Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:
„Im Vaterland des Schreibens“: Thomas Hettches neuer Roman Sinkende Sterne ist Selbstauskunft und Kartographierung des ureigenen Terrains. „Dass Literatur und Leben nicht nur an den Landschaften hängen, die sie passieren, sondern dass man dem, was geschieht, einen unverrückbaren Ort schaffen muss, an dem es überhaupt denkbar und sagbar werden kann: Das ist ein Kerngedanke dieses Werks, das durch den Gegensatz von historischer wie sozialer Erosion und Statik beherrscht wird.“
- Thomas Hettche, Sinkende Sterne. Roman. (Kiepenheuer & Witsch)
„Etwas stimmt nicht in dieser Stadt“: Was passiert nicht alles im tiefen Sibirien? Der wunderbare buchpreisnomnierte Roman Birobidschan von Tomer Dotan-Dreyfus. „Wir lesenden Beobachter stöhnen also ein bisschen, weil uns das Gewirr der Zeitebenen und Charaktere, die birobidschansche Selbstverständlichkeit der Gleichzeitigkeit von allem herausfordert. Und weil in alldem, auch dem Lustigen, eine große Melancholie steckt, als wäre das jüdische Schicksal da draußen in dieser abgeschotteten Gemeinschaft irgendwie enthalten. (…) Aber nicht nur. Es klingt auch mal eigensinnig, selbstironisch, mystisch, es klingt wild und unermesslich wie der Wind, der über die Tundra fegt und durch die Tiefen der menschlichen Seele.“
- Tomer Dotan-Dreyfus, Birobidschan. Roman. (Voland & Quist)
„Durch die Epoche des Unheils“: Steven E. Aschheim verfolgt drei kontrastierende deutsch-jüdische Lebensgeschichten. „Was die drei (Hannah Arendt, Gershom Scholem und Victor Klemperer) verbindet, ist ihre Herkunft, und das schmale, essayistisch-elegante Buch von Steven E. Aschheim, emeritierter Professor der Hebräischen Universität Jerusalem, setzt genau an dieser Stelle an: mit der Frage nach drei deutsch-jüdischen Lebensgeschichten im Zeitalter von Antisemitismus, Nationalsozialismus, Weltkrieg und Schoa.“
- Steven E. Aschheim, Scholem, Arendt, Klemperer. Deutsch-jüdische Identität in Krisenzeiten. (a. d. Englischen von J.E. Dunkhase; Europäische Verlagsanstalt)
„Warum wir Manga lieben“: Von ihrem Kulturpass-Budget kaufen Jugendliche vor allem ein Genre. Völlig zu Recht. „Das Manga-Segment ist heute der Primus des deutschen Buchhandels: Der Ausstoß an Manga (im Deutschen gibt es sowohl die japanische Pluralform Manga als auch eingedeutscht Mangas, Anm. d. Red.) hat sich in Deutschland in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. Lag das Umsatzplus beim Manga von 2020 bis 2021 bei schwindelerregenden 75 Prozent, konnte sich das 2022 gegenüber 2021 noch einmal um weitere 28 Prozent steigern.“
„Weg mit dem Geheimdienst!“: Der Autor Ronen Steinke denkt über die Rolle des Verfassungsschutzes in Deutschland nach. „Doch Steinke fällt nicht mit der Tür ins Haus, im Gegenteil. Bevor er auf Seite 208 seine Konsequenz formuliert, taucht er sehr tief in die Geschichte des Geheimdienstes in der Bundesrepublik ein, spricht mit Bediensteten der Behörden und auf der anderen Seite mit Menschen, die überwacht wurden oder werden. Danach jedoch fasst der Autor zusammen, warum aus seiner Sicht kein Verfassungsschutz gebraucht wird.“
- Ronen Steinke, Verfassungsschutz. Wie der Geheimdienst Politik macht (Berlin Verlag)