Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein raffinierter früher Roman von Guillermo Martinez“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

  • „Zuletzt geht es immer ums Leben“: Charlotte Van den Broeck nimmt traurige Geschichten von Architekten zum Anlass, um über Ansprüche an die Kunst nachzudenken. „Das liest sich ein wenig prätentiös und akademisch (und ist wohl genauso gewollt), zugleich ist es bestechend formuliert und in seinen Motiven so subtil komponiert, dass ein Sog entsteht. Der Leser hat es mit einer Mischung aus Essay, Reportage, Sachbuch und Erzählung zu tun; es handelt sich um ein Beispiel jener Prosagattung, die in Amerika als ‚Creative Nonfiction‘ bezeichnet wird.“
    Charlotte Van den Broeck, Wagnisse. 13 tragische Bauwerke und ihre Schöpfer (Rowohlt Verlag)
  • „Diskriminierung zählt nur im Plural“: Der Kapitalismus ist schuld: Beate Hausbichler möchte ergründen, warum der Feminismus nicht mehr hält, was er verspricht. „Das klingt nach altem Wein in neuen Schläuchen – und so liest es sich in vielen Passagen auch. Dass der Konsumkapitalismus Gefühle zu Waren mache, wie Hausbichler beklagt, unser Verständnis von Liebesbeziehungen präge und die Benachteiligung der Frauen verstärke, hat schon die israelische Soziologien Eva Illouz in zahlreichen Büchern erschöpfend analysiert.“
    Beate Hausbichler, Der verkaufte Feminismus. Wie aus einer politischen Bewegung ein profitables Label wurde (Residenz Verlag)
  • „Zentraler Außenseiter“: Auch eine Ego-Histoire: Pierre Nora erzählt von frühen Jahren. „Von Memoiren will er dabei nicht sprechen, eher von einem Bildungsroman. Tatsächlich ist es zwischen Erinnerungen an das intellektuelle Paris der fünfziger Jahre und seiner Familiengeschichte ein sehr persönliches Buch geworden.“
    Pierre Nora, Jeunesse (Éditions Gallimard)

  • „Die Stunde der Extreme“: Der israelische Schriftsteller David Grossman im Gespräch über die Eskalation der Gewalt und deren politische Folgen.
  • „Und der Herzschlag gleicht sich an“: Kae Tempest steht zum ersten Mal wieder in Barcelona auf der Bühne – nach einem Outing und einem Essay über die Kraft der Kunst. „Einer der schönen, euphorisierenden Sätze des Buchs: ‚Manchmal müssen wir uns der Gnade einer überschwänglicheren Macht ausliefern, als der alltägliche Trott eine ist, und uns ihr unter die Hufe werfen.'“
    Kae Tempest, Verbundensein (Suhrkamp)
  • „Abgekanzelt“: Ein Jugendbuch soll einen Preis bekommen, die Bischofskonferenz legt ein Veto ein. „Über die Gründe für das Nein lässt sich also vorerst nur spekulieren. Die Bischofskonferenz jedenfalls kommentiert lediglich, dass sie in der Angelegenheit „keinen Eklat erkennen“ könne. Das Ganze sei ein ’normaler Vorgang‘. Aus den Sitzungen des Ständigen Rats berichte man grundsätzlich nicht. Auch im Verlag des Buchs, Beltz und Gelberg, wusste man von nichts. „Wir wussten nicht einmal, dass Papierklavier als Preisträger ausgewählt wurde“, sagt Moritz Reissing, Sprecher der Verlagsgruppe Beltz. Von der Kontroverse habe man im Verlag erst aus der Zeitung erfahren. Und die Jury? Bekam offenbar auch keine Begründung genannt.“
  • „Sinnlose Zertifikate“: In Kopf, Hand, Herz erklärt David Goodhart, welche Berufe dringend mehr Anerkennung brauchen. „Er glaubt, dass schneller Wandel möglich ist, und verweist darauf, wie innerhalb kurzer Zeit Klimaschutz zur politischen Priorität wurde. Außerdem glaubt er an das Korrektiv des Marktes: Eine alternde Gesellschaft benötige schlicht mehr Pflegekräfte.“
    David Goodhart, Kopf, Hand, Herz – Das neue Ringen um Status. Warum Handwerks- und Pflegeberufe mehr Gewicht brauchen (Penguin)
  • „Alle machen das so“: In seinem fabelhaft souveränen Alterswerk Trio erzählt der britische Romancier William Boyd von Glamour, Kunst und Selbstbetrug. „Im Filmgeschäft kennt er sich als Drehbuchautor aus, und das Romanhandwerk beherrscht er sowieso: Günstige Voraussetzungen für ein Buch, das man erst atemlos wie einen Schmöker verschlingt – um dann über seine psychologische Weisheit und die künstlerische Raffinesse zu staunen.“
    William Boyd, Trio (Kampa)

  • „‚Auch die Wirklichkeit ist eine Geschichte, die so erzählt werden will, dass Menschen hinhören’“: Frank Schätzing im Gespräch über die Corona-Pandemie, die Klima-Katastrophe und Weltuntergänge, die im Film oder Thriller sehr befreiend sein können.
    Frank Schätzing, Was, wenn wir einfach die Welt retten?: Handeln in der Klimakrise (Kiepenheuer & Witsch)
  • „Legenden und andere große Baustellen“: Wolfgang Pehnt porträtiert zwölf Städte und beschreibt, wie sie von und in der Erinnerung leben. „Zwölf Städte werden hier auf so eigenwillige wie profunde Weise porträtiert, wobei es durchaus überrascht, wenn Jerusalem neben Aachen steht, Berlin neben St. Petersburg, oder Chicago in einer Reihe mit Konstantinopel genannt wird.“
    Wolfgang Pehnt, Städtebau des Erinnerns. Mythen und Zitate westlicher Städte (Hatje Cantz)
  • „Der Autor ist immer der Mörder“: Der langsame Tod der Luciana B., ein raffinierter früher Roman von Guillermo Martinez über den Zufall. „Guillermo Martinez konstruiert seine Kriminalromane so, dass die Rädchen in jedem Moment tadellos ineinander greifen. Dass man trotzdem Mitgefühl empfindet für seine Figuren, das ist kein Nachteil.“
    Guillermo Martinez, Der langsame Tod der Luciana B. (Eichborn)
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