Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Jeder Satz ein Treffer“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Der Stahl ließ sich nicht verspeisen“: Wei Zhangs berückender, auf Deutsch verfasster Komödienroman über die Katastrophe des „Großen Sprungs nach vorn“. „Im Falle von Wei Zhang kann sich selbst manch deutscher Literat eine Scheibe überragendes Deutsch abschneiden. Jeder Satz ein Treffer. Roman? Ach, eher ein Dokument der Schmerzen, humorvoll verbrämt.“
    Wei Zhang, Satellit über Tiananmen (Verlag Elster & Salis)
  • „Auf ein Eis mit einem Dämon“: Annäherung an einen der kraftvollsten Lyriker: Ted Hughes’ Gedichte in dem von Jan Wagner übersetzten Auswahlband Wodwo. „Stets wirkt der deutsche Text im Vergleich zum Original etwas dünn, so volltönend sind Hughes’ Verse, so kraftvoll ist seine Stimme, und so farbig sind seine Gedichte, vor allem jene über das länd­liche Yorkshire.“
    Ted Hughes, Wodwo. Ausgewählte Gedichte (aus dem Englischen von Jan Wagner; Hanser Berlin)
  • „Gretchenfrage Geschlecht“: Tobi Lakmaker erzählt in Die Geschichte meiner Sexualität über seine weibliche Vergangenheit. „Es hat den Anschein, als hätte Sofie Lakmaker ein Buch publiziert, um in ihrem Bekannten- und Freundeskreis in Amsterdam im Gespräch zu bleiben oder sich als Sprecherin der Gruppe zu etablieren. Der Ausdruck ‚Roman‘ dient dabei eher als juristischer Schutz, um die realen Bezüge zum sozialen Umfeld zu verschleiern.“
    Tobi Lakmaker, Die Geschichte meiner Sexualität (aus dem Niederländischen von Christa Brunnenkamp; Piper Verlag)

  • „Fragwürdige Aufklärung“: Sich über populäre soziologische Zeitdiagnosen lustig zu machen, ist leicht. Warum gibt es sie trotzdem? „Knöbls Buch, das trotz mitunter scharfer Kritik an den eigenen Kollegen ihnen mit spürbar großer Sympathie begegnet, ist im besten Sinn des Wortes ein Verkomplizierungsversuch. Soziologische Zeitdiagnosen und große Prozessbegriffe haben durchaus ihre Berechtigung. Aber ihnen muss eine methodische Klärung dessen vorangehen, was das eigentlich bedeutet: ein Prozess, der auf diese Gegenwart zuläuft.“
    Wolfgang Knöbl, Die Soziologie vor der Geschichte. Zur Kritik der Sozialtheorie (Suhrkamp)
  • „Originelle Odyssee“: Dave Eggers kauft die Zeitschrift „The Believer“. „Der Believer hat laut New York Times wohl gerade einmal um die 6000 Abonnenten. Die Fankultur, die ihn umgibt, ist umso eindrucksvoller.“
  • „Was lesen Sie, Daniel Kehlmann?“: „George SaundersA Swim in a Pond in the Rain. Und zwar schon zum zweiten Mal. Es ist ohne Übertreibung das beste Buch über das Schreiben, das ich jemals gelesen habe.“

 

  • „Ein völlig überraschendes Happyend“: Was ein wirklich zerrissenes Land ist: Christian Bommarius’ Buch über 1923 schafft Übersicht im Chaos. Außerdem ging es noch einmal gut aus. „Bommarius gelingt in diesem Buch beides: Er macht die Vielfalt deutlich, das chaotische Durcheinander aller Leben und das eines jeden einzelnen. Und er zeigt in – ich habe sie nicht nachgezählt – sicher mehr als einhundert Einzelaufnahmen den ganzen Film. Er tut das durch raffiniert aufeinander folgende Schnitte und indem er einzelne Figuren immer wieder – in veränderten oder auch schrecklich ähnlichen Konstellationen – auftreten lässt.“
    Christian Bommarius, Im Rausch des Aufruhrs. Deutschland 1923 (dtv)
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