Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Dieser Madrilene denkt spitz und schreibt noch spitzer“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Übung am willigsten Modell“: Grundsätzliche Statements: Uwe M. Schneede lädt ein zu einem Streifzug durch künstlerische Selbstbildnisse. „Gelehrte Bezüge gibt es in diesem Buch viele, doch mit mutigen Verbindungen – wie eben dem Hinweis auf die verblüffende Nähe zwischen Munch und Abramović – ist Schneede allzu knausrig. So ist die Machart dieses Buches eher pointillistisch als konstruktivistisch. Die systematische Ordnung, die starke Sprünge in der Chronologie rechtfertigen muss, ist nicht klar nachvollziehbar. Das ist leicht zu verschmerzen, denn man ist dankbar für die exquisite Auswahl der Bilder und viele augenöffnende Deutungen.“

  • Uwe M. Schneede, Ich! Selbstbildnisse der Moderne. Von Vincent van Gogh bis Marina Abramović (C. H. Beck Verlag)

„Gerechtigkeit für die Unglücklichen“: In An den Gestaden des Wortes versammelt Brita Steinwendtners diskrete Liebeserklärungen an die großen am Leben Gescheiterten der Literatur. „Dem angestaubten Titel zum Trotz flüchtet die Autorin sich nicht ins Erbauliche, sondern blickt ins Herz der Finsternis (…)“

  • Brita Steinwendtner, An den Gestaden des Wortes. Dichterlandschaften (Otto Müller Verlag)

„Echo, wo bist du?“: Nils Kumkars Theorie alternativer Fakten widerlegt den Volksglauben an die Spaltung der Gesellschaft. „Alternative Fakten, so Kumkars Fazit, sind keine Bausteine alternativer Wissenschaften und Wirklichkeiten. Ihre Konstruktionen fallen sofort in sich zu­sammen, wenn man die polemische Veranlassung wegnimmt. Man muss sie als Kommunikationsereignisse verstehen. Daraus ergibt sich ein optimistisches Fazit: Es gibt die geteilte Wirklichkeit noch. Die Gegenöffentlichkeiten haben der allgemeinen Öffentlichkeit nichts Eigenes entgegenzusetzen, ihr Sound ist das verzerrte Echo eines mutmaßlich aus guten Gründen übermächtigen Common Sense.“

  • Nils C. Kumkar, Alternative Fakten. Zur Praxis der kommunikativem Erkenntnisverweigerung (Suhrkamp Verlag)

„Wenn alles ein Narrativ ist“: Der Germanist Fritz Breithaupt überdehnt den Begriff soweit, dass er nahezu unbrauchbar wird. „Und so vernichtet Breitkopf bei dem Projekt, sein Aktionsfeld zu erweitern, die sinnvollen Begrenzungen seines Leitbegriffs, ein Vorgang, der dem Buch zum Verhängnis werden muss.“

  • Fritz Breithaupt, Das narrative Gehirn. Was unsere Neuronen
    erzählen (Suhrkamp-Verlag)

„In den Häusern aber wird geschwiegen“: Irische Autorinnen schreiben gegen die Gewalt an, die sich von den Straßen bis tief in die Familien gefressen hat. In Nordirland und in der Republik Irland sind gerade die Frauen am Drücker. (…) In der Literatur sieht es ähnlich aus. Politisch gesehen ist dabei weniger eine Bestseller-Autorin wie Sally Rooney interessant. Eher sind es Emilie Pine und Anna Burns.“

  • Anna Burns, Amelia. Roman (aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll; Tropen-Verlag)
  • Emilie Pine, Botschaften an mich selbst. (aus dem Englischen von Cornelia Röser; Btb-Verlag)

„Zurück zur Kraft der messbaren Gerechtigkeit“: Chancengleichheit ist eine gar zu billige Vertröstung: César Rendueles weist den Weg in eine moderne Sozialdemokratie. „Dieser Madrilene denkt spitz und schreibt noch spitzer – und er nutzt diese Fähigkeiten, um Grundannahmen über westeuropäische Gesellschaften vor den durchdringenden Scheinwerfer einer strengen egalitären Prüfung aufzustellen.“

  • César Rendueles, Gegen Chancengleichheit. Ein egalitaristisches Pamphlet. (a. d. Span. v. Raul Zelik; edition suhrkamp)
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