienen.Sei’s drum: Auch heute ist die Story um häusliche Gewalt, Wirtschafts- und Zeitungkrise und korrupte Polizei überhaupt nicht veraltet. Im Gegenteil: Wer Minas Darstellung bestimmter upper-class-Hansels liest, wird sich nicht mehr über die selbstbezogene Spielermentalität realer britischer Bubis wie Cameron, Johnson oder Farage wundern.

„Denise Mina gehört schon länger zu den interessantesten und erfolgreichsten schottischen Krimiautorinnen. Nur hierzulande hat das noch kaum jemand mitbekommen. (…) Faszinierend ist es zu beobachten, mit welch konsequenter Unaufgeregtheit Mina die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die ihren eigenen Weg sucht in einer patriarchischen Gesellschaft, die ihr eigentlich keine Chance gibt – Feminismus, der aber nie thesenhaft daherkommt.“ Marcus Müntefering, Spiegel online
„Die tote Stunde ist exzellent konstruiert und konzipiert. Denise Mina mischt die Ermittlungselemente ihrer Geschichte versiert mit präzisen Milieuskizzen; sie spannt ein produktives Spannungsfeld zwischen der Ermittlungsebene und den privaten Strängen auf, das einen auch dann in den Bann zieht, wenn die Milieus – geradezu dokumentarisch – ausgeleuchtet werden.“ (Ulrich Noller, Deutschlandradio Kultur)

Auf Platz 7: Hades von Candice Fox (original 2014: Hades)
Es beginnt auf einer Mülldeponie in Sydney. Dort haust Hades, Mörder, Gangster, Leichenentsorger, Ziehvater von Eden und Eric. Das Mädchen und der Junge wurden ihm als Kinderleichen geliefert, aber in der Müllverpackung war noch Leben. Erwachsen sind Eden und Eric die härtesten Cops von Sydney – von einem Mörder erzogene Mörder, die Mörder jagen. Aus dem Stand erhielt Candice Fox den australischen Ned Kelly Award für das beste Debüt. Und gleich drauf für den Folgeroman wieder den Ned Kelly für den besten Kriminalroman.

„Candice Fox versteht es, mit Genreregeln zu spielen, sie genau so weit zu treiben, dass sowohl Kenntnis als auch Distanz zu spüren ist. (…) Inmitten des Drecks, des Abfalls, des Bösen gibt es brutal-zärtliche Momente. ‚Hades‘ ist ein erstaunliches Buch – und ich freue mich schon auf Teil zwei!“ (Sonja Hartl, Zeilenkino)

Auf Platz 9: Die letzten Tage des Condor von James Grady (original 2015: The Last Days of the Condor)
Robert Redford, jung, naiv, blond mit tropfenförmiger Fliegerbrille – das ist seit der Verfilmung Sidney Pollocks 1975 das Gesicht des Condors, basierend auf dem intuitiv paranoiden Geheimdienst-Roman Die sechs Tage des Condor, den James Grady (*1949) als Youngster 1972 schrieb und im Watergate-Jahr 1974 veröffentlichte. Der erste Spionageroman, der sich vollständig darum dreht, wie der Agent zum Opfer der eigenen Leute wird. Jetzt, vierzig Jahre später, nach 9/11, nach Snowden Die letzten Tage des Condor: Gleiches Thema, Condor gealtert (noch kein Vertrag mit Redford), vierfache Paranoia, eine wahnsinnserfahrene Sprache.

„Man darf keine behagliche Spannungslektüre erwarten von diesem Buch, kein klassisches elegantes Doppel- und Dreierspiel, wie es etwa Olen Steinhauer gerade wieder zelebriert. James Grady dekonstruiert das Genre des Agentenromans, in der Welt des alten Condor gibt es keine stringenten Plots mehr, nur Aktionen von Tag zu Tag, Versuche, die Nacht zu überstehen. (…) Das Pragmatische und das Pathologische gehen die irrsten Verbindungen ein in diesem Buch.“ (Fritz Göttler, Süddeutsche Zeitung)
„Man staunt über eine derartige Flexibilität und Tragfähigkeit des narrativen Konzepts.“ (Ulrich Noller)

Auf Platz 10: Das Gesetz des Sterbens von Ian Rankin (original 2015: Even Dogs in the Wild)
In Ian Rankins (*1960) zwanzigstem Rebus – der erste Verborgene Muster (Knots and Crosses) erschien 1987 – wird der pensionierte DI dringender gebraucht denn je. Nicht nur sein alter Widersacher Big Ger Cafferty, sondern auch einige Herren aus Politik und Wirtschaft haben Todesdrohungen erhalten, zudem tobt ein Gangsterkrieg um Caffertys Nachfolge. Da kann nur Rebus, pensioniert und wie weiland der vom Edinburgher Arzt Conan Doyle erfundene Sherlock Holmes tätig als „consultant detective“, vermitteln, intrigieren, aufklären.

„Alles wurzelt in den Achtzigern. Als die Mächtigen, die Oberwelt, vor der Rebus erklärtermaßen mehr Angst hat als vor der Unterwelt, noch machen und vertuschen konnten, was sie wollten, Kindermissbrauchen zum Beispiel. Als Männerbünde zusammengekittet aus gegenseitigen Abhängigkeiten die Städte zusammenhielten.“ (Elmar Krekeler, DIE WELT )

Unsere Dauerchampions: Zum dritten Mal stehen Simone Buchholz mit Blaue Nacht und Dominique Manotti mit Schwarzes Gold auf der KrimiZEIT-Bestenliste.

Die KrimiZEIT-Bestenliste Juli wird am 7.7.2016 in der Wochenzeitung DIE ZEIT, auf ZEITonline unter www.zeit.de/krimizeit-bestenliste und im Nordwestradio veröffentlicht, am Donnerstag, den 7.7.2016 gegen 9.20 live mit Tobias Gohlis und in den Sendungen der „Buchpiloten“, nachzuhören unter www.radiobremen.de/nordwestradio/serien/krimizeit/bestenliste100.html

Hier können Sie die KrimiZEIT-Bestenliste aus der Wochenzeitung DIE ZEIT downloaden und als Plakat ausdrucken.

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