Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Herrlich souverän, tricky, geradezu lässig erzählt“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

 

„Wie man im Dämonenreich glücklich sein soll“: Mary Gaitskills Roman Veronica stellt die Schattenseiten des Lebens der Boheme vor. „Harter Sex, Geschlechterkampf und Drogen: Das sind seit dem Debütband Bad Behavior von 1988 die Markenzeichen von Mary Gaitskill (Jahrgang 1954) als unerbittlicher Chronistin unserer Triebwelt. Mit der deutschen Neuausgabe dieser Story-Sammlung vor drei Jahren und mit Das ist Lust, einem erzählerischen Beitrag zur Me­Too-Debatte, hat der Blumenbar-Verlag begonnen, zur Ent­deckung ihrer Texte einzuladen. Doch gerade vor dem Eindruck dieser starken und zutiefst ver­störenden Erzählungen wirkt der Ro­man Veronica, im Original 2005 erschienen, deutlich schwächer. Vielleicht liegen knappe Formen der Autorin mehr.“
  • Mary Gaitskill, Veronica. Roman. (aus dem amerikanischen Englisch von Daniel Schreiber; Blumenbar)

„Ich will sofort die blaue Weltkugel haben, sagt das Kind“: In seinem Roman „Nordlicht“ schickt Drago Jančar einen verwirrten Fremden im slowenischen Maribor auf Höllenfahrt. „Drago Jančars Roman erschien ursprünglich vor gut dreißig Jahren, Klaus Detlefs Übersetzung erstmals 2011. Nun kommt sie im Vorfeld des slowenischen Gastlandauftritts während der Frankfurter Buchmesse ein weiteres Mal heraus und spricht eindrucksvoll für die Literatur des Landes wie für das Werk des Autors.“

  • Drago Jančar, Nordlicht. Roman. (mit einem Nachwort von Claudio Magris; aus dem Slowenischen von Klaus Detlef Olof; Folio Verlag)

„Argumente gegen die gute Seele im Haus“: Endlich liegen Tillie Olsens Kurzgeschichten und Essays in deutscher Übersetzung vor. „Es gibt die Bücher, die nie entstehen, ob­wohl sie dringend benötigt werden. Und es gibt Bücher, die einem so spät unterkommen, dass man sich fragt, wie das denn möglich ist. Man kann froh sein, dass Tillie Olsen das eine verhindert und das letzte erreicht hat, wenn auch im Fall der deutschen Ausgaben ihrer Texte beinahe fünfzehn Jahre nach ihrem Tod – und damit unbeschreiblich spät.“

  • Tillie Olsen, Was fehlt. Unterdrückte Stimmen in der Literatur. (aus dem Amerikanischen von Nina Frey und ­Hans-Christian Oeser; Aufbau Verlag)
  • Tillie Olsen, Ich steh hier und bügle. Storys. (aus dem Amerikanischen von Adelheid Dormagen und Jürgen Dormagen; Aufbau Verlag)

„Brasilien besser verstehen“: Es lohnt sich, die Schriftstellerin Lygia Fagundes Telles gerade jetzt wiederzuentdecken. „Man müsste ihn (Telles Roman As Meninas) jetzt, wo die Lage in Brasilien angespannt ist, unbedingt wieder lesen. Fagundes Telles übt darin Kritik an einem repressiven Regime, wie es die Rechten heute wieder herbeisehnen, wenn sie wie kürzlich brasilianische Regierungsgebäude angreifen. Wie dieses Buch geben viele ihrer Texte einen Eindruck davon, was auf dem Spiel steht, wenn demokratische Institutionen untergraben werden. Umso ärgerlicher, dass sie auch in Deutschland nicht mehr verlegt werden.“

„Ein Mann wie Glas, wie ein Wassertropfen“: Peter Stamms wunderbar schwebender, lässiger Roman In einer dunkelblauen Stunde. „Da klappt man das Buch auf, liest los und ist so schnell ans Ende gelangt, dass man sich fragt: Wie ist das nur möglich? Gewiss liegt es nicht daran, dass Peter Stamms Roman In einer dunkelblauen Stunde nur vergleichsweise bescheidene 250 Textseiten aufweist. Vielmehr wird hier die Faszination von Anfang bis Ende hochgehalten, weil der Schweizer Autor diese Beziehungsgeschichte um die Dokumentarfilmerin und Ich-Erzählerin Andrea, den Schriftsteller Richard Wechsler und die Pfarrerin Judith so herrlich souverän, tricky, geradezu lässig erzählt.“

  • Peter Stamm, In einer dunkelblauen Stunde. Roman. (S. Fischer)
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