Umgeblättert Umgeblättert heute: „Großes Glück der deutschen Literatur“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

„Die schönsten Romantitel der Welt“: António Lobo Antunes, Autor düsterer Dramen über die Mittelklasse, ist der produktivste und erfolgreichste Schriftsteller Portugals. Eine Hommage zum achtzigsten Geburtstag. „Lobo Antunes’ Stimme ist immer noch laut und kräftig zu vernehmen. Heute ist er der einzige portugiesische Literat von Weltrang und – nach Fernando Pessoa – der zweite, den die französische Klassikerreihe ‚Pléiade‘ mit einer Ausgabe ehrt. Im Ausland schätzt man ihn höher als daheim; man mag in Portugal nicht unentwegt vom Trauma des Angola-kriegs lesen, dem moralischen Desaster des Kolonialismus, der Verkommenheit der portugiesischen Mittelklasse und einer Galerie niedergedrückter Figuren, die ohne Liebe, aber mit fürchterlichen Erinnerungen durch ihr Leben stapfen.“

„Keine Einzelheit je vergessen“: Großes Glück der deutschen Literatur: Mit Und wo mein Haus? – Kde domov můj erscheint ein weiterer Nachlassroman aus dem Zyklus „Das alte Jahrhundert“ von Peter Kurzeck. „In diesen hundert Seiten steckt alles, was Kurzecks Sonderstellung in der deutschen Literaturgeschichte ausmacht: sein unnachahmlicher Gedanken- und As­soziationsfluss, die beschwörende Erzählstimme und eine bei aller Melancholie des Erinnerns rücksichts­lose (weil rückhalt­lose) Selbstanalyse. Es gibt wenige psychologisch derart interessante Erzählprojekte wie ‚Das alte Jahrhundert‘.“

  • Peter Kurzeck, Und wo mein Haus? – Kde domov můj. Roman (Verlag Schöffling & Co.)

„Und dann war dieser Linné wieder schneller!“: Orpheus im Unglück: David Diop durchmisst mit seinem Roman das achtzehnte Jahrhundert. „Ein erzählerischer Könner ist Diop mit Sicherheit, Ton und Register wechselt er mit gelassener Hand. Die Rahmenerzählung um Aglaia, ihre gescheiterten Ehen, ihr schwieriges Verhältnis zum Vater er­zählt er mit ironischem Detachement, die Binnenerzählungen von Adanson und Maram mit einer emotionalen Dringlichkeit, die dem Alter der Figuren entspricht.“

  • David Diop, Reise ohne Wiederkehr oder Die geheimen Hefte des Michel Adanson. Roman (aus dem Französischen von Andreas Jandl; Aufbau Verlag)

„Wer setzt sich auf den freien Platz?“: Sommernacht mit Ex-Freundin: Dirk von Petersdorffs Novelle Gewittergäste zeigt gnadenlos die Welt der Doppelhausbesitzer. „Der Romantik-Spezialist Dirk von Petersdorff erzählt diese unglaublichen Ereignisse streng realistisch, genussvoll die Nuancen möglicher Allegorese und potentieller Eskalation auskostend. Eine Sommerlektüre, die gnadenlos ausstellt, wie es um das Deutschland der Doppelhausbesitzer am Ende der Ära Merkel steht. Geistreich bis zum Zucken des finalen Gedankenblitzes.“

  • Dirk von Petersdorff, Gewittergäste. Novelle (Verlag C. H. Beck)

„‚Was ist denn eigentlich der Weltuntergang?’“: Theresia Enzensberger im Interview über die Katastrophenstimmung in ihrem Roman Auf See, die Frage, wie viel Gemeinschaft wir aushalten können, und ihr eigenes Bedürfnis nach Kontrolle.
  • Theresia Enzensberger, Auf See (Hanser Verlag)

„Das große Trotzdem“: Heute Mai und morgen du gibt Gelegenheit, die überzeugende Lyrik von Ernest Wichner zu studieren. „Schade, dass man in dem Übersetzer, Kurator und Herausgeber, zu lange vor allem den Literaturvermittler gesehen hat. Spätestens mit dieser Kompilation seiner Poeme werden wir jedoch auch eines ernst zu nehmenden Dichters gewahr.“

  • Ernest Wichner, Heute Mai und morgen du. Gedichte (Schöffling & Co.)

„Ein Vorbild für den Widerstand“: Sudhir Hazareesinghs richtungsweisende Biografie Black Spartacus über den Revolutionär Toussaint Louverture. „Mit Sudhir Hazareesinghs preisgekrönter Biografie „Black Spartacus. Das große Leben des Toussaint Louverture“ hat der Beck-Verlag nun die umfassendste historische Studie über das Handeln und Denken dieses Kämpfers auf Deutsch zugänglich gemacht. (…) Die mit dem Wolfson-Preis für das beste historische Buch ausgezeichnete Studie erfasst die Relevanz von Toussaints Wirken auf der Basis tiefer Quellenrecherche.“

  • Sudhir Hazareesingh, Black Spartacus. Das große Leben des Toussaint Louverture (übers. v. A. Nohl; C.H.Beck)
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