Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein großartiges Dokument, von enormem Sachverstand“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Schuldig geworden durch Unschuldsvermutung“: Karine Tuils Roman Diese eine Entscheidung verwickelt eine französische Ermittlungsrichterin in ein moralisches Dilemma. „Wie Delphine de Vigan gehört Tuil zu jenen Autorinnen, die brisante Themen in bestsellertaugliche Romanstoffe verwandeln. Ihre Texte sind spannungsvoll aufgebaut und literarisch etwas überzeugender als die Vigans; aber letztlich schauen Gerüst und Schrauben an vielen Ecken heraus. Da wären diskursive Passagen, in denen Milieus, Prozeduren, psychische oder soziale Prozesse erklärt werden – teils bleiben sie didaktische Fremdkörper.“

  • Karine Tuil, Diese eine Entscheidungu. Roman (aus dem Französischen von Maja Ueberle-Pfaff; dtv)

„Feuer ist der natürliche Feind des Kurbads“: Es brennt rund um Bad Heim: Franziska Gänsler arbeitet in ihrem Debüt auf geschickte Weise mit vertrautem Horror. „Es ist ihr gelungen, aus diesem kürzeren Text – auch darin flieht eine Frau vor patriarchaler Gewalt in ein einsames Hotel – ein hochaktuelles und vielversprechendes Romandebüt zu entwickeln.“

  • Franziska Gänsler, Ewig Sommer. Roman. (Kein & Aber)

„Konfrontiert mit besonderem Fanatismus und Aggresivität
1936 reiste der schwarze amerikanische Bürgerrechtler W. E.  B. Du Bois nach Deutschland: Jetzt erscheinen seine damaligen Reportagen. „Ein großartiges Dokument, von enormem Sachverstand, soliden (historischen) Hintergrundkenntnissen und in einem beeindruckend komplexen einfachen Stil geschrieben.“

  • W. E. B. Du Bois, Along the color line. Reise nach Deutschland 1936 (aus dem Englischen von Johanna von Koppenfels; hrsg. von Oliver Lubrich;  C. H.Beck)

„Die weibliche Moderne in 101 Short Stories“: „Sandra Kegel, leitende Redakteurin des Feuilletons dieser Zeitung, hat Kurzprosa von Autorinnen aus der Zeit um und nach 1900 herausgegeben. Auf fast eintausend Seiten wird darin – aus weiblicher Sicht – die ganze Welt verhandelt. In 101 Texten zeigt der Band, wie weiblich die literarische Moderne war und wie sehr sich das künstlerische Selbstverständnis von Frauen zu jener Zeit nicht nur in Amerika und Europa, sondern überall veränderte und neue kreative Räume schuf.“

  • Sandra Kegel [Hrsg.], Prosaische Passionen. Die weibliche Moderne in 101 Short Stories (Manesse Verlag)

„Unsere Elisabeth“: Zwei Serien, zwei Filme und Karen Duves Roman Sisi: Was wollen eigentlich jetzt wieder alle von der dekadenten Kaiserin? „In Karen Duves Roman Sisi gibt es einige Seiten Aufregung, bevor Elisabeth zum ersten Mal auftritt: ‚Die Schönheit der Kaiserin ist legendär. Dabei ist sie schon achtunddreißig.‘ Die spitze Bemerkung über das Alter sieht einer heutigen Erzählerin nicht ähnlich. Sie ist charakteristisch für eine Perspektive, die Duve aus K.-und-K.-Schmäh und der historischen Distanz zu ihrer Hauptfigur zusammensetzt. Ein enorm unterhaltsames Verfahren und zugleich fast dokumentarisch, der Roman besteht aus Details, die man in Zeitzeugnissen finden kann.“

  • Karen Duve, Sisi. Roman. (Galiani)

„Jedes Koto-Plektrum zählt“: Die rätselhaften Honjin-Morde, ein früher japanischer Rätsel-Krimi. „Der Krimiboom, der nun schon viele Jahre andauert und auch keine Anstalten macht abzuflauen, bringt notgedrungen viel Läppisches und viel schlecht Geschriebenes mit sich – Gebrauchsliteratur im Sinn eines Les-und-weg. Aber in Ecken, in die vielleicht lange keiner mehr geschaut hat, finden die Verlage immer noch charmant Kurioses und erstaunlich Apartes.“

  • Seishi Yokomizo, Die rätselhaften Honjin-Morde. Kriminalroman. (a. d. Jap. von Ursula Gräfe; Blumenbar)
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