Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Atmosphärisch und moralisch mit der Eigenschaft von Quecksilber“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Der Kampf für Freiheit war ihr teuer“: Vorkämpferin der Gleichberechtigung: Ein Band versammelt Gespräche mit der vor zwei Jahren verstorbenen französischen Anwältin und Aktivistin Gisèle Halimi. „In einem Gesprächsband mit der ‚Le Monde‘-Journalistin Annick Cojean, der wenige Wochen nach Halimis Tod im Juli 2020 in Frankreich erschien und nun in deutscher Übersetzung vorliegt, kommt Halimi in ungebrochen engagiertem Ton auf ihre großen Fälle, aber auch auf ihre persönliche Motivation zurück.“
    Gisèle Halimi (mit Annick Cojean), „Seid unbeugsam!“. Mein Leben für die Freiheit der Frauen (aus dem Französischen von Kirsten Gleinig; Aufbau Verlag)
  • „Unter der Last der Augusthitze im Negev“: Ein Verbrechen in Israel mit Nachwirkung bis heute: Adania Shiblis ebenso brillant geschriebener wie eminent politischer Roman Eine Nebensache. „Lange ist die biblische Drastik einer Landschaft nicht mehr so gut beschrieben worden wie in dem Debüt der 1974 geborenen Palästinenserin Adania Shibli. „Eine Nebensache“ war für den amerikanischen National Book Award sowie für den International Booker ­Prize nominiert. Jetzt liegt auch die deutsche Übersetzung aus dem Arabischen vor, und man versteht sofort, dass hier eine radikale literarische Kraft am Werk ist. Atmosphärisch und moralisch mit der Eigenschaft von Quecksilber.“
    Adania Shibli, Eine Nebensache. Roman (aus dem Arabischen von Günther Orth; Berenberg Verlag)
  • „Die Knechtschaft in der Gemüsediktatur“: Empörung statt Evidenz: Die niederländische Zukunftsanthropologin Roanne van Voorst preist den Veganismus als globalen Heilsbringer und macht es sich dabei viel zu einfach. „Das Buch erinnert an einen wild wuchernden Gedankengarten voller Kraut und Rüben: Erst wird die Geschichte des Vegetarismus und Veganismus von Pythagoras bis Beyoncé im Sauseschritt erzählt, dann eine Familienszene aus einer fleischfreien Zukunft im Stil von Hanni-und-Nanni-Science-Fiction zum Besten gegeben. (…) Wir jedenfalls bleiben nach dieser Lektüre erst recht karnivor­sexu­ell.“
    Roanne van Voorst, Einst aßen wir Tiere (Goldmann Verlag)

  • „Ihren Namen auf den Lippen“: David Diop mischt Kritik am Kolonialismus mit einer schwarz-weißen Liebesgeschichte. Gefährlich nah am Kitsch. “

    Der Roman ist ein sonderbarer Hybrid. Er mischt Kritik am Kolonialismus und Rassismus der Europäer mit Fragmenten eines ausgeweideten naturkundlichen Reiseberichts und macht daraus eine tropische Abenteuergeschichte, die sich die Fantasien der Weißen über die dunklen Praktiken auf dem schwarzen Kontinent zunutze macht. Die historischen Leiden der versklavten Afrikaner werden mit einer exotisch aromatisierten schwarz-weißen Lovestory verquickt, die gefährlich nahe an den Kitschrändern der Kolportage entlangschrammt. Diesen narrativen Cocktail bekömmlich zu nennen, wäre gelogen.“

    David Diop, Reise ohne Wiederkehr oder Die geheimen Hefte des Michel Adanson (aus dem Französischen von Andreas Jandl; Aufbau)

  • „‚Alle sagten, komm bitte nicht zurück'“: Die Dichterin Volha Hapeyeva aus Belarus lebt seit zwei Jahren in München. Ein Gespräch über das Exil, und wie man auch die Heimat in der Sprache verlieren kann.

  • „Zu kostbar, um vergessen zu werden“: Eine Buchpremiere in Stuttgart mit dem 95 Jahre alten Martin Walser und der Künstlerin Cornelia Schleime. „Die Künstlerin gesteht, dass sie noch nie am Bodensee war. Auch habe sie mit dem Autor über die Bilder nicht einmal gesprochen. Überhaupt begegne man einander an diesem Abend zum ersten Mal. Aber genau diese Ausgangslage habe ihr die notwendige Freiheit für ihre Bilder verschafft. Vieles sei ihr sehr vertraut gewesen, was Walser von seinen Träumen festgehalten habe – nicht zuletzt ‚die ungeheure Verletzlichkeit‘, zudem das Gefühl der Unterlegenheit und gewiss auch die vielfältigen sexuellen Aspekte. Was sie überdies beeindruckt habe, sei Walsers ‚opulentes Leben‘, aus dem er sich greife, was er für die Literatur brauche.“
    Martin Walser, Das Traumbuch – Postkarten aus dem Schlaf (Illustrationen von Cornelia Schleime; Rowohlt)
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