Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: „Lieber kein Buch als dieses Buch“

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Milchtüte trifft Pseudoluchs“: Nicht zielführend, aber extraordinär: Laura Lichtblau debüttiert mit dem Roman Schwarzpulver (C.H.Beck)
  • „Das deutsche Herz ist ein gewaltiger Schlund“: Mit den Mitteln der Groteske: Thomas Wolfes Notate über Deutschland zeugen von einem toxischen Verhältnis./Thomas Wolfe: Eine Deutschlandreise in sechs Etappen (Manesse)
  • „Die Geduld trägt sie nur im Namen“: Frauen in einer aufgewühlten Zeit: Margaret Goldsmiths Roman aus dem Jahr 1931: Patience geht vorüber (Aviva)

  • „Man kann die Heimat nicht wechseln wie ein Hemd“: Im zweiten Teil seiner Familienerinnerungen erzählt Rafael Seligmann vom Versuch eines Neuanfangs in Palästina. „Aber wer sich über diese erzählerische Klippe wagt, taucht ein in eine Geschichte, die besonders, aber gleichzeitig typisch für viele jüdische Familien ist.“/Rafael Seligmann: Hannah und Ludwig. Heimatlos in Tel Aviv (Langenmüller)
  • „Lieber kein Buch als dieses Buch“: Florian Heyden erwirkt eine Verfügung gegen Edition Ost. Zum Hintergrund: Im August veröffentlichte der Verlag Edition Ost, der zur Eulenspiegel-Verlagsgruppe gehört, das Buch Walter Ulbricht. Mein Urgroßvater. Verfasst hatte es der 1980 geborene Florian Heyden, der in der Schweiz als Manager arbeitet, aber viele Passagen des Buches stammten nicht von ihm. Der Verlag habe, so der Historiker Ilko-Sascha Kowalczuk am 25. August in der SZ, „politisch nicht genehme Passagen im ursprünglichen Manuskript“ umgeschrieben, den Text ideologisch passfähig gemacht. Auf Antrag des Autors hat das Landgericht Berlin eine einstweilige Verfügung gegen die Eulenspiegel-Verlagsgruppe erlassen, die es dem Verlag untersagt, Florian Heyden als Autor sehr vieler verschiedener Textstellen zu nennen. Der Gerichtsbeschluss verzeichnet seitenlang Passagen, die nicht vom Autor stammen, deren Veröffentlichung unter seinem Namen also sein Persönlichkeitsrecht verletzen. Der Eulenspiegel-Verleger Matthias Oehme teilt auf Fragen lediglich mit, das Buch werde vom Verlag nicht mehr angeboten, der Verlagsvertrag sei gelöst. Zum allen Gepflogenheiten der Verlagsbranche zuwiderlaufenden Umgang mit dem Autoren will er sich nicht äußern. Der Vorgang bleibt skandalös. Florian Heyden hatte sein Manuskript dem Verlag zugeschickt und erhielt die „lektorierte“ Fassung im Juli. Man gab ihm, sagt er der SZ, „eine Woche Zeit, die stark vom Manuskript abweichende Druckfassung durchzusehen“, dass der Text umgeschrieben worden war, habe ihm der Verlag nicht gesagt. In der äußerst knappen Zeit versuchte er, sein Buch über seinen Urgroßvater zu retten. Der Verlag habe ihm zugesichert, dass „meine ,Roten Linien‘ eingearbeitet würden“, die vom Autor „angemahnten Änderungen wurden dann aber an wichtigen Stellen nicht übernommen.“ Stattdessen erschien das offenbar in verklärender Absicht umgeschriebene Buch. „Ich habe“, sagt Heyden, „keine Hagiografie geschrieben“, er wolle seinen Urgroßvater als „fehlbaren Menschen“ schildern. Aber: „Ich habe lieber kein Buch als dieses Buch … Die Menschen scheinen die wahre Geschichte kennen zu wollen wie ,Walter‘ zu ,Ulbricht‘ wurde. Leider scheint der Verlag so ziemlich alles zu tun, um das zu verhindern. Ich will das Buch trotzdem bei einem anderen Verlag veröffentlichen.“

  • „Der gute Papst und der böse Vatikan“: Zahlen oder Gerüchte: Gianluigi Nuzzi und Andreas Englisch versuchen in zwei Büchern, über die Lage von Papst Franziskus aufzuklären./Andreas Englisch: Der Pakt gegen den Papst (C.Bertelsmann); Gianluigi Nuzzi: Habgier im Vatikan (Orell Füssli)
  • Heinz Bude, Bettina Munk und Karin Wieland im Gespräch über ihren gemeinsamen 80er-Jahre-Roman Aufprall (Hanser), Berlin als Stadt um zu scheitern, und die 68er. die ihnen damals im Nacken saßen.

 

 

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