Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Ein Zeugnis der Entmenschlichung und damit auch ein Zeugnis der Menschlichkeit in dunkler Zeit“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Hier herrscht Hunger, wissen Sie?“: Die Ahnungslose, das Opfer und der Opportunist: In ihrem Holodomor-Roman Das Zeitalter der roten Ameisen lässt Tanya Pyankova drei Stimmen von der Hungersnot in der Ukraine vor neunzig Jahren erzählen.“Wie sie im Nachwort schreibt, handelt ihr Roman „vom grauenvollen, durch nichts zu rechtfertigenden Terror, den der Besatzungsstaat Russland bereits 1908 gegen die Ukraine begonnen hat und bis heute fortführt“. Umgekehrt wäre es allerdings kurzsichtig, Das Zeitalter der roten Ameisen nur unter dem Eindruck des aktuellen russischen Angriffskriegs in der Ukraine zu lesen. Tanya Pyankovas Roman ist ein Zeugnis der Entmenschlichung und damit auch ein Zeugnis der Menschlichkeit in dunkler Zeit.“
  • Tanya Pyankova, Das Zeitalter der roten Ameisen. Roman. (aus dem Ukrainischen von Beatrix Kersten; Ecco Verlag)

„Gestaute Gestalten, die Ungeheuer gebären“: Dorota Masłowskas Roman Bowie in Warschau erzählt drastisch von sozialistischen Verhältnissen, aus denen weder Kunst noch Reflexion einen Ausweg bieten. „Willkommen im Bestiarium des Sozialismus der 1983 geborenen Autorin, deren im Alter von neunzehn Jahren veröffentlichtes Debüt Schneeweiß und Russenrot wegen seines rotzigen, an den Rap erinnernden Tons gefeiert ­wurde. Vorbehalte gegenüber manch ­trivialen Versatzstücken der Handlung, einer Verfallsgeschichte voller Drogen, Klischees und nationalistischem Hass, wurden damals jedenfalls hierzulande eher vorsichtig geäußert. Bei Bowie in Warschau dürften sie nun lauter werden.“

  • Dorota Masłowska, Bowie in Warschau. Roman. (aus dem Polnischen von Olaf Kühl; Rowohlt Berlin)

„Der Gewalttäter und sein Schatz an Menschlichkeit“: Daniele Mencarelli berichtete aus der Psychiatrie. Und ersetzt alte Klischees durch neue. „Zwar lässt Daniele Mencarelli Widersprüche in seinen Figuren in Ansätzen zu – dass Mario ein Gewalttäter ist, würde sonst nicht erwähnt werden. Doch im Großen und Ganzen ist die Aufteilung recht eindeutig: Kälte auf Seiten der Ärzte, Menschlichkeit unter den Patienten. Das ist schon erzählerisch langweilig, vermittelt aber auch eine problematische Botschaft: Menschen mit psychischen Erkrankungen sollten wir nicht deshalb mit mehr Mitgefühl begegnen, weil sie besonders herzensgut oder klug sind. Sondern ganz einfach, weil eine solche Behandlung jedem zusteht, der sie benötigt – unabhängig vom Charakter.“

  • Daniele Mencarelli, Für die Kämpfer, für die Verrückten. Roman. (Verlag S. Fischer)

heute nichts

 

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