Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „An diesem Hausbuch dürfte die ganze Familie ihren Spaß haben“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Der diskrete Charme des freien Jazz“: Totale auf eine deutsche Musikerinitiative mit internationaler Wirkung: Ein Band dokumentiert die Geschichte des Labels Free Music Production. „Auch Bücher können brüllen. Vor allem, wenn sie sich mit lauter Musik befassen und voluminös auftreten. Markus Müllers „Free Music Production: FMP – The Living Music“ ist vierhundert Seiten dick, großformatig und beschäftigt sich mit jenen Klängen, die nach einem unseligen Wort des Bassisten Peter Kowald die Kaputtspielphase des Jazz repräsentieren. Es ist dennoch ein leises Buch. Das liegt am unaufgeregten Sprachduktus des Herausgebers und an den vielen nahezu intimen Fotos dieses Bild- und Dokumentationsbandes über eines der bemerkenswertesten Tonträger-Labels Europas mit Nachhall bis Amerika.“

  • „Free Music Production“ FMP – The Living Music. (Hrsg. v. Markus Müller; Wolke Verlag)

„Im Wald wird gelebt“: Zeitgeist der Siebziger: Hélène Clastres’ Buch über die Tupi-Guarani. „Clastres’ Arbeit mag also in manchen Aspekten veraltet oder widerlegt sein. Aber gerade dank des spekulativen Überschusses vermitteln ihre Analysen ein eindrückliches Bild dieser indigenen Gemeinschaft.“

  • Hélène Clastres, Land ohne Übel. Der Prophetismus der Tupi-Guarani. (a. d. Französischen von Paul Maercker; Nachwort von Karin Harrasser; Turia und Kant)

„Von der Rolle des Tagungsbeitrags im Gefüge“: Erhellend auch für Praktiker des Metiers: Steffen Martus und Carlos Spoerhase erkunden, was in den Geisteswissenschaften alltäglich so gemacht wird. „(…) dem Buch ist zu wünschen, dass es auch von denjenigen in Politik, Wissenschaftsmanagement, Hochschulverwaltung, Forschungsförderung, Evaluationsagenturen gelesen wird, denen Geistesarbeit fremd ist. Wem dieses Arbeitsfeld vertraut ist, wird es aus den Routinen werfen.“

  • Steffen Martus und Carlos Spoerhase, Geistesarbeit. Eine Praxeologie der Geisteswissenschaften (Suhrkamp Verlag)

„Der unbekannte Mann“: Javier Marías’ jüngster Roman ist durch den unerwarteten Tod des Autors auch sein letzter. Tomás Nevinson ist ein würdiger Abschluss eines großen Lebenswerks. „Reflexionen über die abgründige Menschennatur verbinden sich mit dem Nachdenken über Moral, Geschichte und Politik. Im Ganzen gesehen, bündeln sich die Werke zu einer Jahrhunderterzählung über Macht, Gewalt und Schuld, Spionage und Verrat, Lüge und Manipulation, Gewissen und Reue, immer vor dem Hintergrund der Nachwirkungen der lange verdrängten und nicht aufgearbeiteten Franco-Diktatur. Und Tomás Nevinson erscheint als die Krönung dieses Œuvres.“

  • Javier Marías, Tomás Nevinson. Roman. (aus dem Spanischen von Susanne Lange; S. Fischer Verlag)

Kinder- und Jugendliteratur

„Schön sauber“: Das Buch vom Dreck erzählt herrlich illustriert die Kulturgeschichte der Körperpflege. „Das großformatige, mit knapp 200 Seiten ziemlich gewichtige Buch nimmt seine Sache zwar vollkommen ernst, präsentiert sie aber mit Augenzwinkern. So folgt man dem umfangreichen Text, liest ohne Ermüdung weiter und weiter (…) und entdeckt in den farbenprächtigen, üppig-ornamentalen, oft ganze Seiten füllenden Illustrationen immer wieder Neues und Wunderliches, von einem Dutzend verschiedener Toilettenschemel über im Eisloch badende, wild tätowierte skandinavische Hünen bis zu Einsiedlern, denen der Bart meterweit um den Körper herumwächst. An diesem Hausbuch dürfte die ganze Familie ihren Spaß haben.“

  • Piotr Socha / Monika Utnik-Strugata, Das Buch vom Dreck. Eine nicht ganz feine Geschichte von Schmutz, Krankheit und Hygiene. (aus dem Polnischen von Dorothea Traupe; Gerstenberg Verlag)

„Näseln, krächzen, wispern“: Der Auftakt der Creepy Chronicles-Reihe über jugendliche Monsterjäger. „Creepy Chronicles ist ein wilder Mix aus Schauerromantik, Horrorklassikern wie ‚Alien‘ und einer Portion ‚Harry Potter‘. Die Geschichte wird abwechselnd aus Padraigs und Brandons Perspektive erzählt und peitscht ihre Leser und Hörer durch Cliffhanger vorwärts. Das kann der etwas überfrachtete Plot gut gebrauchen: Das ungekürzte Hörbuch hat eine Laufzeit von fast zehn Stunden.“

  • Sergio Dudli, Creepy Chronicles – Teil 1: Bloß nicht den Kopf verlieren! (ungekürzte Lesung mit Marius Clarén und Dirk Petrick; Der Audio Verlag)

„Eier aus dem Wasserkocher“: In Ellie und Oleg müssen zwei Geschwister ohne ihre Eltern auskommen. „Kinder, die plötzlich ohne Erwachsene auskommen müssen, das ist eine klassische Ausgangssituation für Abenteuer in der Jugendliteratur. Katja Ludwig dekliniert sie sehr konsequent und höchst realistisch durch.“

  • Katja Ludwig, Ellie und Oleg – außer uns ist keiner hier (mit Illustrationen von Heike Herold; Klett Kinderbuch Verlag)

„Der Junge, der aussah wie ein Engel“: Kunst der Abschweifung: In Trottel erzählt Jan Faktor von der Vorwende-Bohème in Berlin und von einem großen persönlichen Trauma. „Er habe viel recherchiert, hatte Jan Faktor im Radiointerview auch gesagt, um ein möglichst detailreiches Bild des Ostberliner Lebens der Vorwendezeit zeichnen zu können. Keine Frage, dass ihm das atmosphärisch gelingt. Der ernsthafte dokumentarische Anspruch einer solchen Recherche geht allerdings etwas unter in einem Roman, dessen Narrator die Narrenkappe nur dann abzunehmen pflegt, wenn es an die darunterliegende Familientragik geht.“

  • Jan Faktor, Trottel. Roman. (Kiepenheuer & Witsch)
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