Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Die gerade mal 140 Seiten schlagen mit der Wucht eines scharf geworfenen Steins ein“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Die Pest bekommt nur einen Stern“: Ein Autor erfolgreicher Jugendbücher wechselt das Genre: John Green durchquert in seinen Essays das Anthropozän auf ganz eigene Weise. „Damit betritt er den schmalen Grat zwischen Sachbuch und persönlichem Erzählen. Übertreibt es Green mit der Introspektion und bleibt er – gerade bei seinen düsteren Stücken mit Corona-Bezug entsteht dieser Eindruck – naheliegende Objektivierungen schuldig, dann verfehlt er den Horizont vieler Leser und auch seinen eigenen, der, wie er stets betont, aufs Hoffnungspenden gerichtet sei.“
    John Green, Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen? (Hanser Verlag)
  • „Nachhaltigkeit statt ideologischer Reinheit“: Urs Niggli plädiert für die Verknüpfung von biologischer Landwirtschaft und avancierten Technologien. „Niggli setzt nachdrücklich auf soziale und ökonomische Innovationen – kooperatives Handeln von Kleinbauern, kurze und widerstandsfähige Liefer- und Wertschöpfungsketten oder lokale Lebensmittelverarbeitung.“
    Urs Niggli, Alle satt?. Ernährung sichern für 10 Milliarden Menschen (Residenz Verlag)
  • „Rausch der Sprache“: Auf zur epischen Viktualienschlacht: Mathias Énards Roman Das Jahresbankett der Totengräber. „Énard bestätigt seinen Ruf als Universalgelehrter, der eine unglaubliche Freude daran hat, das Große und das Kleine, den Bischof und den Henker, die Sumpfkresse und das Königreich in einen Rahmen zu bringen. Sein historisches Riesenfresko funktioniert nach Gesetzen der Assoziation, der Spiegelung, der überraschenden Verbindung.“
    Mathias Énard, Das Jahresbankett der Totengräber (Hanser Berlin Verlag)

  • „Heimatbeauftragter“: „Tagesschau“-Sprecher Constantin Schreiber hat einen Roman voller Feindbilder geschrieben. Sagen wir mal so: Der neue Houellebecq ist der Autor nicht. „Die Kandidatin steht im Zusammenhang mit anderen Büchern desselben Autors, die auf ähnliche Weise darauf hinauslaufen, die Angst vor dem Islam zu schüren und Muslime zu diffamieren.“
    Constantin Schreiber, Die Kandidatin (Hoffmann und Campe)
  • „Wiedergeburt in der Zwischenwelt“: Die Anthropologin Nastassja Martin überlebt den Angriff eines Bären und lernt Entscheidendes über das Verhältnis von Natur und Kultur. „An das Wilde glauben ist ein fulminanter Text. Die gerade mal 140 Seiten schlagen mit der Wucht eines scharf geworfenen Steins ein. Martins Sprache ist nüchtern und poetisch, die Gedanken schnörkellos ausgeführt.“
    Nastassja Martin, An das Wilde glauben (Matthes & Seitz Verlag)
  • „Gegen Faktenresistenz“: Der Historiker Wolfgang Benz, einer der großen Dienstleister in Sachen Aufklärung und Toleranz, feiert seinen 80. Geburtstag.
  • „Tief im Dickicht“: Wo Edward Burtynsky doch noch menschenleere Landschaften fand. „Der Wald ist hier ein Filz, ein gigantischer Innenraum, der keinen Zutritt gewährt und sich als tiefe Verwirrung darstellt, das Wort ‚tief‘ dabei in einem doppelten Sinn verstanden, in einem moralischen und in einem räumlichen Sinn. Entstanden sind die Fotografien in der Zeit zwischen dem letzten Schnee und dem ersten Grün, sodass kein Blattwerk der Verwirrung die Tiefe nimmt.“
    Edward Burtynsky, Natural Order (Steidl Verlag)

 

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