Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Diese amerikanische Essayistin und Dichterin müsste längst viel mehr Menschen in Deutschland ein Begriff sein“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Neue Schnittfassung als Roman“: Final Cut bedeutet hier den Wegfall des Finales: Mit Es war ­einmal in Hollywood schreibt Quentin Tarantino eine zweite Version des Stoffs aus seinem Erfolgsfilm. „Der Anteil an Sentimentalität bei Tarantino wird zugunsten seines Zynismus notorisch unterschätzt, auch wenn jedermann um seine Kino-Nostalgie weiß. Mit seinem Roman liefert er ein Sittenbild jenes Hollywoods, das zur Handlungszeit des Buchs, dem Februar 1969, noch sehr alt aussah, obwohl das, was heute ‚New Hollywood‘ genannt wird, schon im Aufbruch war.“
    Quentin Tarantino, Es war einmal in Hollywood (Kiepen­heuer & Witsch)
  • „Ein Romanrequiem für die Kinder“: Anatoli Pristawkins autobiographische Geschichte über die Zeiten des stalinistischen Grauens. „Der Roman mit dem einer Verszeile von Michail Lermontow entlehnten Titel zählt zum Schönsten, Aufrichtigsten und Bewegendsten, was in der russischen Literatur geschrieben wurde. An der klugen, gewitzten Sprache der in ihrem Charakter ganz verschiedenen Kusmin-Brüder, ihrer leisen Nachdenklichkeit und dem suggestiven Klang der sich anbahnenden Tragödie in der ursprünglichen Übersetzung von Thomas Reschke wurde glücklicherweise kaum etwas geändert.“
    Anatoli Pristawkin, Schlief ein goldnes Wölkchen (Aufbau Verlag)
  • „Sind wir denn modernen Danaiden gleich?“: Ein Band mit frühen Texten von Claude Lévi-Strauss wirft neues Licht auf die Geschichte des Strukturalismus. „Wieder und wieder nimmt Lévi-Strauss Argumentationen vorweg, die der Rest des Faches erst nach dem Vollzug zahlreicher ‚Wenden‘ in den letzten zwei bis drei Dekaden entwickeln wird. Den jungen Lévi-Strauss zu ent­decken lohnt auch ein Dreivierteljahrhundert, nachdem diese Texte verfasst wurden.“
    Claude Lévi-Strauss, Strukturale Anthropologie Zero (Suhrkamp Verlag)

  • „Wut unter Gleichgesinnten“: Die amerikanische Essayistin und Dichterin Audre Lorde müsste längst viel mehr Menschen in Deutschland ein Begriff sein. Die Ideen aus ihren Reden und Vorträgen sind historisch, entfalten aber jetzt erst ihre wahre Wirkung. „Wer verstehen möchte, warum so bitterernst, hartleibig und unversöhnlich um Sonderzeichen in der Sprache oder die Übersetzung von Gedichten oder die Besetzung von Literaturjurys gestritten wird, kurz: um Selbstbestimmung, Anerkennung und Teilhabe, kann vielleicht etwas Aufklärung bei Audre Lorde finden.“
    Audre Lorde, Sister Outsider. Essays (Carl Hanser Verlag)
  • „Weltwunder“: Oliver Sacks staunt über Farne. „Manche Bücher sind wärmer als andere. Dazu gehören natürlich alle Bücher von Oliver Sacks. Etwa: „Die feine New Yorker Farngesellschaft“, 2019 im Liebeskind-Verlag neu aufgelegt. (…) Ob man sich für Farne interessiert oder nicht, spielt bei der Lektüre keine Rolle. Denn natürlich hat Sacks kein trockenes Buch über Botanik geschrieben, sondern eines voller Staunen über ein Weltwunder, das zufällig eine Pflanze ist, die keine Blüten hat, dafür Schnörkel und bemerkenswerte Fähigkeiten.“
    Oliver Sacks, Die feine New Yorker Farngesellschaft (Liebeskind Verlag)
  • „Die neue Völkerwanderung“: In den kommenden Jahrzehnten könnte sich die Hälfte der Menschheit in Bewegung setzen. Nur wohin? Der Politologe Parag Khanna wagt Prognosen. „Und so bedenkenswert viele seiner Gedanken auch sind, scheint ihn manchmal auch einfach die Lust an der sehr steilen These zu packen. Vor lauter Zukunftsbegeisterung vergisst er dann den Faktor Mensch, der schon viele Visionen und Innovationen ausgebremst hat.“
    Parag Khanna, Move – Das Zeitalter der Migration (Rowohlt Berlin)

  • „Aus dem Leben eines Romanisten“: Damals in Westberlin: Hans-Ulrich Treichel lässt in seinem Roman Schöner denn je einen Genazino-Helden was erleben. „Mit Ruhe und Intensität, mit der Intensität lakonischer Ruhe überlässt Treichel dem Erzähler das Wort. Die Ereignisse überschlagen sich nicht gerade, aber die Gefühle wallen.“
    Hans-Ulrich Treichel, Schöner denn je (Suhrkamp Verlag)
Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert