Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Ein spannender Thriller mit eitlem Beigeschmack

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Cool bleiben“: Literarische Texte konnten schon immer große Aufregung auslösen. Neu ist die Angst davor, die sich in deutschen Verlagen eingenistet hat. „Manche Häuser machen sich Gedanken darüber, ob bestimmte Werke der klassischen Literatur überhaupt noch gelesen werden dürfen, weil in ihnen angeblich rassistische und antisemitische Stereotype in so hoher Schlagzahl vorkommen, dass jede Sensitive-Reading-Sonde sofort rohrkrepieren würde.“
  • „Verbindungen ins Weiße Haus“: Die ehemalige US-Außenministerin Hillary Clinton hat mit Krimi-Autorin Louise Penny einen spannenden Thriller geschrieben. Allerdings hat State of Terror einen eitlen Beigeschmack. „Trotzdem ist „State of Terror“, gemessen an einem von Pennys-Gamache-Romanen, nur ein recht kleines Lichtlein der Freude, was an diesem riesenhaften weltumspannenden Terror-Plot liegt mit all seinen schmutzigen Bomben und abhandengekommenen militärischen Kampfstoffen, von denen keiner so genau weiß, wer sie sich unter den Nagel gerissen hat.“
    Hillary Rodham Clinton und Louise Penny, State of Terror. Thriller (HarperCollins)
  • „Keine Lust zu kämpfen“: Stefan Hornbach schreibt über die Krebserkrankung eines jungen Mannes. Fast ohne Tränen. „Der Roman ist, verkürzt gesagt, nichts anderes als die Demonstration, wie ein friedliebender Kranker auch ohne Kriegsrhetorik auskommen kann.“
    Stefan Hornbach, Den Hund überleben (Hanser)
  • „Torten ins Gesicht“: Schon 1997 wurde genderkorrekt gesprochen: Richard Russos Campus-Roman Mittelalte Männer ist eine Zeitreise mit Slapstick-Elementen. „Hinter dem Slapstick verbirgt sich, wie im klassischen Stummfilm, eine tiefe Melancholie. Und dahinter wiederum das nicht minder tiefe Einverständnis mit dem Leben als große Flickschusterei, in dem man, wenn schon nichts passiert, selbst für ein bisschen Unterhaltung sorgen muss – und sei es durch gezieltes Chaos.“
    Richard Russo, Mittelalte Männer (aus dem Englischen von Monika Köpfer;  Dumont)

 

  • „Das Buch, ein gutes Versteck“: Norbert Gstrein und sein unverschämt verschwiegener Roman Der zweite Jakob. „Die Nominierung von Der zweite Jakob für die Shortlist des Deutschen Buchpreises ehrt gewiss das Lebenswerk eines eigenwilligen Schriftstellers (kurz nach dessen 60. Geburtstag, kaum nötig zu erwähnen, dass Gstrein ebenfalls Tiroler ist). Aber auch innerhalb seines Werkes ist Der zweite Jakob besonders rigoros. Man kann sehr einsam sein beim Lesen, man kann den Eindruck haben, Gespenster zu sehen. Und keine Hilfe weit und breit.
    Norbert Gstrein, Der zweite Jakob (Hanser)

 

  • „Im Dutzend sehr gesucht“: Imperatoren sehen uns an: Mary Beard verfolgt mit detektivischem Sinn die lange Geschichte der Porträts römischer Herrscher. „Beard arbeitet heraus, wie die Profilporträts auf römischen Münzen in der Renaissance als „cultural currency“ die Vorstellungen vom Aussehen der Kaiser mehr als alle anderen Medien prägten und sie auch den Gedanken der Reihe beförderten, weit stärker als die später so maßgeblichen Marmorköpfe, die oft falsch identifiziert wurden und sich selbst in großen Sammlungen fast nie zu einer vollständigen Serie zusammenfanden – erst Gipsabgüsse machten das möglich.“
    Mary Beard, Twelve Caesars. Images of Power from the Ancient World to the Modern (Princeton University Press)
  • „Beobachtungen am Krankenbett“: Der Patient mag zwar tot sein, aber die ärztliche Kunst soll wachsen: Robin Lane Fox widmet sich einem antiken medizinischen Text. „Seine provokante These zur Datierung des ersten und dritten Buchs der Epidemien sollte eine Herausforderung sein, die Frühgeschichte der griechischen Medizin sowie ihre Beziehungen zur Philosophie und zur Geistesgeschichte in einer höchst formativen Phase ihrer Entwicklung neu zu durchdenken.“
    Robin Lane Fox, Die Entdeckung der Medizin. Eine Kulturgeschichte von Homer bis Hippokrates (Aus dem Englischen von Susanne Held; Klett-Cotta Verlag)
  • „Apologetik der Raute“: Armin Nassehi verteidigt die überforderte Gesellschaft gegen überzogene Ansprüche. “ Was jedoch die Hauptthese des Buches betrifft, verifiziert dieses an sich selbst, was es über seinen Gegenstand sagt: Mit der Komplexität steigen zugleich Ansprüche und Enttäuschungsrisiken. Aber sind selbst überzogene Ansprüche deshalb sinnlos?“
    Armin Nassehi, Unbehagen. Theorie der überforderten Gesellschaft (C. H. Beck Verlag)

[content_bnner]

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert