Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Eine lohnende Entdeckung“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Iss mehr und sprich weniger“: Chuah Guat Eng hat 1994 als erste malayische Frau einen Krimi auf Englisch verfasst. Jetzt liegt der Roman auf Deutsch vor – eine lohnende Entdeckung. „So setzt sich ein Mosaik (post)kolonialer malaysischer Sensibilitäten im zwanzigsten Jahrhundert zusammen, das vielleicht am ehesten mit Werner Herzogs Konzept der ‚ekstatischen Wahrheit‘ zu erfassen ist: einer tieferen Schicht von Wahrheit, die sich nicht nur an Fakten aufhält, die vielmehr durch Stilisierung, Erfindung erreicht wird. Zentraler als die Wahrheitssuche scheint der Autorin ohnehin: überhaupt Worte zu finden.“

  • Chuah Guat Eng, Echos der Stille. Roman. (aus dem Englischen von Michael Kleeberg; Verlag Das Wunderhorn)

„Wer wird denn was gegen Krieg haben?“: Weltpolitik wird auch in Pullach gemacht: Nach fünf Jahren kehrt Krimi-Autor Oliver Bottini mit „Einmal noch sterben“ zurück. Hat sich das Warten gelohnt? „Die Zutaten des Romans könnten auch aus einer angelsächsischen Thriller-Fa­brik stammen, doch Bottini hat sich für seine Figuren mehr einfallen lassen, auch wenn es nicht ohne Holzschnitt abgeht.“

  • Oliver Bottini, Einmal noch sterben (Dumont)

„Sein letztes Notenblatt“: Die Australierin Kerry Greenwood schickt ihre Detektivin Phryne Fisher im Melbourne der Zwanzigerjahre auf Mördersuche. „Literarisch kennt Greenwood sich bestens aus. Miss Fishers Lebensstil und Figurenzeichnung sind deutlich inspiriert von Agatha Christies Miss Marple und Dorothy L. Sayers’ Lord Peter Wimsey. (…) Das ist nicht ganz das, was T. S. Eliot als ausführliche Darstellung des menschlichen Wesens im Kriminalroman vorschwebte, doch es ist unterhaltsam.“

  • Kerry Greenwood, Tod eines Dirigenten. Miss Fishers mysteriöse Mordfälle (aus dem Englischen von Regina Rawlinson und Sabine Lohmann; Insel Verlag)

„Die im Dunkeln“: Krimis in Kürze

  • Christoffer Carl­sson, Was ans Licht kommt (Rowohlt)
  • William McIlvanney/Ian Rankin, Das Dunkle bleibt (Kunstmann)
  • An­dreas Storm, Das neunte Gemälde (Kiepenheuer & Witsch)

Das Politische Buch

„Ewiges Räderwerk des Rechts“: Benjamin Lahusens brillante Studie über die Justiz beim Übergang vom NS-Staat zur Demokratie. „Man liest diese Studie mit großem Gewinn, nicht nur dank ihrer hervorragenden Stilistik. Nur selten erhält man anhand rein faktischer Begebenheiten weitgehend unbeachteter Quellen eine bessere Innenansicht dieser unvorstellbar chaotischen Zeit zu Kriegsende.“

  • Benjamin Lahusen, „Der Dienstbetrieb ist nicht gestört“. Die Deutschen und ihre Justiz 1943-1948 (Verlag C.H. Beck)

„Mit Gott und Gewalt“: Über „weiße christliche Nationalisten“ in den USA. „Die Autoren machen diese gesellschaftspolitische Strömung anhand selbst geführter Umfragen fest und verfolgen die ideologischen Prämissen auch historisch bis ins späte 17. Jahrhundert zurück. Im Kern geht es um eine breite, durch nicht näher definierte ‚christliche Werte‘ verbundene weiße Bevölkerungsgruppe, die sich um ihre bisherige Vormachtstellung sorgt.“

  • Philip S. Gorski, Samuel L. Perry, The Flag and the Cross: White Christian Nationalism and the Threat to American Democracy (Oxford University Press)

„Der Ausgestoßene“: Charles Lewinskys farben- und erfindungsreicher historischer Roman Sein Sohn geht einer merkwürdigen Geschichte nach. „Lewinsky würde mit einem Auszug aus diesem Roman beim Klagenfurter Bachmannwettbewerb kaum einen Preis gewinnen können. Zu geradlinig wird hier erzählt, zu wenig mit der Form gespielt. Dennoch ist dies ein attraktiver Roman. Mit viel Tempo geht es voran. Dafür sorgen zum einen die 106 gleich kurzen, nämlich in der Regel nur drei Seiten umfassenden Kapitel, und dafür sorgen die knappen, stakkatoartig niederstürzenden Satzkaskaden. Farbig wird das einfache Leben im 18. Jahrhundert ausgestellt. Humor ist auch zu finden.“
  • Charles Lewinsky, Sein Sohn. Roman. (Diogenes)
Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert