Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Dolly Partons erster Roman „kann gar nicht schlecht sein“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Statt immer neuer Knechtschaft“: Ästhetisch gelingt der Durchbruch oder gar nicht: Christoph Menke hat eine sehr scharfsinnige und gleichzeitig ziemlich verrückte Theorie der Befreiung geschrieben. „Wie lässt sich eine solche andere Befreiung denken, die nicht auf die politischen Antworten der Moderne, auf Rechte, Verfassungen und Märkte zuläuft? Damit ist die Frage abgesteckt, die Menke sich in seinem neuen Buch gestellt hat. Auch wer die Bilanz der juridischen und politischen Moderne weniger desaströs sieht als Menke, wird es mit Gewinn und Vergnügen lesen. Es bietet stupende Interpretationen, mitreißenden Stil und strenge begriffliche Arbeit einer Philosophie, die sich an dem Anspruch Adornos messen will.“
  • Christoph Menke, Theorie der Befreiung (Suhrkamp Verlag)

„Was die äußerste Linke und Rechte in Frankreich verbindet“: Um französische Zustände zu verstehen: Ein Band präsentiert eine Auswahl der politisch-historischen Darstellungen und Analysen von Michel Winock. „Winock ist ein unglaublich produktiver Autor – zwei seiner zahlreichen Bücher sind auch auf Deutsch erschienen –, einflussreicher Publizist und exzellenter Kenner der französischen Geschichte und Politik des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts. Seine übergreifende These lautet, dass alle Spaltungen, die in Frankreich immer wieder zu Krisen führen, letztlich auf die ungelösten Spannungen zurückgehen, welche die Französische Revolution hinterlassen hat.“

  • Michel Winock, Gouverner la France. (Éd. Gallimard)

„Willkommen in Dollywood“: Country-Ikone Dolly Parton hat ihren ersten Roman mit Thriller-Autor James Patterson veröffentlicht. Er kann gar nicht schlecht sein. „Was man dem Roman vorwerfen kann, ist klar: stereotype Figuren und Klischees, eine mediokre Geschichte nach Schema F zusammengezimmert, viel zu viele Worte in schnoddriger Sprache und ein thrillerartiger Twist, der so richtig nicht zünden will. Nur darum geht es bei Dolly Parton ja gar nicht.“

  • Dolly Parton, James Patterson, Run, Rose, Run: Eine Nacht in Nashville (Blanvalet)

„Schreiben Franzosen bessere Bücher?“: Annie Ernaux, Michel Houellebecq, Édouard Louis: Französische Schriftsteller werden in Deutschland vergöttert. Andersherum ist es sehr still. „Rund 1300 französische Bücher wurden vergangenes Jahr ins Deutsche übersetzt, andersherum sind es nicht einmal 500.“

Hanif Kureishi twittert über seinen Zusammenbruch“: Der britische Schriftsteller meldet sich nach einem schweren Sturz aus dem Krankenhaus. Und schafft große Kunst. „Wenn ein Tweet allein nicht reicht, handelt es sich in der Regel um eine längere Analyse. Oder einen Wutausbruch. In solchen Fällen hängen Nutzer mehrere Tweets untereinander, fertig ist der Thread. Oder auch der Text, der sich in Tweetkapitel von maximal 280 Zeichen aufsplittert. So viel erst mal zur Form, in der Hanif Kureishi gerade schreibt. Der britische Buch- und Drehbuchautor, Essayist und Dramatiker fesselt auf diese Weise gerade ein wachsendes Publikum mit den Schilderungen eines unerwartet aufgetreten Leidens.“

„Der Duft von gelagertem Obst“: Immer am Erinnerungsstrom entlang: Jochen Schmidts Roman Phlox. „Der Schriftsteller Jochen Schmidt, Jahrgang 1970, hat seinen Erinnerungsband Phlox genannt, er erzählt von einer Fahrt in ein Dorf im Oderbruch namens Schmogrow. Zugleich ist es eine Erinnerungsreise in den Ort als Kindheitsparadies, als schier unendliches Labyrinth sich gegenseitig überwachsender Geschichten.“

  • Jochen Schmidt, Phlox (Verlag C. H. Beck)

Kinder- und Jugendliteratur

„Ihr Affen“: Yuval Noah Harari hat eine Kinderbuchversion seines Bestsellers Sapiens geschrieben. Stecken darin so viel Antihumanismus und Silicon-Valley- Ideologie, wie seine Kritiker bemängeln? „Die Kritik am Homo sapiens ist in vielen Punkten ja berechtigt. Allerdings wird es wohl erst in einem der folgenden Bände dieser Reihe ausführlicher um Algorithmen und die Ideen aus dem Silicon Valley gehen. Gerade für junge Leser sollte aber trotzdem ein erwachsener Mitleser ergänzen, dass die Darstellung der Menschheitsgeschichte in diesem Buch nur eine mögliche Version ist – und es auch ganz andere Vorstellungen davon gibt, was einen Menschen und sein Verhältnis zur Umwelt ausmacht.“

  • Yuval Noah Harari, Wie wir Menschen die Welt eroberten. (mit Illustrationen von Ricard Zaplana Ruiz; C.H. Beck/dtv)

„Held im Schafspelz“: In Als der Winter verschwand kehrt eine uralte Sagengestalt zurück und bekämpft den Klimawandel. „Packend an diesem Buch, das Matthias Göritz aus dem Slowenischen ins Deutsche übertragen hat, ist aber nicht nur der Plot, sondern auch die kunstvolle Art, in der die Erzählweise Štegers und die großformatigen, meist in düsterem Blau angelegten Illustrationen der slowenischen Künstlerin Tina Dobrajc ineinandergreifen.“

  • Aleš Šteger, Als der Winter verschwand. (illustriert von Tina Dobrajc; aus dem Slowenischen von Matthias Göritz; Karl Rauch Verlag)

„Jury ohne Präsidentin“: Ärger beim Hans-Christian-Andersen-Preis. „Alle zwei Jahre vergibt die Organisation ‚International Board on Books for Young People‘ den Hans-Christian-Andersen-Preis, der neben dem Astrid-Lindgren-Memorial-Award als weltweit höchste Auszeichnung für Kinder- und Jugendliteratur gilt. Für die Auswahl der Preisträger 2024 saß die russische Illustratorin Anastassija Archipowa der Jury vor, die international besetzt ist. Doch diese Aufgabe wird nun jemand anderer übernehmen müssen. Am Dienstagabend gab das IBBY bekannt, dass Archipowa ihren Rücktritt eingereicht und das Exekutivkomitee ihn akzeptiert habe.“

 

„Unruhe im All“: Olga Ravns kapitalismuskritischer Roman Die Angestellten. „Es ist ein kapitalismuskritisches Buch, das darauf verzichtet, die Kritik vor sich herzutragen. Seine Sprache ist effizient und nüchtern, die Sätze sind kurz. Dynamik entwickelt sich erst aus dem Zusammenspiel der einzelnen Zeugenaussagen.“

  • Olga Ravn, Die Angestellten. Ein Roman über Arbeit im 22. Jahrhundert. (a. d. Dän. v. Alexander Sitzmann; März)
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