Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein unkontrollierbares Kraftfeld“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Die Schlingen des Saturn“: Wenn eine Sebald-Liebhaberin zu seiner Biographin wird, ist das eine gute Idee? An Carole Angiers Buch Nach der Stille lässt es sich kritisch überprüfen. „Angier durchbricht die ‚klassische‘ chronologisch erzählte Lebensgeschichte. Verstärkt wird dieser Effekt noch durch ein eigenes erzählendes Moment, mit dem die Biographin ihre Leser am Recherche- und Schreibprozess teilhaben lässt. Welche Menschen aus Sebalds Leben mit ihr gesprochen haben und welche ihr keine Auskunft geben wollten – wie Sebalds Witwe –, beschreibt die Autorin ebenso wie ihre Quellensuche.“

  • Carole Angier, Nach der Stille (Hanser)

„Wenn mich eins nicht anmacht, dann irgendwelche Menschen“: Ein unkontrollierbares Kraftfeld: In Sara Johnsens Roman Für Dancing Boy sehnt sich eine Leihmutter nach ihrem Kind – während sie ein staatlich gefördertes VR-Bordell betreibt. „Sprachlich geht es in Dancing Boy eher pragmatisch zu, und das dystopische Zukunftsbild bleibt enttäuschend dünn. Sara Johnsen arbeitet fürs Fernsehen. Das merkt man dem Buch an: zu wenig Ausschmückung, zu viel Dialog.“

  • Sara Johnsen, Für Dancing Boy (aus dem Norwegischen von Anja Lerz; Verlag Antje Kunstmann)

„Bittere Rückkehr“: Ernst Schoens Tagebuch seiner Reise durch Deutschland 1947. „Als die BBC 1939 ein europäisches Programm startete, erhielt er eine Chance im German Service, 1947 schickte ihn der Sender auf eine Deutschlandreise von zweieinhalb Wochen, um die Lage von Rundfunk, Zeitschriften und Buchverlagen zu untersuchen. Als Gedächtnisstütze für die spätere Ausarbeitung führte Schoen ein Tagebuch, das nun erschienen ist.“

  • Ernst Schoen, Tagebuch einer Deutschlandreise 1947. Aufzeichnungen eines Emigranten. (hrsg. von W. Stenke und S. Schiller-Lerg; Wagenbach Verlag)

„‚Ich habe kein Talent zum Glück'“: Mit dem Ernährungskompass ist Bas Kast ein Bestseller gelungen. Dann fiel er in ein Loch. Ein Gespräch über psychedelische Drogen, künstliche Intelligenz und wie man trotz allem glücklich wird.

„Der Dachdecker im Swingerclub“: Was die Gentrifizierung übrig ließ: Michael Sollorz’ Berlin-Roman Zeit der Kräne. „Vielleicht hätte Sollorz, der vor sechzig Jahren in Ost-Berlin zur Welt kam, selbst Dachdecker war und sich heute ins Brandenburger Land zurückgezogen hat, doch einfach direkter von seinem Leben erzählen sollen als sich hinter Gitter zu bringen und derart einzubasteln? Umso zusammengesuchter wirken die Geschehnisse und Handlungen des Romans, der sich in langen, kursiv gesetzten Zwischenkapiteln wieder auf seine Erzählsituation hinter schwedischen Gardinen besinnt. Eine innere Flucht ist eben kein Ersatz für das richtige, gefährliche, liebende Leben.“

  • Michael Sollorz, Zeit der Kräne (Quintus)
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