Literaturpreise Österreich: Dorothee Elmiger erhält Erich Fried Preis 2015

Der Erich Fried Preis 2015 geht in diesem Jahr an die Schweizer Schriftstellerin Dorothee Elmiger in Anerkennung ihrer beiden Bücher Einladung an die Waghalsigen und Schlafgänger (beide DuMont). Der Erich Fried Preis zählt mit 15.000 Euro zu den höchst dotierten Literaturpreisen im deutschsprachigen Raum und wird seit 1990 von der Internationalen Erich Fried Gesellschaft an Schreibende jüngerer Jahrgänge für herausragende literarische Leistungen vergeben.

Am 11. Oktober 2015 findet die Verleihung des Preises im Literaturhaus Wien statt – als Höhepunkt und Abschluss des internationalen Literaturfestivals Erich Fried Tage, das sich vom 6. bis 11. Oktober dem Genre der literarischen Reportage in seinen unterschiedlichsten Formen und Formaten widmet.

Als alleinverantwortlicher Juror begründet der Schweizer Autor Reto Hänny seine Wahl wie folgt:
„Dorothee Elmiger gelingt es, die brennenden Zeitfragen in eine poetische Prosa umzusetzen, die einen in der literarischen Welt neuen, unerhörten Klang anschlägt. Ihre Bücher sind hochpolitisch, aber sie predigen nicht, sondern eröffnen mit einem Sturm nie zuvor gesehener Bilder Räume und überschreiten Grenzen, ohne ihr Geheimnis zu verraten. Abgründig, verstörend, widerspenstig, witzig, frech, trotzig – mit all diesen Adjektiven ist Elmigers perfekt durchgestalteten Sprachpartituren, in denen sich die Sphären der Politik und der Poesie funkelnd überlagern, nicht beizukommen, auch wenn jedes einzelne ihre Poèmes en prose charakterisiert. Unverfroren und eigensinnig erschließt sie uns in einer gewollt artifiziellen Sprache, die das vermeintlich Vertraute bis zur Kenntlichkeit geschärft fremd erscheinen lässt und nicht vorgibt, Realität zu simulieren, die Havarie einer Welt, in der Natur und Menschen als Abfall des Fortschritts auf der Strecke bleiben. Ihre Bücher zeichnen sich vor allem durch eines aus: den unverwechselbar eigenständigen Ton, der sie – nicht nur ästhetisch – heraushebt aus der literarischen Saisonware der immer gleichen Mehrgenerationenromane und der gradlinig nacherzählten ‚Schlimme-Gewalt-in-der-Jugend-mit-bösen-Folgen-Geschichten‘ und was uns der Betrieb an nach bewährtem Literaturpreismuster Gestricktem noch beschert. Dorothee Elmigers Werke lassen sich nicht zusammenfassen. Man muss sie lesen.“

Dorothee Elmiger (30) wuchs im Schweizer Bergkanton Appenzell Innerrhoden auf. Nach der Matura studierte sie zunächst Philosophie und Politikwissenschaft an der Universität Zürich, wechselte dann ans Literaturinstitut in Biel und absolvierte ein Gastsemester in Leipzig. Von 2009 an nahm sie ihr Studium der Politikwissenschaft in Berlin und Luzern wieder auf. Sie lebt derzeit in der Schweiz. Für ihre literarische Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, u. a. mit dem aspekte Literaturpreis (2010), dem Rauriser Literaturpreis (2011) und dem Schweizer Literaturpreis (2015).

Unter dem Titel „Facts and Fiction“ bringen die Erich Fried Tage von 6. bis 11. Oktober 2015 nahezu 30 AutorInnen, FilmemacherInnen, Graphic Novel KünstlerInnen und Dokumentarfotografen nach Wien, um die unterschiedlichsten Formen der literarischen Reportage zu präsentieren.

Die Eröffnung findet am 6. Oktober im Akademietheater Wien statt: V. S. Naipaul, der mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnete Autor, und der österreichische Autor Christoph Ransmayr, dessen Reiseberichte die Grenzen der Reportageliteratur spielerisch neu definieren, treffen sich unter dem Titel „The Writer and the World“ zum Gespräch. Die Burgschauspieler/in Kirsten Dene, Martin Schwab und Laurence Rupp lesen aus Werken der beiden Autoren.

Das Festival bringt die US-amerikanischen Autoren William T. Vollmann und Phil Klay erstmals nach Österreich. Mit Auftritten von Pierre Alféri (Frankreich), Liao Yiwu (China/Deutschland), Angelika Kuźniak (Polen), Caterina Sansone und Alessandro Tota (Italien/Frankreich), Paula Bulling (Deutschland) sowie Javier Sebastián (Spanien) stehen weitere Österreichpremieren auf dem Programm. In Lesungen, Gesprächen, Vorträgen und Diskussionen sind zudem Martin Pollack (Österreich), Lukas Bärfuss (Schweiz), Fritz Orter (Österreich), Rainer Merkel (Deutschland), Judith Zdesar (Österreich), Hope Tucker (USA) und Sebastian Lörscher (Deutschland) zu erleben.

Das detaillierte Programm sowie weiterführende Informationen finden Sie ab sofort unter www.erichfriedtage.com.

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert