Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:
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„Vielleicht bist du selbst so kompliziert“: Die Erinnerungen der dänischen Dichterin Tove Ditlevsen aus den zwanziger bis vierziger Jahren. „Natürlich, wir können Tove Ditlevsen lesen, weil sie eine Frau ist. Wir können auch Knausgård lesen, weil er ein Mann ist. Männer erzählen Geschichten anders. Wir sehen schon, man verrennt sich hier. Nennen wir lieber einen echten Grund, warum wir Tove Ditlevsen lesen können. Es ist die unergründliche Ambivalenz ihrer Persönlichkeit, die ihre Erinnerungen so spannend macht.“
Tove Ditlevsen, Kindheit (Aufbau)
Tove Ditlevsen, Jugend (Aufbau)
Tove Ditlevsen, Abhängigkeit (Aufbau) -
„Können Bilder und Skulpturen denken?“: Was die Kunst über das Unsagbare zu sagen hat: Amir Eshel diskutiert und beschreibt eine Poetik nach der Schoa. „Erstaunlich, dass ein Essay über das dichterische Denken der bildenden Kunst mehr Raum gibt als der Poesie. Eshel lässt nicht nur die Gedichte denken, was immerhin angeht, er nimmt sich auch die Freiheit, Gemälde und Skulpturen „denken“ zu lassen.“
Amir Eshel, Dichterisch denken (Jüdischer Verlag) -
„Sprechen wir uns doch zusammen“: Aber zuerst wird bitte schön die Klassenfrage gelöst: Bernd Stegemann sucht nach einer neuen Öffentlichkeit. „Im letzten Kapitel und am Schluss verliert sich Stegemann zunehmend in Ausführungen über Religion, Mystik und Transzendenz. Neben der ‚french theory‘ werden Descartes und Nietzsche als Beispiele denkerischer Verirrung angeführt, auch ein Schlenker zu Platons Höhlengleichnis darf nicht fehlen.“
Bernd Stegemann, Die Öffentlichkeit und ihre Feinde (Klett-Cotta)
- „Nimm das, Literaturkritik“: Der Schriftsteller Haruki Murakami hat eine T-Shirt-Kollektion entworfen. Eine Rezension. „Eine Haruki-Murakami-Kollektion, das wären mutmaßlich Kleider, deren Bedeutung sich erst beim zweiten Hinsehen erschließen würde. Sagen wir ein Mantel, der sich als Kleid entpuppt, das von vorne hochgeschlossen daherkommt, rückseitig aber hinterntief geschnürt und sexy wäre; oder ein gedecktes Sakko, aber mit einem lodernd extravagant-fantastischen Stoff gefüttert, der vielleicht Katzen beinhaltet und Schriftzeichen.“
- „Nicht nur eine Heimat“: Claudia Durastanti erzählt in ihrem autofiktionalen Roman Die Fremde vom Aufwachsen als Kind gehörloser Eltern und vom Weg durch die Sprache ins Leben. „Es gibt in diesem Buch unzählige Themen, die den Roman dicht werden lassen, an manchen Stellen sogar so sehr, dass man seine Gegenstände nicht in aller Tiefe erfassen kann.“
Claudia Durastanti, Die Fremde (Zsolnay) - „49 Geheimnisse“: Benedict Wells’ neuer Roman Hard Land. „Der Bewunderer von John Irving weiß genau, was er tut und was er will. Mit Hard Land, seinem fünften Roman, hat er nicht irgendeine Coming-of-Age-Geschichte geschrieben. Jede der 352 Seiten strahlt aus: Hier geht es um die Blaupause der Coming-of-Age-Geschichten, das Herauslösen aus der Jugend unter schwierigsten Bedingungen.“
Benedict Wells, Hard Land (Diogenes) - „Der lustige Strippenzieher“: Star-Anekdoten und Öko-Tipps: Der ehemalige Berlinale-Chef Dieter Kosslick hat seine Memoiren geschrieben. „Weite Teile des Buchs befassen sich mit einem seiner Kernanliegen, dem umweltfreundlichen Drehen, bis hin zu Checklisten, auf denen eine Filmproduktionsfirma abhaken kann, was sie schon nachhaltig gestaltet hat, vom Kulissenbau bis zum Catering.“
Dieter Kosslick, Immer auf dem Teppich bleiben (Hoffmann und Campe)
- „‚Mich hat die feministische Perspektive immer interessiert'“: Die Schriftstellerin Merle Kröger über den Kriminalroman als politische Literatur und ihren großen Dokumentar-Thriller Die Experten über deutsche Raketenbauer in Ägypten.
Merle Kröger, Die Experten (Suhrkamp) - „Geduckte Opportunisten“: Ulrich Herbert geht der Frage nach: Wer waren die Nationalsozialisten? „Das aufschlussreiche Buch bietet die Gelegenheit, die Texte Ulrich Herberts einem breiteren Publikum zugänglich zu machen, das sonst vermutlich nur selten auf Quellen wie die Freiburger Universitätsblätter stößt.“
Ulrich Herbert, Wer waren die Nationalsozialisten? (C. H. Beck)