Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein Brueghel‘sches Panorama menschlicher Martyrien“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Auf dem Radar“: Wie steht es um die Fehlerkultur in der Polizei? Jan Keuchel und Christina Zühlke versuchen mit ihrem Report, darauf eine überzeugende Antwort zu finden. „Über Jahre haben die Autoren die Fälle recherchiert, Fakten gesammelt, Informationen abgewogen. Die Reportagen funktionieren auch deshalb, weil sich das Erfolgsmittel des ‚True Crime‘ noch lange nicht abgenutzt hat. Nichts kann so schlimm sein wie die Wahrheit.“
Jan Keuchel und Christina Zühlke, „Tatort Polizei“. Gewalt, Rassismus und mangelnde Kontrolle. Ein Report. (C. H. Beck Verlag)

„Optimierte Emotionen“: Richard Powers macht in seinem für den Booker Prize nominierten Roman Erstaunen einen Neunjährigen mit neurologischer Unterstützung für ein paar Wochen zum Weltretter. „Weltrettung und Seelenheil, Freiheits- gegen Machtkämpfe: In seinem Roman Erstaunen hat Richard Powers allerhand Staunenswertes zu einem Szenario und einer Geschichte verknüpft. Das könnte bewegend sein, wäre es nicht allzu offensichtlich auf ebendiese Bewegung angelegt.“
Richard Powers, Erstaunen. Roman. (aus dem amerikanischen Englischen von Manfred Allié und Gabriele Kempf-Allié; Verlag S. Fischer)

„Die neue Kunst wurde doch noch gefunden“: Der Maler und sein Leibgardist: Werner Tübkes Briefe an den Kunstkritiker und Freund Eduard Beaucamp. „In Beaucamps Texten kommt beklemmend zum Ausdruck, dass es aus Tübkes apokalyptischen Marionettentheater eines unsichtbaren Spielers kein Entrinnen gibt. Tübke ersetzte das innerweltliche Erlösungsmodell des Sozialismus durch die fatalistische Vorstellung einer sinnlos gewordenen Geschichte, die sich im Kreise dreht.“
Werner Tübke, Wer bin ich?. Briefe an einen Freund (mit Essays von Eduard Beaucamp und Golo Mann, hrsg. von M. Bormuth und A. Michalski; Wallstein Verlag)

„Frag dich nicht, warum du lebst, sondern wofür“: Gerhard Dallmann war einer der letzten lebenden Deserteure des Zweiten Weltkriegs. Flucht und Kriegsgefangenschaft haben ihn geformt, seine Arbeit als Pfarrer und Schriftsteller geprägt. Jetzt ist er mit 95 Jahren gestorben.

„Störungen in der Befehlskette“: Der britische Wirtschaftshistoriker Niall Ferguson versucht in seinem neuen Buch Doom aus alten Katastrophen neue Lehren für die Corona-Bekämpfung ziehen. „Auf 600 Seiten eröffnet der Autor in Doom ein Brueghel‘sches Panorama menschlicher Martyrien. Er beginnt mit den sieben großen Pandemien, denen seit der Justinianischen Pest in Konstantinopel 542 jeweils mehr als ein Prozent der Weltbevölkerung zum Opfer fielen und deren Mortalität mit der schwarzen Pest im 14. Jahrhundert auf über 30 Prozent stieg.“
Niall Ferguson, Doom. Die großen Katastrophen der Vergangenheit und einige Lehren für die Zukunft (aus dem Englischen von Jürgen Neubauer; Deutsche Verlags-Anstalt)

„Die Sache mit der Liebe und dem Rauch“: Endlich vollständig: Nicolas Chamforts Aphorismen. „Dank einer aktuellen Ausgabe liegt nun alles vor, was an Aphorismen von Chamfort bekannt ist. Und es lohnt sich, diesem radikalen Konventionsbrecher, über den Matthes & Seitz schon seit 2007 die lesenswerte Biografie von Claude Arnaud unter dem Titel Chamfort – Die Frauen, der Adel und die Revolution anbietet, auf den gewundenen Wegen seines Denkens über Vernunft und Leidenschaften, über Liebe, Freundschaft, Verstellung und Eitelkeiten, sprich: über die schrille Komik der Menschen in der Gesellschaft zu folgen.“
Nicolas Chamfort, Alle Gedanken, Maximen, Reflexionen. (aus dem Französischen von Ulrich Kunzmann und Fritz Schalk, herausgegeben von Ulrich Kunzmann; Matthes & Seitz)

„Die Dinge, wie Gott sie sieht“: Ein Held, der durch Folter so abmagert, dass er fliegen lernt: Wie politische Tyrannei ein Leben vor sich hertreibt, erzählt Bachtyar Ali – als Märchen. „Bachtyar Ali, 1966 im irakischen Kurdistan geboren, erzählt diese Geschichte vom ständigen Aufstieg und Fall, dem buchstäblichen wie metaphorischen, in flottem Tempo, seine Prosa hat Siebenmeilenstiefel, er hält sich weder mit Landschaften noch mit psychologischen Tiefenbohrungen auf.“
Bachtyar Ali, Mein Onkel, den der Wind mitnahm (aus dem Kurdischen von Ute Cantera-Lang und Rawezh Salim; Unionsverlag)

 

„Also darum geht es hier“: In Gerard Donovans Roman ist der Tod ein Rätsel – und eine Verlockung. „Es ist ein Roman voll Zartheit in der Schilderung von Seelenzuständen und Zweifeln, aber auch voll bitterer Ironie.“/Gerard Donovan: In die Arme der Flut (Luchterhand)

 

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert