Danach fragen Kunden Umgeblättert heute: Neue Kinder- und Jugendbücher

Jeden Morgen blättern wir für Sie durch die Feuilletons der führenden Tageszeitungen – damit Sie schnell einen Überblick haben, wenn Kunden ein bestimmtes Buch suchen oder Sie nach einer Idee für einen aktuellen Büchertisch:

  • „Vielleicht habe ich auch mal genug vom Paradies“: Rotraut Susanne Berner hat zu einer Geschichte aus dem Nachlass Jürg Schubigers die schönsten Bilder gefunden. Hier trifft Schöpfungs- auf Evolutionsgeschichte. „Wer je vom Garten Eden gehört hat, wer die Schöpfungsgeschichte der Bibel kennt, glaubt zu wissen, was jetzt kommt. Im Bilderbuch Eines Nachts im Paradies allerdings, das eine kleine Geschichte aus dem Nachlass des im September 2014 gestorbenen Schweizer Autors Jürg Schubiger zu Bildern von Rotraut Susanne Berner erzählt, kann man da nicht so sicher sein.“
    Jürg Schubiger, Rotraut Susanne Berner, Eines Nachts im Paradies (Peter Hammer Verlag)
  • „Maseratis Schallplattensommer“: Alina Bronsky erzählt in Schallplattensommer von Maserati, ihrer Hoffnung auf Glück und Ruhe und einer sehr verwickelten Familiengeschichte. „Bronskys Charaktere sind wie Um­risse, eine Menge ist gar nicht erzählt, nur angedeutet, eine bewährte Technik, die Bronskys Beobachtungen und kurze, intensive Ereignisse als Gegenstück ergänzen. Nicht immer ist das befriedigend, manches bleibt allzu leer. Doch die Balance klappt auch hier: Es sind schreckliche Dinge, die den Kindern widerfahren sind und mit denen sie erwachsen werden müssen. Dass sie es werden können, ist nicht die geringste Stärke dieses Sommerbuchs.“
    Alina Bronsky, Schallplattensommer (dtv)
  • „Lehrmeister Nachtfalter hat es gewusst“: In seinem Jugendbuch Shi Yu – Die Unbezwingbare erzählt Davide Morosinotto vom Leben einer chinesischen Piratin. „Natürlich weiß man bei vielen Romanen, dass am Ende alles gut ausgehen wird. Aber zumindest so zu tun, als könnte es anders sein, gelingt in Shi Yu – Die Unbezwingbare nur mäßig. (…) Noch interessanter sind die Stellen, an denen man tatsächlich etwas über die chinesische Gesellschaft, das Piratenleben und die damit ­einhergehenden Hindernisse erfährt.“
    Davide Morosinotto, Shi Yu: Die Unbezwingbare (aus dem Italienischen von Cornelia Panzacchi; Thienemann Verlag)
  • „Eine Hürde, kein Hindernis“: In ihrem Kinderbuch Ungebremst erzählt Ruth Anne Byrne von einer Dreizehnjährigen im Rollstuhl. „Das Buch schildert unverkrampft den Alltag von Kindern und Jugendlichen im Rollstuhl und beschönigt nichts. Die Geschichte von Nina zeigt, wie radikal sich das Leben durch eine Querschnittslähmung ändert, aber auch, welche Bedeutung die tatkräftige Unterstützung durch Familie, Freunde und Schule hat.“
    Ruth Anne Byrne, Ungebremst (Tulipan Verlag)

  • „Jenseits der Klischees“: Der Soziologe Olaf Bernau erklärt, warum Europa die Migration aus Afrika nicht wird stoppen können. „Es ist Zufall, dass das Buch Brennpunkt Westafrika von Olaf Bernau erschienen ist, kurz nachdem der russische Präsident Wladimir Putin den Krieg in der Ukraine angezettelt hat. Aber die Koinzidenz zeigt, wie unterschiedlich Europäer zu Flüchtlingen stehen. (…) Abgesehen von manchen diskussionswürdigen Interpretationen sowie von einigen veralteten Zahlen ist Brennpunkt Westafrika ein lesenswertes Buch. Es liefert Stoff für Debatten, die das Verhältnis von Afrika und Europa weiterbringen könnten.“

    Olaf Bernau, Brennpunkt Westafrika. Die Fluchtursachen und was Europa tun sollte (C.H. Beck)

  • „Beamte auf Beutezug“: Ramona Bräu zeigt auf, wie die deutsche NS-Finanzverwaltung im besetzten Polen agierte und mithalf, das Land systematisch auszuplündern. Zum richtigen Zeitpunkt kommt „ein nüchterner und streng wissenschaftlicher Blick auf die deutsche Ausplünderung Polens im Zweiten Weltkrieg zum richtigen Zeitpunkt. Freilich wird enttäuscht, wer hier auf umfassende Statistiken und neue Berechnungen gehofft hat – Ramona Bräus Dissertation widmet sich der Praxis der Ausbeutung, dem Teil, den die Finanzverwaltung vorangetrieben hat. Natürlich ist das nur ein kleiner Ausschnitt aus den viel umfassenderen Verbrechen, und sicherlich nicht der grausamste. Aber die Studie entstand im Rahmen eines vom Bundesfinanzministerium geförderten Projekts, das die Geschichte dieser Institution im Nationalsozialismus untersucht. Und genau darum geht es: Wie auch scheinbar harmlose Bürokraten in Besatzung und Krieg involviert waren, dazu beitrugen und so die Schreckensherrschaft erst ermöglichten.“

    Ramona Bräu, Die Plünderung Polens. Die Reichsfinanzverwaltung in den Jahren der Besatzung (1939 — 1945). Reihe: Das Reichsfinanzministerium im Nationalsozialismus (De Gruyter)

  • „Privilegiert. Marginalisiert. Migrantisiert.“: Canan Topçu sieht die Unversöhnlichkeit der Rassismus-Debatten mit Unbehagen. Sie will lieber Brücken bauen. „Ist das nun Migrantinnenliteratur, was Topçu liefert? Einerseits ja, denn sie erzählt eindrücklich von ihren Erfahrungen aus dieser Perspektive. Andererseits bleibt die Hessin mit türkischen Wurzeln auch hier versöhnlich. Die Gesellschaft habe sich verändert, befindet die Autorin und nennt den Büchermarkt als Beispiel. ‚Autoren, die früher höchstens in Nischenverlagen erschienen, veröffentlichen inzwischen ihre Bücher in renommierten Verlagen‘, stellt sie fest und schließt die Frage an: ‚Braucht es eine besondere Bezeichnung für all diese Autoren, die biografische Bezüge zu anderen Ländern haben und/oder andere Erfahrungen machen als Herkunftsdeutsche?‘ Ihre Antwort ist eindeutig: ‚Ich denke nicht.'“
    Canan Topçu, Nicht mein Antirassismus (Quadriga-Verlag)
  • „Chancen durch Chirurgie“: Zwei neue Bücher von Leïla Slimani erzählen die Vergangenheit auf aufregende Weise neu.
    Leïla Slimani, Der Duft der Blumen bei Nacht (Luchterhand)
    Leïla Slimani, Clément Oubrerie, Eine freie Frau. Graphic Novel (aus dem Französ. v. Amelie Thoma; btb-Verlag)
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