Umgeblättert Umgeblättert heute: „In was für einem Buch ist man hier bloß gelandet?“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Nichts wie raus aus dem Naturzustand“: Interkulturelle Toleranz blieb die Ausnahme: Oliver Eberl kritisiert eine Denktradition, in der die Barbarei als Gegenteil moderner Zivilisation in Stellung gebracht wird. „Das Buch basiert nicht nur auf Perspektiven verschiedener Disziplinen, es sollte ihnen nun auch Anstöße geben. Vieles könnte von hier aus weiter erforscht und gedacht werden.“
    Oliver Eberl, Naturzustand und Barbarei. Begründung und Kritik staatlicher Ordnung im Zeichen des Kolonialismus (Hamburger Edition)
  • „Kind zweier Revolutionen“: Ljuba Arnautović erzählt im faktenreichen und poetischen Roman Junischnee die Geschichte ihrer Eltern. „Wie kunstvoll dieser karge Erzählstil angelegt ist, zeigt sich an der gelungenen Balance zwischen kühlen und emotionalen Passagen, die dann umso stärker wirken – Erinnerungen, Hoffnungen und Ängste der Personen entwickeln ein leuchtendes Eigenleben.“
    Ljuba Arnautović, Junischnee (Zsolnay Verlag)
  • „Hate Speech in der Antike“: Dennis Pausch über die hohe Kunst der Kränkung. „Naheliegenderweise konzentriert sich der Philologe auf literarisch gestaltete Bosheiten. Methodisch ist das eine sichere Sache, auch wenn die sozialen Kontexte vielleicht ein wenig mehr Licht vertragen hätten – die kleine Schwäche einer ansonsten überaus gelungenen Feldbegehrung.“
    Dennis Pausch, Virtuose Niedertracht. Die Kunst der Beleidigung in der Antike (C.H. Beck Verlag)

  • „Im Spektrum“: Der wilde Erzähler Maarten ’t Haart und sein Roman Der Nachtstimmer. „In was für einem Buch ist man hier bloß gelandet, denkt man, wenn man nach dem Lachanfall wieder Luft kriegt. Und schon geht es weiter, dieses ausufernde Fabulieren, das ständig auf Abwege gerät, mal langatmig bei Details verweilt, mal zwischen makabren, empfindsamen und hochkomischen Assoziationen hin- und herflitzt und sich um Dramaturgie, Spannungsökonomie und sonstige Formfragen nicht die Bohne schert.“
    Maarten ’t Hart, Der Nachtstimmer (Piper Verlag)
  • „Wieder Regen auf Spitzbergen“: Die Journalistin Line Nagell Ylvisåker aus Spitzbergen hat aus dem rasenden Klimawandel in ihrer Heimat eine Abenteuergeschichte gemacht. „Meine Welt schmilzt ist dabei eine so lehrreiche wie fesselnde Geschichte der Klimakrise. Gleichzeitig erzählt Ylvisåker von der Schönheit Spitzbergens, von einem Leben am Rande der Welt, von einem Ort, an dem die Natur sich in ihrer ganzen Übermacht zeigt.“
    Line Nagell Ylvisåker, Meine Welt schmilzt (Hoffmann und Campe)

  • „‚Wir hätten es mindestens drei Mal anders machen können, aber wir taten, was wir taten'“: Tsitsi Dangarembga, die im Herbst den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels bekommt, über die verzweifelte Situation in Simbabwe und Gründe, trotzdem Hoffnung zu haben.
  • „Er hasste Schnappschüsse“: Instagram vor dem Internetzeitalter: Ein Fotoband dokumentiert eindrucksvoll, wie Thomas Mann sich der Welt präsentierte. „Das Buch macht klar: Ein Leben lang hat der Schriftsteller sein Bild als (Groß-)Bildungsbürger kontrollieren wollen, und wenn es ihn auch noch so viel Anstrengung kostete. Thomas Mann hasste Schnappschüsse, die ohne sein Zutun entstanden, weil er fürchtete, dass sie ihn unvorteilhaft zeigten.“
    Rüdiger Görner/ Kaltërina Latifi, Thomas Mann. Ein Schriftsteller setzt sich in Szene (wbg Theiss)
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