Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Für einen Moment war Bigolas Dickolas für den Buchmarkt wichtiger als der Pulitzer Preis“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Ohne Krawall kein Gewissen“: Simon Raven blickt in seinem Roman Wo man singt mit bösem Spott auf die revolutionären Umtriebe an den Universitäten der späten Sechzigerjahre. „So wird der mehr als ein halbes Jahrhundert alte Roman Wo man singt zu einem verblüffend hellsichtig daherkommenden Buch, währen die andern bisher auf Deutsch erschienenen Teile der ‚Almosen fürs Vergessen‘ eher als Zeitporträts (gerade auch in politischer Hinsicht) interessant sind. Gelesen haben muss man sie übrigens nicht notwendig, um den neuen Band zu verstehen – obwohl einem dann einiges entgangen ist, denn Ravens Witz geht über Zynismus weit hinaus.“

  • Simon Raven, Wo man singt. Almosen fürs Vergessen, Band 7. (aus dem Englischen von Sabine Franke; Elfenbein Verlag)

„Mayday, mayday!“: Das Finale des „Klimaquartetts“ von Maja Lunde führt zum Saatgut-Tresor auf Spitzbergen und warnt uns vor der eigenen Umwelt-Hybris. „Der Traum von einem Baum ist wieder reizvoller als die etwas langatmigen zweiten und dritten Bände von Lundes alarmistischem ‚Klimaquartett‘.“

  • Maja Lunde, Der Traum von einem Baum. Roman. (aus dem Norwegischen von Ursel Allenstein; ­Btb Verlag)

„Der Letzte macht das Licht an“: Im Roman Der Tanzende erzählt Victor Jestin die Geschichte eines Mannes, der die Liebe in der Disco sucht, sich auf der Tanzfläche selbst findet und alles verliert. „Jestin erzählt seinen Roman mittels vieler Metaphern, von denen manche gelungen, manche auch erzwungen wirken, wie das Fitnessstudio als Mikrowelle. (…) Die Frage, was einen nach außen hyperheterosexuell wirkenden, nach innen aber zerbrechlichen, naiven und fast kindlichen Disco-Pumper antreibt, wird hier beantwortet: nicht viel. Und das stimmt genauso wütend wie ratlos.“

  • Victor Jestin, Der Tanzende. Roman. (aus dem Französischen von Sina de Malafosse; Verlag Kein & Aber)

„‚Das ist ja zum Gähnen’“: Die West-Ost-Streitschrift von Dirk Oschmann verkauft sich phänomenal – in diesem Feuilleton wurde sie kritisch rezensiert. Zeit für ein Gespräch mit dem Autor.

„Wer liebt, heiratet nicht“: In Aus ihrer Sicht blickt Alba de Céspedes in die Seele einer jungen Frau, die an den Konventionen zerbricht. Jetzt ist der wegweisende Roman erstmals auf Deutsch erschienen. „Alba de Céspedes wird immer wieder als eine Vorgängerin von Elena Ferrante bezeichnet, wobei es natürlich umgekehrt ist: Ferrante ist eindeutig eine Nachfolgerin von de Céspedes. Ferrante beackert in ihren Romanen die gleichen Realitäten weiblichen Alltags, die gleichen Kämpfe um ein selbstbestimmtes Leben. Auch de Céspedes verwendet sehr viel Raum auf die Schilderung der Gefühlswelt ihrer Protagonistin.“

  • Alba de Céspedes, Aus ihrer Sicht. Roman. (aus dem Italienischen von Karin Krieger; Suhrkamp Insel)

„Die Besessenen“: In Wahn und Wunder erzählt Charlie English von der Obsession der Nazis für die Kunst psychisch Kranker. „In seinem Buch Wahn und Wunder. Hitlers Krieg gegen die Kunst erzählt der britische Journalist und Autor Charlie English nun eine andere Geschichte der NS-Kunstpolitik: Wie die Kunst von Geisteskranken zur Folie wurde, vor der die Nationalsozialisten ihr antimodernes Ressentiment entwickelten. Und was das mit dem Holocaust zu tun hat.“

  • Charlie English, Wahn und Wunder. Hitlers Krieg gegen die Kunst. (aus dem Englischen von Helmut Ettinger; Aufbau Verlag)

„So verliert man Zeit“: Ein Tweet fordert auf, ein Buch zu lesen, und alle machen mit. Ein Erfahrungsbericht. „Am 07. Mai um 07:39 postete ein Twitter-User mit dem Namen „Bigolas Dickolas Wolfwood“ einen Tweet (…): ‚Lies das. SCHAU NICHT nach was es ist. lies es einfach. es ist nur so 200 Seiten lang und du kannst es auf audible runterladen es ist nur so vier Stunden. mach es jetzt ich meine das sehr extrem ernst.‘ (…) Das bislang jenseits der Science-Fiction Leserschaft relativ unbekannte Buch wurde über Nacht zum Amazon-Bestseller. In Italien druckte der Verlag den Tweet auf das Buchcover. Für einen Moment, so sagte man, war Bigolas Dickolas für den Buchmarkt wichtiger als der Pulitzer Preis. Der völlig unbekannte Manga-Fan postete also ein Buchcover und eine Kaufaufforderung und dann sind Scharen von Deppen tatsächlich in die Buchläden gerannt und haben das gekauft. Einer dieser Deppen war ich. Und dies ist meine Geschichte.“

  • Amal El-Mohtar, Max Gladstone, This is how you lose the time war. Science Fiction Roman. (Saga Press)

heute nichts

Kommentare (0)

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert