Simone Buchholz auf Platz 1 der KrimiZeit-Bestenliste im Mai – hier zum Ausdrucken

An der Spitze der KrimiZEIT-Bestenliste Mai 2016 finden Sie neu auf Platz 1: Blaue Nacht von Simone Buchholz. Tobias Gohlis: „Vor drei Jahren hätte ich die 1972 im hessischen Hanau geborene Simone Buchholz als Prachtexemplar einer der wenigen Autorinnen vorgestellt, die das unendliche Versprechen einzulösen vermag, das der Regional-Krimi vor sich herträgt.“

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„In sechs Kriminalromanen hatte sie seit 2008 einen großartigen Ort (Sankt Pauli) in seiner, d.h. in einer literarisch originellen Sprache zum Leben erweckt und sich sogar einige Fälle vorgenommen, die eher dort als anderswo spielen können. In Blaue Nacht ist es ihr gelungen, das tüddelig-Kleinmädchenhafte, das ihrem alter Ego Chastity Riley manchmal noch anhaftete, zu überwinden, ohne ihre Frechheit (2 Jurymitglieder im Gleichklang: „schnodderig“) aufzugeben. Durch knappe Rückschüsse (-blenden wäre zu fett für ihre Lichtblitze) in die Vergangenheit ihrer Figuren schafft sie Tiefe ohne Schwere. In das zwischen Selbstveräppelung, Scharfsinn und Schlagfertigkeit changierende Präsenz ihrer Ich-Erzählerin mischt sich ein Schuss Melancholie, ein zittriges Moll, das schwer noch mal so zu finden sein dürfte.

Der Fall hat etwas Gespenstisches (Elmar Krekeler): Chastity Riley ist degradiert zum Opferschutz, betreut den halb tot geprügelten Österreicher Joe, belagert ihn geradezu herzerwärmend und kaltblütig, bis er zu reden beginnt: von einem üblen Krok-Deal (Krok ist noch gesundheitsschädlicher als Crystal Meth) und von seinem langjährigen Auftraggeber, dem Albaner Malaj, der in Hamburg, St. Pauli und im Leben ihrer Kumpel eine Spur der Verwüstung gezogen hat. Es scheint nur so, als behandele sie ihren Fall wie in den früheren Romanen dilatorisch. Tatsächlich geht es ihr durchaus auch darum, und das tut gut.

„Chastity Riley ist Deutschlands härteste, schnoddrigste Krimiheldin. Und ein guter Kerl. Sagt ein Auftragskiller.“ (Elmar Krekeler, Die Welt)
„Besonders gefällt der frische, freche, klischeefreie Ton des Romans. Diese Prosa dreht auch mal Schleifen, aber sie tut es nicht ohne guten Grund. (…) Mit diesem Krimi kommt man gut durch jede blaue Nacht.“ (Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)

Neu auf der KrimiZEIT-Bestenliste Mai finden Sie weitere drei Titel: Insgesamt sind es diesmal 1 deutscher, 1 amerikanischer, 1 französischer und 1 englischer mit 1200 Seiten. Neu sind dabei:

Auf Platz 7: Keine Zeit für Gnade von Urban Waite
Der 1980 geborene Urban Waite lebt in Seattle, kennt sich also in der verlorenen Gegend um den Silver Lake im Bergland weiter südlich aus.Das Faszinierende an seiner Geschichte um einen Ex-Sheriff, der nach zwölf Jahren Knast zu Sohn und Schwiegertochter und an den Ort seiner Taten zurückkehrt, ist nicht so sehr der Plot um das Drogengeld, das er eventuell versteckt hat und hinterm jetzt die ehemaligen Besitzer, ein frustrierter Bundesagent und ein übles Duo von Knastkollegen her sind. Sondern die Ungewissheit seiner Figuren: Der Sohn, der nach der Verurteilung des Vaters sein Studium aufgeben musste, ist ein unwilliger aber ehrpusseliger Deputy. Er traut seinem Vater nicht, obwohl er es möchte. Der Vater, meist aus der Sicht des Sohnes beschrieben, agiert wehleidig, weckt begründetes Misstrauen und scheint doch zur Familie zurück zu wollen. Eine vielfach differenzierte Geschichte aus den kalten Bergen Washingstons mit einem traurigen Ende.

Auf Platz 9: Schwarzes Gold von Dominique Manotti
Mit Schwarzes Gold sind nunmehr alle Kriminalromane der einzigartigen französischen Autorin auf Deutsch erhältlich, es ist ihr bisher letzter.Darin geht sie zu den Anfängen ihres Helden Commissaire Théo Daquin zurück. Er ist 27 und bekommt nach einem Jahr im Libanon seinen ersten Job bei der französischen Polizei – im Dschungel Marseilles, den er zu hassen lernt, je tiefer er in ihn eindringt. Wie es sich für einen jungen Mann gehört, spielen sexuelle Beziehungen eine erhebliche Rolle, besonders weil er unter den Hetero-Machos der Marseiller Polizei nicht so entspannt schwul sein kann, wie er möchte.Daquin durchbricht die Indolenz der Marseiller Polizei und Justiz. Mit viel Glück und guten Kollegen gelingt ihm die Aufdeckung einer weitreichenden kriminellen Aktion, in der es vordergründig um die Beseitigung eines Konkurrenten und hintergründig um einen Teil an der Weltmacht Öl geht.
„Man kann Manotti lesen wie im Flug: Kühl, knapp, schnörkellos sind ihre Sätze. Doch äußerst treffsicher. Scheinbar pfeift sie auf Dekor, aber die Atmosphäre schlüpft dennoch durch die Hintertür hinein.“ (Sylvia Staude, Frankfurter Rundschau)

Auf Platz 10: Die Toten schauen zu von Gerald Kersh
Ohne den bekennenden Kersh-Fan Frank Nowatzki wäre Gerald Kersh, der einmal ein Bestseller-Autor war, in Deutschland vergessen. In seinem kleinen Verlag Pulpmaster hat er bereits zwei Romane dieses großartigen Noir-Autors (1911-1968) herausgebracht. Die Toten schauen zu ist die dritte Veröffentlichung bei Pulpmaster – und eine Entdeckung.
Erschienen ist der Roman 1943 in Kanada, den USA und England, auch eine schwedische und eine französische Übersetzung sind aus diesen Jahren bekannt. Entstanden ist er als unmittelbare Reaktion auf die Vernichtung des tschechischen Ortes Lidice im Juni 1942 – eine „Vergeltungsaktion“ der Nazis für die Ermordung Reinhard Heydrichs durch den tschechischen Widerstand. Kersh verlegt und konzentriert das Geschehen in den fiktiven Ort Dudicka und gestaltet in eindrucksvollen Szenen sowohl den barbarischen Vernichtungswillen der Nazis als auch die Überrumpelung der Bewohner Dudickas, die bis auf wenige nicht begreifen können, dass sie tatsächlich alle ausgelöscht werden sollen. Die erkennbaren propagandistischen Absichten (Anprangerung der Nazis, Training des Widerstandsbewusstseins einer invasionsbedrohten – britischen – Bevölkerung) beeinträchtigen an keiner Stelle die literarische Prägnanz dieser Juwels von einem Text.
„Mr Kersh writes with hard, controlled power, building up a Germanuniverse of evil, of calculated vileness and bestiality, that freezes one’s mind. Thoughhe calls in the aid of a bold dramatic sense to sharpen the storytelling effect, there is nocheap exploitation of horror.“ (Times Literary Supplement, 27. Februar 1943)
„Kersh hat – wie Picasso in seinem Gemälde Guernica – den Einbruch gnadenloser Gewalt in das einfache Leben in kraftvollen, erschütternden Szenen festgehalten. Dieses Buch wird zur rechten Zeit wiederentdeckt.“ (Tobias Gohlis, DIE ZEIT)

Unsere Dauerchampions: Zum dritten Mal Garry Disher mit Bitter Wash Road, Andreas Pflüger mit Endgültig und Ross Thomas mit Porkchoppers auf der KrimiZEIT-Bestenliste.

Die KrimiZEIT-Bestenliste April wird am 4.5.2016 in der Wochenzeitung DIE ZEIT, auf ZEITonline unter www.zeit.de/krimizeit-bestenliste und im Nordwestradio veröffentlicht, am Mittwoch, den 4.5.2016 gegen 9.20 live mit Tobias Gohlis und in den Sendungen der „Buchpiloten“, nachzuhören unter www.radiobremen.de/nordwestradio/serien/krimizeit/bestenliste100.html

Hier können Sie die KrimiZEIT-Bestenliste aus der Wochenzeitung DIE ZEIT downloaden und als Plakat ausdrucken.

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